Künftiger Borussia-Trainer Roses Abschied mit Toren, Tränen und Triumphen

Mönchengladbach · Am Sonntag verabschiedete sich Borussias künftiger Trainer als Double-Gewinner und mit einem 7:0-Schützenfest aus Salzburg. Es wurde emotional. Am Mittwoch wird er offiziell in Gladbach vorgestellt.

 Sichtbar ergriffen: Marco Rose bei seinem Abschied von RB Salzburg.

Sichtbar ergriffen: Marco Rose bei seinem Abschied von RB Salzburg.

Foto: imago images / GEPA pictures/via www.imago-images.de

Marco Rose ist gebürtiger Leipziger. Doch er hat offenbar ein Gespür für das niederrheinische Gemüt. In seiner künftigen Wahlheimat wird das Brauchtum gepflegt. Der neue Cheftrainer Borussias hat dem auf gewisse Weise fußballerisch Rechnung getragen. Denn er hat sich mit einem ausgewachsenen Schützenfest gegen St. Pölten von seinem bisherigen Klub RB Salzburg verabschiedet. 7:0 endete das letzte seiner 134 Pflichtspiele als Trainer des Profiteams von RB. Es gab den 82. Sieg insgesamt, den 50. in der Liga. 272 Tore haben die Fußballer aus der Mozartstadt in seiner Amtszeit erzielt, zwei Meistertitel geholt und einmal den Pokal gewonnen. Das sind die bloßen Zahlen.

Es gibt ein Buch über Borussia, geschrieben von Holger Jenrich, das heißt: „Tore, Tränen und Triumphe“. In Anlehnung daran ist Roses Abschied aus Salzburg zu beschreiben: Es gab den Double-Triumph, sieben Tore und schließlich Abschiedstränen. Ja, die Salzburger haben Rose liebgewonnen, nicht nur wegen der guten Zahlen. „Er ist ein überragender Typ mit einem überragenden Charakter. Er hat eine super Ausstrahlung, überzeugt mit Fachwissen, und er hat einen guten Draht zu allen in der Mannschaft“, sagte Co-Trainer Alexander Zickler mal über seinen Chef, den er nach Gladbach begleiten wird.

Der frühere Bayern-Star ließ seinen Emotionen am Sonntagabend freien Lauf. „Es ist großartig, was ich hier miterleben durfte. Aber der Abschied ist auch traurig. Es waren unfassbare Jahre hier, ich musste schon bei der Verabschiedung vor dem Spiel weinen, da war kein Halten mehr“, gestand Zickler.

Auch Rose war ergriffen, das zeigen die Fotos von der Meisterfeier. Der 42-Jährige war das beliebteste Motiv für die Selfies der Fans an diesem Tag, er musste schier endlos viele Leute herzen. Später wurde mit all dem „Blechernen“ (wie Borussias Sportdirektor Max Eberl zu sagen pflegt), das er in Salzburg gewonnen hat, abgelichtet.

Er weiß, dass der Weg zu Titeln in seinem neuen Arbeitsumfeld, der deutschen Bundesliga, viel, viel, viel länger ist als in Österreich. Natürlich wird jeder gewonnene Titel gern genommen, doch zuvorderst hat Eberl Rose verpflichtet, um Borussia sportlich neu auszurichten.

Dass er einer Mannschaft eine Richtung geben kann, hat Roses letztes Spiel in Salzburg gezeigt. „Man hat gesehen, welch tolle Mannschaft das ist. Diese unglaubliche Gier, die in ihr steckt. Als Trainer will man immer die besondere Mannschaft haben, die muss man aber auch entwickeln, das Ergebnis hat man über die ganze Saison gesehen. Wir haben den Pokal zurückgeholt, eine sehr gute Europa-League-Saison gespielt, tolle Spiele gemacht und die Meisterschaft mit 7:0 beendet“, sagte Rose den „Salzburger Nachrichten“. Er gestand: „Vor allem vor dem Spiel, in der Kabine, musste ich noch ordentlich schlucken, bei meiner Ansprache. Es ist ein Ausdruck von Respekt, Glück, Freude, Dankbarkeit. Ich bin voller Dankbarkeit für die sechs herausragenden Jahre mit allen Höhen und Tiefen.“

Nun beginnt für ihn eine neue Zeitrechnung. Bei Borussia. Am Mittwoch wird er offiziell vorgestellt. Es dürfte voll werden im Medienraum des Borussia-Parks. Denn er ist „im Moment der „Gehypteste von allen“, wie sein Kumpel Jürgen Klopp gesagt hat. Und eben auch einer von acht Bundesliga-Neulingen an der Linie, die es in der kommenden Saison geben wird. Rose, der als Profi 282 Spiele machte, ist lange genug im Geschäft, er weiß, wie schnell Stimmungen kippen: „Heute bist du eine heiße Aktie, morgen eine kalte Kartoffel“, so wurde er mal zitiert.

Die Borussen gehen davon aus, dass er eine heiße Aktie bleibt und sogar eine ist, die im Wert steigt. Er wird sich ab sofort reinknien in „sein“ Projekt Borussia, er ist rund um die Uhr mit Fußball beschäftigt, ist zu hören. Seine Lebensgefährtin Nikola Pietzsch, Rechtsanwältin und frühere Handball-Nationalspielerin, lebt mit der gemeinsamen Tochter in Leipzig.

Rose sei, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“, ein „Menschenfänger und Spielerbessermacher“. Bei seiner Idee vom Fußball geht es um Ballbesitz ebenso wie um Pressing, um Gegenpressing bei Ballverlusten und Umschaltspiel, darum, den Moment richtig zu nutzen. Er will eine „ideale Mischkultur“, aber immer intensiv. Die Anlagen für all das sind da im Borussen-Team, Rose soll sie weiter herausarbeiten.

Klar, dass sie in Gladbach gern auch Schützenfeste sehen würden, schließlich wechselt Rose zu einem Klub, der in Fohlenelf-Zeiten den klangvollen Beinamen „Torfabrik“ trug. Der Trainer stellt sich der Tradition, sie war ein Grund für ihn, sich für Borussia und gegen Wolfsburg zu entscheiden. Daran, dass er den Auftrag in Gladbach erfüllt, dürfte zumindest Klopp keinen Zweifel hegen: „Er könnte jeden Job der Welt machen, ich traue ihm alles zu“, sagte er über Rose, den er als Spieler in Mainz in 156 Spielen aufstellte.

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