Diskussion um Fake-Bus Wieso der BVB Pufpaff und „TV Total“ danken sollte

Meinung | Dortmund · Sebastian Pufpaff hat sich mit einem falschen Mannschaftsbus ins Dortmunder Stadion geschmuggelt. Der BVB fand die Aktion gar nicht lustig, der „TV Total“-Moderator bekommt wohl Stadionverbot. Dabei sollte der Bundesligist dankbar sein über die Lehrstunde in Sachen Sicherheit.

 „TV Total“-Moderator Sebastian Pufpaff.

„TV Total“-Moderator Sebastian Pufpaff.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Dieser TV-Scherz erhitzt die Gemüter: „TV Total“-Moderator Sebastian Pufpaff hat sich mit einem falschen Mannschaftsbus ins Dortmunder Stadion geschmuggelt. Es werden Stimmen laut, wie daneben diese Aktion war – in Anbetracht dessen, dass der BVB-Mannschaftsbus im Jahr 2017 Opfer eines Anschlags mit Verletzten geworden war. Vereinsboss Hans-Joachim Watzke sagte den „Ruhr Nachrichten“: „Das gibt auf jeden Fall Stadionverbot für alle Beteiligten.“ So etwas gehe „gar nicht“.

Anstatt sich über den TV-Streich zu echauffieren, sollten die BVB-Verantwortlichen aber lieber dankbar sein. Dankbar über eine kostenlose Vorführung in Sachen Sicherheit. Denn ob man Pufpaffs Aktion jetzt lustig findet oder nicht, wirft sie doch die Frage auf: Hat der BVB gar nichts aus dem Anschlag auf den Mannschaftsbus gelernt?

Kurzer Rückblick: Am 11. April 2017 detonieren auf dem Weg zum Stadion drei mit Metallstiften bestückte Sprengsätze nahe des BVB-Mannschaftsbusses. Zwei Menschen werden verletzt, nur durch Glück passiert nichts Schlimmeres. Die für den Abend angesetzte Partie in der Champions League gegen Monaco wird verschoben, der Täter später wegen versuchten 28-fachen Mordes zu 14 Jahren Haft verurteilt.

Am 4. Dezember 2021 jetzt also der nächste Bus-Zwischenfall für Borussia Dortmund. Zum Glück für alle Beteiligten dieses Mal mit weniger ernstem Hintergrund. Dennoch ist es erschreckend, wie einfach sich Pufpaff beim Topspiel gegen den FC Bayern bis vor den Kabineneingang der Fußballprofis schmuggeln konnte. Mehr als eine Verkleidung als BVB-Coach Marco Rose und ein falscher mit ein paar Statisten besetzter Mannschaftsbus waren dafür nicht nötig, wie Pufpaff in einem Beitrag bei „TV Total“ am Mittwochabend zeigte. Dort bestätigte er auch Watzkes Ankündigung eines Stadionverbots gegen ihn.

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Foto: Screenshot NDR

Natürlich ist es als Bundesliga-Klub nicht schön, in der Öffentlichkeit so bloßgestellt zu werden. Doch damit ist der BVB nicht allein, wie dieser Rückblick auf die größten deutschen TV-Fakes von Kerkeling, Böhmermann & Co. zeigt.

Als Stadiongänger ist man es mittlerweile gewohnt, am Drehkreuz nur halbherzig abgetastet zu werden. Doch dass selbst beim wichtigsten Kapital der Dortmunder Aktiengesellschaft, der Profimannschaft, keine höheren Sicherheits-Standards gelten, stimmt nachdenklich. Was wäre gewesen, wenn der Bus in terroristischer Absicht bis unter die Haupttribüne des Stadions gelangt wäre? Eine Frage, deren Antwort man sich lieber nicht ausmalen möchte.

Immerhin scheint es beim BVB inzwischen eine gewisse Einsicht zu geben. Strafrechtliche Ansprüche gegen Pufpaff will der Klub laut Polizei nicht durchsetzen, ob es wirklich ein Stadionverbot geben wird, sei nach BVB-Angaben noch in Prüfung. Beim Thema Sicherheit hingegen will man auf jeden Fall aktiv werden. „Ganz offensichtlich gab es ein Sicherheitsleck bei uns. Daran sind wir selber schuld, das müssen wir schließen. Der Verantwortung sind wir uns bewusst“, erklärte ein BVB-Sprecher.

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