Geisterspiel gegen Köln Borussia stürmt in seltsamer Stille zum Derbysieg

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach hat in gespenstischer Atmosphäre den 50. Derbysieg gegen den 1. FC Köln eingefahren. Im wegen des Coronavirus ersten Bundesligaspiel überhaupt ohne Zuschauer gewann die Borussia am Mittwoch 2:1 gegen den Erzrivalen.

Bundesliga 19/20: Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln: die Bilder des Spiels
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Borussia - Köln: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Was das erste Geisterspiel der Fußball-Bundesliga gelehrt hat, ist: Fußball ist ein sehr kommunikativer Sport. Im leeren Borussia-Park in Mönchengladbach, wo sich die heimische Borussia und der rheinische Rivale 1. FC Köln wegen des Coronavirus zum fanfreien Derby trafen, war das, was sonst in den Gesängen von den Rängen untergeht, klar und deutlich zu hören: Fast jede Aktion geht mit einer Ansage vonstatten. Ansonsten war der 2:1-Sieg der Gladbacher vor allem ein Beleg dafür, dass Bundesliga-Fußball ohne Fans kein prickelndes Erlebnis ist. Ohne Tonspur ist ein Bundesligaspiel wie ein Kung-Fu-Film ohne Ton. Seltsam bis skurril. Die Kulisse ist ein Teil der Show.

Borussia geht als erster Gewinner eines Geisterspiels im deutschen Oberhaus in die Geschichte ein, und Breel Embolo, der erstmals seit dem Rückrundenauftakt bei Schalke 04 (0:2) wieder zur Startelf gehörte, geht als der erste Torschütze in diesem neuen Spiel-Genre in die Geschichte der Liga ein. Rund 300 Menschen wohnten dem Spiel bei – und vor dem Stadion hatten sich einige Hundert Fans versammelt, die den Team-Bus empfingen und deren Gesang später ins Stadioninnere drang. Die Gladbacher holten sich die drei fehlenden Punkte, um in der Tabelle wieder an Leverkusen auf Rang vier vorbeizuziehen. So lautet das Gladbacher Fazit des Geisterspiels: skurril, aber erfolgreich.

Zurück zu Embolo. Als er sein Tor nach der Vorarbeit von Patrick Herrmann machte, legte er die Hände hinter seine Ohren, so als wollt er sagen: „Lasst was hören, Leute.“ Dann entschied er sich aber noch für einen Luftsprung und jubelte. Er, der Schweizer, der Bundesliga-Geschichte schrieb mit sein seinem siebten Saisontor. Embolo, der zuletzt als Einwechselspieler in Augsburg und gegen Dortmund noch große Tormöglichkeiten ungenutzt gelassen hatte. Nun schlenzte er den Ball mit links ins Tor. Die übliche Tormusik ertönte immerhin zu Ehren des Erfolgreichen.

Embolo gehörte zu den fünf Männern, die Rose in einer üppigen Rotationsaktion in die Anfangsformation für das Derby befördert hatte. Wie auch Herrmann, Oscar Wendt, Tobias Strobl und Marcus Thuram. Gegen die im Höhenflug befindlichen Kölner (zuvor acht Siege in den letzten zehn Spielen) setzte Rose auf Routine und Wucht im Zentrum mit Strobl und Christoph Kramer auf der Sechs und Embolo als Zehner hinter dem Dreierangriff im 4-3-3-System.

Die Kölner hatten die erste Gelegenheit des Spiels, als Mark Uth einen Freistoß knapp über das Tor von Yann Sommer zirkelte. Kurz darauf versuchte es auf der anderen Seite Plea nach einer Stafette über Embolo und Stefan Lainer, doch hier war Timo Horn auf dem Posten. Köln blieb immer im Spiel, das Selbstvertrauen, dass der Aufschwung unter Trainer Markus Gisdol gebracht hat, war spürbar. Doch die Gladbacher hielten konzentriert dagegen und hatten aufgrund der individuellen Qualitäten im Team Vorteile. Doch es fehlte auf beiden Seiten der letzte Effekt.

Bis erneut Embolo, der zum nicht-öffentlichen Derby-Helden avancierte, wieder produktiv wurde. Er brachte den Ball scharf vor Horns Tor und „zwang“ Jorge Meré zu einem Eigentor. Während der Kölner konsterniert am Boden saß, versammelte sich das Team um Vorlagengeber Embolo. Der hatte zuletzt keine so gute Zeit, nun meldete er sich eindrucksvoll zurück an einem historischen Tag. Kölns Marc Uth ergänzte die Statistik mit seinem Anschlusstreffer zum Endstand.

Was folgte, war die Ruhe nach dem 50. Gladbacher Derby-Triumph. Der Nieselregen passte an diesem Abend zu einem „Geisterspiel“. Für die Borussen wird es am Sonntag in Frankfurt ein Erlebnis dieser Art als Auswärtsteam geben, die Kölner erleben ihre derartige Heim-Premiere – so sich die Lage nicht doch noch ändert und auch die Bundesliga abgesagt wird.

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