Interview Isabel und Arie van Lent „Im Tennis habe ich keine Chance mehr gegen sie“

Mönchengladbach · Borussias Ex-Torjäger und heutiger U23-Trainer und seine Tochter, die beim Gladbacher HTC in der Niederrheinliga spielt, sprechen über Profikarrieren, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Tennis und Fußball.

 Tennis- und Fußball-Leidenschaft vereint: Isabel und Arie van Lent im Vater-Tochter-Interview in unserer Redaktion.

Tennis- und Fußball-Leidenschaft vereint: Isabel und Arie van Lent im Vater-Tochter-Interview in unserer Redaktion.

Foto: Karsten Kellermann

Isabel – wie ist das, Tochter eines Profisportlers zu sein, wenn man selber Sport macht?

Isabel van Lent Das macht sich eigentlich nicht so sehr bemerkbar. Vielleicht, dass man mehr Ehrgeiz hat, aber das war es eigentlich auch schon. Es gibt da keinen großen Druck von ihm oder von außen.

Wie ist das für Sie? Packt einen der sportliche Ehrgeiz wieder mehr, wenn man die Tochter spielen sieht?

Arie van Lent Ja – aber man steht in einer ganz anderen Rolle da und muss ein bisschen vorsichtiger sein, weil man der Vater ist. So benehme ich mich aber auch. Ich bin total zurückhaltend und lasse sie wirklich in Ruhe. Ihre Mama ist immer mit, macht alles, die Turnierplanung, fährt überall mit hin und ist auch sehr sachlich. Ich bin da eher sehr nervös, weil mir das Zugucken schwerfällt. Das ist als Vater noch schlimmer als als Trainer.

Im Tennis muss man wahrscheinlich eh zurückhaltender sein als im Fußball, oder?

Arie van Lent Stimmt. Im Fußball kannst du ja noch schreien an der Seitenlinie. Das kannst du dir im Tennis gar nicht erlauben, erst recht nicht mit der Wortwahl wie im Fußball (lacht).

Gucken Sie mehr als Vater oder als Trainer?

Arie van Lent Nur als Vater, als Trainer gar nicht. Auch mit den Kommentaren muss man immer aufpassen: Was ist Trainer, was ist Papa? Manche Dinge weiß man, weil sie ähnlich zum Fußball sind. Aber ich will da gar nicht reinreden, der GHTC hat mit Daniel Puttkammer und Steffen Klasen gute Trainer.

Wäre das anders, wenn sie Fußball spielen würde?

Arie van Lent (macht eine Pause): Bestimmt (lacht).

Kam das mal infrage, Fußballerin zu werden?

Isabel van Lent Nein, nie. Ich interessiere mich auch nicht so richtig für Fußball. Wenn Papa spielt oder als Trainer arbeitet, interessiert mich das schon, aber ich gucke jetzt keine Vereinsspiele im Fernsehen. Ich schaue aber schon im Internet nach, wie Borussias U23 gespielt hat.

Um zu wissen ob er mit guter oder schlechter Laune nach Hause kommt?

Arie van Lent Das sieht man nicht unbedingt am Ergebnis. Wenn wir ein gutes Ergebnis, aber schlecht gespielt haben, habe ich schon schlechte Laune, wenn wir gut gespielt, aber ein schlechtes Ergebnis haben, kann ich auch akzeptieren, wenn der Gegner an dem Tag besser war.

Wie ist das bei dir, wenn du verlierst?

Isabel van Lent Dann bin ich schon ein bisschen enttäuscht, aber dann auch nicht super schlecht gelaunt den ganzen Tag. Ich kann mit Niederlagen umgehen, wenn ich finde, dass ich trotzdem gut gespielt habe. Die Leistung steht eher im Vordergrund als das Ergebnis. Obwohl ich noch jung bin, kann ich das sehr gut einschätzen und weiß, dass ich noch viele Schwankungen habe.

Ist dein Vater ein guter Trainer?

Isabel van Lent Ja. Wie er das Training macht, auch dank seiner Erfahrung von früher. Ich glaube, das kommt gut an. Das gilt aber eher für den Fußball. Beim Tennis kann er mir zwar auch ein paar Sachen sagen, aber ich glaube, ein richtiger Tennis-Trainer wird er nicht mehr (lächelt).

Wenn du gegen ihn Tennis spielst, geht es 6:0, 6:0 für dich aus?

Isabel van Lent Das weiß ich nicht (lacht).

