Berichte über „sehr gute Gespräche“ Zakaria zum BVB wäre für Gladbach der Worst Case

Mönchengladbach · Manager Max Eberl will weiter um die Top-Spieler kämpfen, die Borussia Mönchengladbach ablösefrei verlassen könnten. Bei Denis Zakaria dürfte der Kampf aber ein aussichtsloser sein. Es soll bereits „sehr gute Gespräche“ mit dem BVB geben. Dort würde er wieder auf Trainer Marco Rose treffen.

Gladbach und Dortmund: Alle Transfers - Reus, Bensebaini und Co.
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Alle Transfers zwischen Gladbach und dem BVB

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Foto: dpa/Marius Becker

Bald ist es schon zehn Jahre her, dass ein Transfer von Borussia Mönchengladbach zu Borussia Dortmund als Meldung in der „Tagesschau“ landete. Am 4. Januar 2012 wurde bekanntgegeben, dass Marco Reus zur neuen Saison die Borussia wechselt. Mit einer Ablösesumme von 17,1 Millionen Euro ist der heute 32-Jährige immer noch der viertteuerste Gladbacher der Vereinsgeschichte. Es folgten 2017 zwölf Millionen Euro für Mo Dahoud, 2019 dann 25,5 Millionen Euro für Thorgan Hazard und 2021 fünf Millionen Euro für Trainer Marco Rose.

Von keinem Klub hat Gladbach bis dato mehr Geld überwiesen bekommen als vom BVB, schon elf Millionen Mark für Heiko Herrlich vor 26 Jahren waren üppig. Nun könnte es den nächsten Spieler zur schwarz-gelben Borussia ziehen, doch in diesem Fall würde es verwundern, wenn noch eine Ablöse fließen würde: Denn es geht um Denis Zakaria, dessen Vertrag im nächsten Sommer ausläuft. Um zu kassieren, müsste Manager Max Eberl einen seiner wertvollsten Profis im Kader – sportlich wie wirtschaftlich – in der Winter-Transferperiode abgeben. Dass diese Abwägung auf ihn zukommen könnte, hatte Eberl zuletzt bereits angedeutet. Die Entscheidung fürs Geld und gegen die kurzfristige sportliche Perspektive würde allerdings selbst vor dem Hintergrund der angespannten Finanzlage in der Pandemie überraschen.

„Sky“ meldet, es habe bereits „sehr gute Gespräche“ gegeben zwischen der Zakaria-Seite und dem BVB, es sei „in gewissen Eckpunkten auch Einigkeit erzielt worden“. Gleichwohl sei noch keine Entscheidung gefallen, Zakarias Berater soll vor allem fleißig in England den Markt sondieren. Weiterhin geistern mögliche Interessenten wie der FC Bayern, Juventus Turin oder der FC Barcelona herum.

Gerüchte, dass Gladbach bereits eine Absage für eine Vertragsverlängerung erhalten habe, hatte Eberl vergangene Woche noch dementiert. Über Zakaria hinaus droht der ablösefrei Weggang von Matthias Ginter. „Wir haben mit den Spielern gesprochen und warten auf ein Feedback“, sagte Eberl. „Die Situation ist, wie sie ist. Noch klarer kann sie nicht sein. Die Verträge laufen bei den Jungs aus. Wir sprechen mit ihnen, wir verhandeln mit ihnen.“ Er sei nicht nervös und kämpfe, wie er seit 23 Jahren für Borussia kämpfe.

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Rekord-Transfers von Borussia Mönchengladbach

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Foto: AP/Martin Meissner

Bei Zakaria dürfte es allerdings ein aussichtsloser Kampf sein: Ein 25-jähriger Schweizer Nationalspieler, der vor der Corona-Pandemie und einer schweren Verletzung als potenzieller Rekord-Transfer bezeichnet wurde, kann sich im Sommer seinen Verein de facto frei aussuchen. Theoretisch könnte die Wahl auch auf Gladbach treffen, doch woanders winken ihm ein üppiges Handgeld, eine immense Gehaltserhöhung und nahezu garantierte Champions-League-Auftritte.

„Es wird mir weh tun, dieses für mich wichtige gute Umfeld zu verlassen. Es war mir wichtig, mit Gladbach fair und offen umzugehen und kein langes Versteckspiel zu treiben. Aber ich habe mich entschieden, dass ich in der kommenden Saison den nächsten Schritt machen und bei einem Verein spielen möchte, der um die Meisterschaft mitspielt und mir die Garantie gibt, in der Champions League zu spielen. Diese Chance sehe ich in Dortmund“ – das sagte Marco Reus vor knapp zehn Jahren nach seiner Abschiedsankündigung. Damals hatte Gladbach nur einen Punkt hinter dem BVB überwintert, der anschließend – noch ohne Reus – das Double gewann.

In der Nahrungskette ist Gladbach seitdem kontinuierlich aufgestiegen, Dortmund hat sich auf Platz zwei hinter dem FC Bayern eingenistet. Um einen Spieler wie Zakaria doch noch halbwegs wundersam von einem Verbleib zu überzeugen, müsste schon die wahrscheinliche Aussicht auf eine Teilnahme an der Königsklasse bestehen. Doch am Niederrhein wuchern derzeit andere Probleme, die der wiedererstarkte Zakaria auf dem Rasen noch am ehesten zu lindern weiß.

Der BVB wollte ihn bereits vor fünf Jahren holen, als Gladbach den Zuschlag bekam. Christoph Spycher, Sportdirektor der Young Boys Bern, sagte mal im Interview mit „Watson“: „Ich weiß, dass Dortmund heute bereut, Denis Zakaria nicht verpflichtet zu haben. Es ist halt so, dass Sportchefs teilweise auch politisch agieren müssen. Insbesondere wenn sie unter Druck stehen. Dann fragen sie sich: Welche Angriffsfläche biete ich, wenn ich einen Spieler von YB verpflichte? Und dann holt man eben keinen Spieler von YB.“

Nun wäre Zakaria ein Schnäppchen und eine echte Verstärkung für den BVB, der sportlich – so ehrlich müssten sie in Gladbach auch sein – solider und konstanter agiert als Klubs wie der FC Arsenal oder die AS Rom, die auch noch im Rennen sein sollen. Hinzu kommt: Dortmund ist dabei nicht so groß, dass für Zakaria die Gefahr bestünde, kurz vor der WM 2022 nur die Bank zu drücken. Brisanz erhalten die neuesten Meldungen natürlich durch den Namen des Trainers, auf den er beim BVB treffen würde: Unter Marco Rose kratzte Zakaria 2019/20 in Gladbach erstmals an der Weltklasse, durfte vom FC Barcelona oder von Manchester City träumen. Der Schweizer brillierte sowohl als Solo-Sechser als auch im Zentrum einer Dreierkette.

Für diesen Move müsste Rose nicht einmal Wortbruch begehen. Auf der Pressekonferenz, nachdem sein Wechsel zum BVB verkündet worden war, wurde der 45-Jährige gefragt: „Kannst du ausschließen, dass du Spieler von der einen Borussia zur anderen Borussia im Sommer mitnehmen wirst?“ Rose bejahte das deutlich und schob später vehement hinterher: „Wenn Marco Rose sagt, er nimmt keinen Spieler mit zu Borussia Dortmund, dann nimmt er keinen Spieler mit zu Borussia Dortmund. Fertig, aus.“ Der Sommer ist jedoch lange vorbei, und im nächsten könnte Zakaria dann auf dem Mannschaftsfoto des BVB auftauchen. Für Gladbach wäre das der Worst Case.

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