Franziskus' Osterbotschaft Papst ruft zum Kampf gegen das Böse auf

Rom · Das erste Osterfest mit dem neuen Papst Franziskus stand ganz im Zeichen von Liebe und Frieden in der Welt. Das Kirchenoberhaupt wandte sich gegen Kriege und Egoismus, deutsche Bischöfe predigten gegen Resignation.

Das erste Osterfest mit Papst Franziskus
15 Bilder

Das erste Osterfest mit Papst Franziskus

15 Bilder

Papst Franziskus hat zum Abschluss der Osterfeierlichkeiten im Vatikan dazu aufgerufen, täglich gegen das Böse zu kämpfen. Er betete am Ostermontag mit tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom dafür, dass der Hass durch Liebe ersetzt wird.

"Christus hat das Böse voll und ganz besiegt, aber es kommt auf uns an, auf die Menschen aller Zeiten, diesen Sieg in unser Leben aufzunehmen, in die konkrete Realität der Geschichte und der Gesellschaft", sagte er am Ostermontag beim Regina Coeli, das er mit den Gläubigen vom Fenster seines Arbeitszimmers aus betete.

Erneut hatten sich einige tausend Menschen auf dem Platz versammelt und jubelten dem Papst zu. Franziskus erinnerte in seiner kurzen Ansprache an die Bedeutung der Gnade. "Wenn ich offen bin für die Gnade des auferstandenen Christus, (...) dann erlaube ich dem Sieg Christus, in mein Leben einzutreten und seine segensreiche Macht auszuweiten", sagte er. "Ohne Gnade können wir nichts." Franziskus betete dafür, dass der Hass durch Liebe ersetzt werde und beendete seine Ansprache mit einem "Frohe Ostern und Guten Mittag".

Papst besucht am Nachmittag Nekropolis

Kurz zuvor hatte der Papst erneut für eine Überraschung gesorgt, als der Vatikan ankündigte, dass Franziskus am Nachmittag die Nekropolis des Vatikans unter dem Petersdom besuchen und vor dem Petrus-Grab beten werde.

Deutschlands Bischöfe warben in ihren Osterpredigten vor dem Hintergrund der Euro-Krise für einen neuen Blick auf das menschliche Dasein. Viele Menschen sähen die Welt "düsterer als sie ist", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, im Freiburger Münster. Der Blick der Öffentlichkeit fokussiere sich nicht auf Erreichtes und Gelungenes, sondern auf Misserfolg und Katastrophen, beklagte er.

Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl warnte mit Blick auf die Finanzkrise in Europa vor Resignation. In seiner Predigt in der Dresdner Kreuzkirche forderte er eine Wiederbelebung des europäischen Gedankens.

Patriarch Twal erinnert an Flüchtlinge

Auch in Jerusalem, wo der christlichen Überlieferung nach Jesus gekreuzigt wurde und wiederauferstanden ist, feierten Tausende Christen das Osterfest. Der lateinische Patriarch Fuad Twal lud den neuen Papst bei dieser Gelegenheit ins Heilige Land ein. Der Nahe Osten sei die Wiege des Christentums, sagte der 72-Jährige am Sonntag in seiner Osterbotschaft in Jerusalem.

"Ich gedenke all der Opfer des Krieges und all der syrischen Flüchtlinge, die sich in den Nachbarländern drängen, vor allem in Jordanien", sagte Twal. Er erinnerte auch an die Christen, die sich gezwungen sehen, das Heilige Land zu verlassen und ins Ausland zu emigrieren.

Auch Zollitsch beklagte: "Zu keiner anderen Zeit sind Christen wegen ihres Glaubens so zahlreich verfolgt worden wie heute." Bei einer Altarweihe im baden-württembergischen Schefflenz sagte er, alle drei Minuten werde weltweit ein Christ wegen seines Glaubens getötet.
Das seien "schockierende Nachrichten, über die wir als Christen in Europa nicht hinweg gehen können".

Franziskus geißelt Nordkoreas Kriegsrethorik

Papst Franziskus hatte am Sonntag vor geschätzt 250.000 Gläubigen in Rom einen neuen Geist der Versöhnung und der Harmonie mit der Schöpfung gefordert. Ausdrücklich geißelte er den Konflikt auf der koreanischen Halbinsel, wo Nordkorea mit Kriegsrhetorik die Welt herausfordert. Anschließend erteilte der Argentinier den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" - der Stadt und dem Erdkreis.

Erneut setzte Franziskus, der erst vor gut zwei Wochen zum Papst gewählt wurde, neue Akzente: Er verzichtete auf die üblichen kurzen Ostergrüße an die Gläubigen in Dutzenden Sprachen und wünschte der Menge ein fröhliches Osterfest nur in Italienisch.

In Franziskus' Heimatland Argentinien sprach der Rektor der Kathedrale von Buenos Aires, Alejandro Russo, von einem "Aufblühen des Glaubens". Die Wahl des argentinischen Papstes habe "Hoffnung und frische Luft" gebracht. Derzeit zeigt ein riesiges Plakat an einem öffentlichen Gebäude in Buenos Aires den Papst vor einer argentinischen Fahne. Nach Ostern sollen daraus Einkaufstaschen gemacht werden, deren Verkaufserlös an Armenviertel in der Hauptstadt gehen soll.

(dpa/jre/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort