Ein Blick ins Nachbarland So sieht es in den Niederlanden zu Ostern aus

Amsterdam · Auch in den Niederlanden steigen die Infektionszahlen und in den Krankenhäusern spitzt sich die Lage zu. In den Grenzgebieten zu Deutschland rufen Bürgermeister die Menschen auf zu Hause zu bleiben. “Alle Zeichen stehen auf Rot”, warnt das Gesundheitsministerium.

Spaziergänger in Amstelveen in der Nähe vom Amsterdam.

Spaziergänger in Amstelveen in der Nähe vom Amsterdam.

Foto: AP/Peter Dejong

Die Oster-Botschaft war keine frohe: am Gründonnerstag wurde bekannt, dass die Krankenhäuser in den niederländischen Provinzen Nord-Holland und Flevoland bis auf weiteres ihre regulären Kapazitäten reduzieren. Grund ist die stetige Zunahme von Covid-Patienten. Derzeit liegen 2.237 mit dem Virus infizierte in niederländischen Kliniken – sechs Prozent mehr als in der Vorwoche. Auch auf den Intensiv-Stationen nimmt ihre Zahl zu.

Betroffen von der Entscheidung der Krankenhäuser ist der sogenannte “nicht-komplexe” chirurgische Bereich, also Leistenbrüche, Knie- oder Hüft-Operationen. Es ist das dritte Mal seit Beginn der Pandemie, dass eine solche Maßnahme erfolgt – ein deutliches Anzeichen, dass sich auch die Niederlande in der dritten Corona-Welle befinden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt die akute Lage in Europa besorgniserregend.

“Sehr, sehr frustrierend”, zitiert die Tageszeitung Het Parool Roos van Nieuwenhuizen, Leiterin des Krisenteams im Amsterdamer OLVG- Krankenhauses, wo seit Donnerstag nur noch 12 der 20 OP-Zimmer verfügbar sind – etwas mehr als die Hälfte. “In den letzten Wochen haben wir jede Möglichkeit genutzt so viele Operationen wie möglich machen zu können. Eine Aufholjagd, aber das schaffen wir nun nicht mehr.” Auch das Personal werde nun für Covid- und Intensivabteilungen benötigt.

Einblicke wie diese illustrieren, was die Statistiken schon seit Wochen bezeugen. “Alle Zeichen stehen auf Rot”, titelt der aktuelle wöchentliche Bericht des Gesundheitsministeriums in Den Haag. In der letzten März-Woche verzeichneten die Niederlande demnach 51.866 Neu-Infektionen – 13 Prozent mehr als in der Woche zuvor. Der Anteil positiver Covid-Tests stieg von 8,1 auf 8,5 Prozent. Die Zunahmen betreffen alle Alters-Gruppen, vor allem aber die der 70-Jährigen, die derzeit auf eine Impfung warten, sowie der 18- bis 24-Jährigen. Bis Ende März wurden in den Niederlanden zweieinhalb Millionen Dosen Impfstoff eingesetzt.

Die Lage an der Covid-Front erscheint in diesen Tagen im krassen Gegensatz zu den Bildern aus niederländischen Städten, wo das Frühlings-Wetter Menschen scharenweise nach draußen lockte. Der Vondelpark im Zentrum Amsterdams wurde am Mittwochabend geräumt, danach entstand ein spontanes Fest auf dem Museumsplatz zwischen Rijks- und Van-Goghmuseum. Auch in Tilburg, Maastricht oder Groningen kamen große Gruppen in Parks zusammen.

Im grenznahen Arnheim wurde am Dienstag der Sonsbeek- Park geräumt. Bürgermeister Ahmed Marcouch verhängte daraufhin am Mittwoch ein Alkoholverbot in dem beliebten Park im Stadtzentrum. Laut dem Lokalsender Omroep Gelderland verurteilte Marcouch den Andrang als “asozial und egoistisch” und betonte die Risiken, wenn Corona-Maßnahmen wie Abstandhalten vernachlässigt würden.

Auch am Oster-Wochenende dürfte sich diese zwiespältige Situation fortsetzen. Auf der Watteninsel Schiermonnikoog etwa sorgt man sich, der befürchtete Andrang auf den Fähren könnte weitere Corona-Infektionen verursachen. Ein Sprecher der Reederei versicherte dem Sender RTV Noord, man setze an den Feiertagen die maximale Fähr-Kapazität ein und werde deren Höchstgrenze für Passagiere nicht überschreiten.

Gut 200 Kilometer südlich, im Grenzgebiet zum nordrhein-westfälischen Kreis Borken, rufen derweil Bürgermeister in beiden Ländern die Bevölkerung auf zu Hause zu bleiben. „Grenzüberschreitende Bewegungen sind nicht erwünscht“, heißt es etwa aus Winterswijk, Doetinchem und Enschede. Der Borkener Landrat Kai Zwicker richtete per Video einen „herzlichen Appell“ an die Bewohner seines Landkreises diesen zu Ostern nicht zu verlassen.

Dass ab Montag eine Kaltfront dem sonnigen Wetter ein vorläufiges Ende machen soll, nimmt der heiklen Situation zumindest Ende der Feiertag ein wenig den Druck. Deutlich aber ist, dass dieses Wochenende nur der Auftakt einer langen Sommer- Saison ist, während der sich die Konstellation in ähnlicher Form wiederholen wird. Weswegen die Impf-Kampagne auch über Ostern weitergeht.

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