Borussia-Coach hat schon ein Geisterspiel erlebt Eine Extremsituation für Trainer-Motivator Rose

Mönchengladbach · Marco Rose hat mit RB Salzburg bereits ein Geisterspiel erlebt. Daher weiß Borussias Trainer, dass es nicht so einfach ist, mit diesen Begebenheiten umzugehen.

Marco Rose hat vor dem Köln-Spiel, das ohne Zuschauer stattfindet, eine ganz besondere Aufgabe in Sachen Motivation.

Marco Rose hat vor dem Köln-Spiel, das ohne Zuschauer stattfindet, eine ganz besondere Aufgabe in Sachen Motivation.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Marco Rose ist einer der ganz wenigen Gladbacher, der weiß, wie es ist, Teilnehmer bei einem Geisterspiel zu sein. In der vergangenen Saison fand das Champions-League-Qualifikationsspiel seines damaligen Arbeitgebers RB Salzburg bei Roter Stern Belgrad vor leeren Rängen statt. „Das ist kein Vorteil für eine Gästemannschaft, wir hätten auch lieber dort vor 50.000 Zuschauern gespielt. Das hat dem Spiel nicht gut getan und war für alle nicht einfach“, erinnert sich der 42-Jährige an das damalige 0:0.

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Das ist Marco Rose

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Rose wird in diesen Tagen auch daran denken, wie er sich damals vor und während des Spiels verhalten hat und seine Schlüsse daraus ziehen, was er verbessern kann. Klar ist, dass er in der Kabine offen mit diesem Thema umgehen will, aber auch schnell den Fokus auf das (aus sportlicher Sicht) Wesentliche lenken will. „Wir sprechen darüber, aber ohne Hysterie. Wir nehmen ja auch wahr, was passiert und wir wissen, warum wir nun ohne Zuschauer spielen und wir tragen das mit, auch wenn es bitter ist“, sagt Rose. „Aber sobald wir uns treffen, müssen wir uns auf unsere Leistung konzentrieren. Wir müssen mit dieser Situation jetzt umgehen. Wir haben bislang viele Punkte geholt und wollen noch viele weitere Punkte holen, um das Bestmögliche in dieser Saison zu erreichen. Deswegen wollen wir gegen Köln gewinnen.“

Dafür wird es auch wichtig sein, wie Gladbachs Trainer seine Spieler auf das Derby gegen Köln, das eigentlich eines der stimmungsvollsten Erlebnisse im Borussia-Park ist, einstellen wird. „Es ist schwierig, sich darauf vorzubereiten“, sagt Rose, der seine Mannschaft am Dienstag zum Abschlusstraining ausnahmsweise mal im Stadion versammelt hat, um schon mal ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, im leeren Borussia-Park zu spielen.

Im Spiel, das am Mittwoch um 18.30 Uhr angepfiffen wird, dürfte es dennoch nochmal etwas anderes sein für die Spieler. Kommandos sind sofort zu hören, es herrscht keine Stimmung der Fans, die einen pushen kann. Diesmal sind die Borussen auf sich allein gestellt. Da wird Rose nicht nur als Motivator in der Kabine, sondern auch am Spielfeldrand besonders gefragt sein. „Es ist aber auch wichtig, dass ich nicht übertreibe. Wenn wir ins Bett gehen, müssen wir uns schon gedanklich darauf einstellen, dass diesmal das Salz in der Suppe fehlen wird, wir werden merken, dass es diesmal ohne die Fans etwas anderes ist“, sagt Borussias Trainer. „Aber ich werde nichts Außergewöhnliches machen, es bringt auch nichts, wenn ich wie ein Rumpelstilzchen an der Seitenlinie rumspringe.“

Trotz der besonderen Situation versucht Borussia also, so normal wie möglich an das Spiel zu gehen, sowohl in der unmittelbaren Vorbereitung als auch während der Partie. Bei allem Besonderen, das dieses Spiel umgibt mit dem gesellschaftlich bestimmenden Thema „Coronavirus“ und dem sich daraus ergebenen Beschluss, dass das Derby als erstes von vielen Bundesliga-Spielen (vielleicht auch allen restlichen in dieser Saison) ohne Zuschauer ausgetragen wird, geht es für Gladbach um sehr wichtige Punkte im Kampf um die Champions League.

„Es geht um die Gesundheit der Bevölkerung, wir haben jetzt andere Probleme als Fußball. Das ist zwar die schönste Nebensache der Welt, aber eben nur eine Nebensache. Dennoch will ich dieses Spiel gewinnen“, sagt Sportdirektor Max Eberl.

Denn für ihn und den Klub steht sehr viel auf dem Spiel in den kommenden Wochen. Sportlich geht es um die Champions League und damit garantierten Einnahmen von etwa 30 Millionen Euro. Geld, das Gladbach insbesondere durch die aktuellen Vorkommnisse extrem beruhigen würde, da dem Verein mit jedem Geisterspiel etwa zwei Millionen Euro an Zuschauereinnahmen abhanden kommen. Jetzt kommt es in dieser Extremsituation auch auf Trainer-Motivator Rose an.

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