„Schlechte Entscheidung“ Gladbach-Torwart Omlin zeigt auch bei eigenen Ausrutschern klare Kante

Mönchengladbach · Alle 47 Minuten kassiert Jonas Omlin ein Gegentor. Gegen Bremen traf Gladbachs Torwart erstmals eine echte Mitschuld. Doch nicht nur mit seiner Aussage zum eigenen Fehler dürfte Omlin viel Zustimmung ernten.

 Jonas Omlin sah beim Gegentor zum 1:1 gegen Werder Bremen schlecht aus.

Jonas Omlin sah beim Gegentor zum 1:1 gegen Werder Bremen schlecht aus.

Foto: dpa/Marius Becker

„Wir können noch mal aufs 1:1 schauen“, sagte der „Dazn“-Reporter. Jonas Omlin verzog die Mundwinkel und sah auf dem Monitor, wie er nach Romano Schmids Schnittstellenpass auf Marvin Ducksch aus seinem Tor eilte und zu Boden ging. Ko Itakura grätschte, setzte im Fallen und Liegen noch mehrmals nach, konnte Ducksch aber nicht mehr daran hindern, den Ball über die Linie zu schieben. „Was macht Omlin da?“, rief der Kommentator in der Szene. „Ganz klar eine schlechte Entscheidung von mir, ich darf da nicht rausstechen“, erklärte Omlin. „Ich muss sehen, dass Ko noch dran ist. Ich rutsche auch noch weg, dann wird es extrem schwierig.“

Für seine klaren Worte schätzen ihn die Fans schon nach zwei Monaten im Verein. Omlin hat nicht nur Yann Sommers Job im Tor nahtlos übernommen, sondern auch die Führungsrolle, die er nach beinahe jedem Spiel am Mikrofon ausfüllt. Wenn er zur nächsten Saison zum Vize-Kapitän aufsteigen würde, wäre das keine Überraschung, wenngleich Omlin selbst eher Feldspieler als Binden-Anwärter sieht.

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Eines hat er mit Sommer noch gemein: Er muss jede Menge Gegentore erklären, für die er in der Regel nichts kann. Am Freitag beim 2:2 gegen Werder sah Omlin jedoch beim ersten von zwei Ausgleichstreffern erstmals gar nicht gut aus. Als er Ende Januar in Augsburg den Ball fallen ließ nach einer Ecke, rettete ihn der VAR, diesmal war nichts mehr auszubügeln.

14 Gegentore in nur 660 Bundesliga-Minuten hat Omlin kassiert. Die Schüsse, die auf sein Tor gingen, hatten nur eine Erfolgswahrscheinlichkeit von 10,9, womit der Schweizer in den roten Zahlen ist. Die Abwehrquote von 61 Prozent wirkt ebenfalls ausbaufähig, und doch sind seine Auftritte im Gladbacher Kasten eher ein Indiz dafür, dass die Statistiken nicht alles verraten. So taucht seine entschlossene Doppelabwehr außerhalb des Strafraums beim 0:0 gegen Schalke nirgendwo auf. Gegen Werder entschärfte Omlin den ersten Schreckmoment nach Itakuras misslungenem Rückpass, indem er den Ball mit der Hacke hinter dem Rücken spielte und den heraneilenden Gegner ins Leere laufen ließ.

Diese Selbstsicherheit zeichnet den 29-Jährigen auch in seinen Interviews aus. Nach der 1:4-Pleite bei Hertha BSC monierte er Borussias Verhalten bei 50:50-Bällen. „Wenn du drei, vier von diesen verlierst, ist das kein Zufall mehr. Das ist dann eine Einstellungssache. Wir müssen mehr Mentalität an den Tag legen. Sonst kriegen wir gegen jede Mannschaft Tore. Wir brauchen eine andere Einstellung, um Spiele zu gewinnen. Egal, ob gegen Hertha, Augsburg oder Bayern. Wir müssen einen Zahn zulegen!“, sagte Omlin bei „Sport 1“. Borussia schlug ein paar Tage später die Bayern, bis heute der letzte Sieg.

In Mainz verletzte sich Omlin kurz vor dem ersten Gegentor, zweimal musste er komplett zusehen, nun feierte er gegen Bremen sein Comeback. „Wir haben viele Flüchtigkeitsfehler gemacht vor dem Tor und auch hinten“, sagte er. „Die Tore darfst du nicht kriegen. Dann hast du es auch nicht verdient, zu gewinnen.“

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Die klare Kante zeigte Omlin, der nun zur Schweizer Nationalmannschaft reist und dort Sommer wiedersieht, auch, als es um die nächste Aufgabe nach der Länderspielpause ging. „Wir müssen zusehen, dass wir einen richtig geilen Biss an den Tag legen, wenn wir nach Köln fahren, und dort unbedingt Punkte holen. Das ist für die Fans und den Verein enorm wichtig, ich will den ersten Derbysieg mit Gladbach feiern“, sagte er. Bei solchen Aussagen werden Gladbachs Anhänger ihm auch mal buchstäbliche Ausrutscher wie gegen Bremen verzeihen.

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