Arie van Lent Wir haben das im letzten Jahr zum letzten Mal gemacht. Sicher ist: Ich schlage sie nicht mehr. Bis vor anderthalb Jahren habe ich sie noch besiegen können, weil ich härter schlage, aber jetzt geht das nicht mehr. Sie ist beweglich und schnell. Da habe ich keine Chance mehr, das weiß ich. Da sieht man ihre Entwicklung, sie ist im GHTC unheimlich gut aufgehoben. Sie ist die jüngste in der ersten Mannschaft, die älteste ist 27 – aber alle nehmen sie sehr gut auf und sie fühlt sich sehr wohl.

Was ist dein bester Schlag und woran musst du noch arbeiten?

Isabel van Lent Der Rückhand-Longline liegt mir, den kann ich einfach. Damit mache ich die meisten Winner. Aber ich höre von meinen Trainern, dass die Körpersprache noch besser werden muss, dass ich manchmal zu ruhig und zu lieb bin. Ich müsste vielleicht emotionaler, lauter und aggressiver auf dem Platz werden.

Dazu gibt es bestimmt Youtube-Videos von deinem Vater…

Isabel van Lent Genau (grinst). Da habe ich auch schon geschaut. Das war schon anders, ihn so zu sehen.

Arie van Lent Ja, das musste ich auch erklären, dass es auf dem Platz manchmal anders ist als neben dem Platz. Aber das dürfen ruhig zwei Welten sein.

Arie van Lent: Vom Kopfballungeheuer zu Borussia Mönchengladbachs U23
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Das ist Arie van Lent

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Foto: Dieter Wiechmann

Wie weit geht dein Weg im Tennis noch? Bis ins Profigeschäft?

Isabel van Lent Ich muss noch viel dazulernen, aber wenn ich dranbleibe, schaffe ich das vielleicht. Obwohl das im Tennis auch gar nicht so leicht ist, weil man sich über Turniere Punkte erspielen muss, um höher zu kommen. Aber es ist auch interessant, wenn man im Ausland spielt, weil die Leute da ganz anders spielen. Schon in Holland oder Luxemburg ist es gleich ein ganz anderes Spiel. Aber das ist alles noch weit weg, ich versuche einfach, so weit wie möglich zu kommen. Wenn ich eine Profi-Laufbahn schaffen könnte, wäre das schon cool.

Welches Grand-Slam-Turnier würdest du gerne mal erreichen?

Isabel van Lent Die US Open wären schon sehr cool. New York ist eine tolle Stadt, da will ich sowieso mal hin.

Hat Isabel das Zeug zur Profikarriere?

Arie van Lent Sie muss sicher noch viel arbeiten, und es ist schwierig, Prognosen für eine 15-Jährige abzugeben. Aber sie macht diese Sportart total gerne, und ich hoffe, dass sie voll dabei bleibt, ob sie Profi wird oder nicht. Das ist meine große Bitte an sie, dass sie voll mit Spaß dabei bleibt. Talent und Ehrgeiz hat sie auf jeden Fall. Der Aufwand ist aber auch jetzt schon groß. Sie hat unheimlich lange Schule und fährt von da direkt auf den Tennisplatz. Manchmal hat sie auch zweimal Training, dann kommt sie nach Hause, isst was und fährt abends zum Mannschaftstraining. Das ist ganz schön anstrengend.

Als Profi muss man auch auf viel verzichten.

Arie van Lent Ja, aber man kriegt auch viel zurück. Wenn man es schafft, ist es etwas Besonderes. Und auf was verzichtet man denn eigentlich? Dass man mal abends mit den Freunden weggehen kann? Das täuscht, man trifft sich dann halt unter der Woche. Aber wir können ihr nicht sagen, was sie machen soll. Sie macht sich schon selbst Druck, weil sie gewinnen will. Wir finden es gar nicht schlimm, wenn sie verliert, nur nachlassen soll sie nicht, sondern die ganze Zeit voll dabei sein. Wenn sie Profi werden möchte, werden wir sie weiter in dieser Richtung unterstützen.

Beim GHTC ist Philipp Kohlschreiber die Nummer eins. Hast du schon mal mit ihm gesprochen?

Isabel van Lent Ich habe schon einmal gegen ihn gespielt (lacht). Das war ein Mixed-Turnier im letzten Sommer, wo Soraya Moradian aus unserer Mannschaft mit Kohlschreiber gegen Marton Fucsovics und mich gespielt hat. Die haben schon ein bisschen leichter gespielt und haben uns mitspielen lassen. Wir haben trotzdem verloren. Aber das war schon cool, und wir gucken uns die Bundesligaspiele der Herren auch gerne an.

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