Tischtennis-Star Timo Boll „Ein, zwei Spiele am Tag werde ich mich schon durchbeißen“

Interview | München · Nach seiner Aufholjagd zum 4:3-Sieg in seinem ersten Spiel bei der Heim-EM in München sprach Timo Boll über fehlende Erfahrung, falsche Ecken und die Stimmung in der Halle.

Timo Boll – Rekord-Meister, Weltranglisten-Erster, Borussia Düsseldorf
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Foto: dpa/Andreas Arnold

Timo Boll hat sein erstes EM-Spiel in München 4:3 gewonnen. Dabei sah er schon wie der klare Verlierer aus. Nach seiner furiosen Aufholjagd sprach er über seinen Rückstand nach der Verletzung, fehlende Routine, falsche Ecken und warum es trotzdem zum Sieg gereicht hat:


Timo Boll über...

...seinen Glauben an den Sieg beim Stand von 1:3 nach Sätzen und 3:7 Punkten im fünften Satz:

„Wer da noch an mich glaubt, der sollte kein Glücksspiel betreiben. Für mich war es in der Situation trotzdem so, dass ich weiß, dass es für jeden Spieler schwer ist, so ein Spiel zu zu machen. Der Arm wird dann immer schwerer, und auch wenn ich bis zu dem Zeitpunkt nicht so gut gespielt habe, wird es mit jedem Punkt, den man näher rankommt, für den Gegner schwieriger. Dann kann sich so ein Momentum drehen. Das habe ich in dem Moment noch gehofft.“

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...seine Probleme in dem Spiel:

„Ich habe erst kein Mittel gefunden, damit er die Bälle nicht mit 150 km/h durchziehen kann und hatte heute überhaupt kein Radar, zumindest am Anfang, habe keinen schweren Ball zurückgefangen. Er hat gut gespielt, ich habe es ihm aber auch einfach gemacht. Ich habe aber gewusst, dass es ein zähes Geschäft werden kann, dass ich mich reinfinden muss, erst mal das Gespür für den Ball finden muss.“

...die falschen Ecken:

„Ich bin zwar schon ganz gut rumgetänzelt, aber wenn du immer in die falsche Ecke springst und gar nichts voraussiehst, dann wird es halt schwer gegen die Klasse von Spielern.“

...über den Turningpoint im Spiel:

„Ich bin dann das erste Mal auf die Idee gekommen, mit der Rückhand hinzugehen für den Rückschlag. Das hat auf Anhieb gleich funktioniert.“

...seine Fitness nach der Verletzung:

„Ein, zwei Spiele am Tag, die werde ich mich schon durchbeißen können. Da mache ich mir keine Sorgen. Klar, am Schluss habe ich auch etwas gepumpt, aber wenn man ruhig bleiben und zum Ballwechsel den Puls kontrollieren kann, nicht rumzittert, dann funktioniert das. Am Ergometer bin ich viel gefahren, nur an der Platte stand ich wenig.“

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...fehlende Routine:
„Ich glaube, am Anfang hat man mir noch meine Unruhe angemerkt. Einem nutzt die größte Erfahrung nichts, wenn einem die Antizipation fehlt. Diese Routine bekommt man nur durch den Wettkampf. Da reichen sechs, sieben Einheiten nicht. Von daher war das jetzt das beste Training, das ich haben konnte, hier viele Sätze zu spielen. Ich habe noch nicht die Souveränität in meinem Spiel, dass ich die Erfahrung ausstrahlen kann.“

...das Gefühl an der Platte in München:

„Die Bälle haben hier sehr viel Rotation. Das kann gut für mich sein. Aber da muss man erst mal hinkommen.“

...die Fans in der Halle in München:

„Wenn man in dem Flow ist, dann tragen die Fans einen natürlich. Dann wird es für den Gegner vielleicht auch noch schwerer. Aber man muss die Zuschauer mit einer guten Leistung auch abholen. Hätte ich jetzt 1:4 verloren, hätten niemand von einer guten Stimmung gesprochen.“

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