Torwartfehler und Chancenwucher BVB kassiert beim 1:1 gegen Aufsteiger Bochum nächsten Dämpfer

Bochum · Der VfL Bochum hat den großen Nachbarn aus Dortmund mächtig die Tour vermasselt. Im ersten Aufeinandertreffen in der Bundesliga seit elf Jahren lieferte der Aufsteiger eine aufopferungsvolle Partie. Julian Brandt rettete dem BVB immerhin noch einen Punkt.

 Im Privatduell: Manuel Riemann und Erling Haaland.

Im Privatduell: Manuel Riemann und Erling Haaland.

Foto: AP/Martin Meissner

Borussia Dortmund hat im ersten Revierderby gegen den VfL Bochum in der Bundesliga seit elf Jahren einen Dämpfer hinnehmen müssen. Ein Elfmeter, Chancenwucher und der Videobeweis waren in der Kombination zu viel gegen aufopferungsvoll kämpfende Bochumer. Nur ein Treffer von Julian Brandt in der 85. Minute rettete dem BVB einen Punkt, nachdem Sebastian Polter kurz vor der Pause per Elfmeter zur Führung traf. Damit konnte der BVB eine Woche nach der Pleite im Spitzenspiel gegen den FC Bayern keine Wiedergutmachung betreiben. Die Bochumer hingegen bleiben weiter die Überraschungsmannschaft der Saison.

Es waren keine zwei Minuten im „kleinen Derby“ zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund gespielt, da heizte Elvis Rexhbecaj noch einmal die Anhänger der Blau-Weißen ein. Sie sollen noch mehr Gas geben, noch lauter singen. Und sie gehorchten ihm. Nicht, dass es nötig gewesen wäre im Hexenkessel Ruhrstadion an der Castroper Straße an diesem Samstagnachmittag. Vom „kleinen Derby“ spricht in Bochum ohnehin niemand. Das Spiel gegen den großen Nachbarn aus dem Osten ist die Partie der Saison – und sie war am 15. Spieltag sogar soetwas wie eine Bonus-Partie, schließlich stand der VfL mit 19 Punkten nach 14 Spielen besser da, als man sich das wohl selbst gedacht hätte nach der Bundesliga-Rückkehr.

„Durch ihre Siege ist Selbstvertrauen dazu gekommen, sie haben genügend Abstand nach unten. An so einem Tag wie am Samstag kannst du deshalb versuchen, den BVB richtig zu ärgern. Das macht sie gefährlich. Da müssen wir vorsichtig sein“, mahnte Dortmunds Trainer Marco Rose, der die Partie aufgrund seines Feldverweises gegen den FC Bayern übrigens nicht von der Seitenlinie aus, sondern aus einer Loge heraus verfolgte, vor der Partie.

Und er sollte Recht behalten. Der VfL Bochum trat offensiv denkend, angriffslustig und ohne Angst gegen Erling Haaland und Co. auf. Und das, obwohl Trainer Thomas Reis seine Startelf gegenüber der Vorwoche aufgrund von Corona- und Verletzungsproblemen gleich auf vier Positionen veränderte.

Wichtigste Personalie war wohl die Rückkehr von Torhüter Manuel Riemann. Er ist der sichere Rückhalt der Bochumer, der Leader des Teams und derjenige, der mit seinen Aktionen die Fans mitnimmt. Das bewies er wieder einmal eindrucksvoll, als er sich im eigenen Strafraum gegen mehrere Dortmunder fast verdribbelte, den Fehler dann aber wieder gutmachte. Oder in den Minuten danach mehrfach mit starken Reflexen die Führung der Dortmunder (18. Minute gegen Bellingham, 19. Minute gegen Reus) verhinderte oder Glück hatte, dass Haaland nicht richtig an den Ball kam.

Die Gäste aus Dortmund waren zwar um Spielkontrolle bemüht, hatten auch durchaus mehr Ballbesitz und tauchten häufiger in der gegnerischen Hälfte auf, doch wirklich zwingend wurde es lange nicht. Den Bochumern hingegen war der Wille nicht abzusprechen, gekämpft wurde erstklassig um jeden Ball. Doch immer wieder wechselten sich Stockfehler und Fehlpässe ab. Klare Torchancen gab es nicht. Den 13.799 Fans (darunter 675 aus Dortmund) war es aber egal. Sie feierten ihre Mannschaft und feuerten sie trotz Maskenpflicht am Platz lautstark an.

Richtig laut wurde es dann in der 40. Minute, als Christopher Antwi-Adjei nach einem Steilpass allein in den Strafraum eindringt und vom in dieser Saison bisher starken Dortmunder Torhüter Gregor Kobel rüde von den Beinen geholt wurde. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck blieb in dieser Situation gar nichts anderes übrig, als auf den Punkt zu zeigen. Von dort traf Sebastian Polter zur etwas unerwarteten 1:0-Führung. Die Heimfans quittierten es mit „Die-Nummer-eins-im-Pott-sind-wir“-Gesänge und feierten ihre Mannschaft bis in die Pause hinein.

Aus dieser kam der BVB sichtlich motiviert hinaus und wollte den Rückstand möglichst schnell wettmachen. Doch zunächst scheiterte Nico Schulz mit einer Volley-Abnahme, weil Maxim Leitsch auf der Linie klärte (46.), dann vergab Haaland mehrere Chancen, bevor erneut Leitsch einen Schuss blockte und Dan-Axel Zagadou über das Tor köpfte.

In der 54. Minute konnte dann aber kein Bochumer mehr eingreifen als Marius Wolf ins rechte untere Eck zum Ausgleich traf – vermeintlich. Denn im Gewusel vor dem Tor stand Jude Bellingham im Blickfeld von Riemann und behinderte ihn somit in der Sicht. Schiedrichter Jöllenbeck entschied nach drei Minuten Videobeweis und einer Ansicht der Szene am Spielfeldrand auf Abseits. Der BVB drückte aber weiter aufs Gaspedal und nutzte immer wieder, dass die Bochumer plötzlich Lücken anboten. Die letzte Linie des Bollwerks hielt aber. Danilo Soares klärte in der 63. Minute auf der Linie einen Versuch von Reus.

Der VfL konnte sich nur noch selten befreien, Trainer Reis blieb aber mutig und wechselte zunächst offensiv. Mit langen Bällen auf die schnellen Außenspieler schafften es die Bochumer dann zumindest ab und zu über die Mittellinie – und nahmen sich so selbst den ganz großen Druck. Der BVB blieb zwar spielbestimmend – und nutzte in der 85. Minute dann doch durch den eingewechselten Brandt eine Möglichkeit zum Ausgleich. Sein Schuss ins kurze Eck konnte Riemann nicht mehr entschärfen.

Nun wurde es noch einmal ein offener Schlagabtausch. Der VfL versuchte es mit Kontern, der BVB mit langen Bällen. Am Ende blieb es aber beim 1:1, das die Bochumer Fans lautstark feierten.

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