2:2 gegen Bremen Gladbachs Chancenwucher wird bestraft

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach konnte sich vor der Länderspielpause und dem anschließenden Derby beim 1. FC Köln keine weitere Enttäuschung erlauben. Marcus Thuram und Florian Neuhaus schienen sie mit ihren Toren gegen Werder Bremen zu verhindern. Doch es reichte nicht.

Noten Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik gegen Werder Bremen
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Borussia - Bremen: die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Marius Becker

Es ging um einen Spitzenplatz zwischen Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen – in der zweiten Tabellenhälfte. Für die Gäste aus dem Norden ist das als Aufsteiger eine wohltuendere Realität als für die Gastgeber aus dem Westen, die gegenüber der schwachen Vorsaison bestenfalls stagnieren. „Wir wollen den Abwärtstrend der letzten Jahre stoppen und uns gut für die Zukunft aufstellen. Da ist jeder Tabellenplatz wichtig – für das Gefühl und die harten Fakten“, hatte Gladbachs Trainer Daniel Farke vor dem Spiel gesagt.

Einen Tabellenplatz hätte Borussia nicht gewinnen können, aber wichtige drei Punkte vor der Länderspielpause und dem Derby beim 1. FC Köln am 2. April. Es wurde nur einer beim 2:2 gegen Bremen, das sich für die Gladbacher aufgrund ihres Chancenwuchers wie eine Niederlage anfühlen musste.

Die 0:3-Pleite in der Vorwoche gegen RB Leipzig hatte für ein unliebsames Novum gesorgt: Erstmals verlor Borussia drei Auswärtsspiele in Folge mit drei Toren Differenz. Zu Hause steht die Mannschaft angesichts dieser Misere ständig unter Wiedergutmachungszwang. Die Aufgabe gegen Werder ging Borussia mit zwei Änderungen an: Jonas Omlin kehrte nach drei Wochen Pause ins Tor zurück, Lars Stindl ersetzte vorne links Alassane Plea, den Anti-Matchwinner von Leipzig (Elfmeter verschossen, Elfmeter verursacht). Komplizierter war die Aufstellung für Bremens Coach Ole Werner, der defensiv improvisieren musste: Sowohl Michael Zetterer im Tor als auch der 17-jährige Fabio Chiarodia in der Dreierkette feierten ihr Startelfdebüt in der Bundesliga.

Für Borussia entwickelte sich schnell ein trügerisches Muster: Sie hatte leibhaftige Top-Möglichkeiten und hinderte den Gegner meist im letzten Moment an eigenen. So setzte Stindl nach Thurams Vorlage den Ball aus seiner eigentlichen Paradeposition rund um den Elfmeterpunkt in Rückenlage über das Tor. Später war Thuram der Abnehmer nach Jonas Hofmanns Hereingabe, scheiterte aber an Zetterer.

Wann immer Gladbach schoss, war es gefährlich. 1,68 Expected Goals standen zur Pause in der Statistik, 1,68 Tore blieben die Gastgeber hinter dem Erwartungswert zurück, nachdem Thuram noch eine Großchance vergeben hatte. Werders erster offizieller Torschuss stammte zwar erst aus der 40. Minute, da hatte jedoch unter anderem Joe Scally einmal in höchster Not gerettet, nachdem Mitchell Weiser durchgebrochen war. In einer weiteren gefährlichen Szene fand der Flügelverteidiger keinen Abnehmer im Zentrum, darüber hinaus spitzelte Hofmann stark den Ball vor dem einschussbereiten Niclas Füllkrug weg. Nur einmal musste Omlin wirklich parieren.

Borussia Mönchengladbach: Zuschauer-Schnitt seit 2004
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Der Zuschauer-Schnitt im Borussia-Park

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Farke stellte um und bot erstmals eine Dreierkette auf. Bevor sich naheliegendes „Wenn sich das mal nicht rächt“-Unken bewahrheiten konnte, beendete Thuram in der 48. Minute seinen Chancenwucher. Hofmann legte per Hacke ab und dann zeigte der Franzose, dass ihm das Toreschießen mit buchstäblichem Anlauf oft leichter fällt – Borussias erster Treffer nach 324 Spielminuten. Hofmann verpasste es in der 55. Minute, Werders notorische Schwäche in der Viertelstunde nach dem Seitenwechsel noch einmal auszunutzen. Zetterer war bei Hofmanns frechem Freistoß in die kurze Ecke aufmerksam. Dann parierte Werders Keepers mal wieder gegen Thuram, diesmal mit dem Fuß.

2,84 Expected Goals hatte Borussia da angehäuft, aber nur einmal getroffen – es konnte sich also doch noch rächen. Und das tat es in der 65. Minute: Romano Schmid, gerade eingewechselt, fand Marvin Ducksch mit einem tollen Schnittstellenpass. Torwart Omlin kam überhastet raus und rutschte, Ducksch verwandelte souverän. Doch Gladbach gelang die siegbringende Antwort mit dem 20. Torschuss des Spiels und 2:1. Stindl scheiterte nach einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte noch an Zetterer, Neuhaus versenkte den Nachschuss mit links.

Es sollte jedoch nicht das Siegtor sein, Werder kam ein weiteres Mal zurück. Über Weiser und Füllkrug landete der Ball bei Ducksch, der Omlin mit einem Schlenzer bezwang. Eine Minute vor dem Ende war Gladbachs Führung dahin. Es blieb beim 2:2, nachdem Werder in der Nachspielzeit sogar noch am Sieg schnuppern durfte.

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