Wülfrath Stichwahl für Seidler (CDU) und Kämmerer Ritsche (parteilos)

Wülfrath · Klarer Wahlsieger in Wülfrath sind die Grünen, die ihr Ergebnis von 2014 verdoppeln konnten und jetzt bei 17,4 Prozent liegen. Bei der Bürgermeister-Wahl wird es spannend: Andreas Seidler (CDU) erreichte 33,7 Prozent, Kämmerer Rainer Ritsche 39,5 Prozent.

 Andreas Seidler will für die CDU an die Stadtspitze.

Andreas Seidler will für die CDU an die Stadtspitze.

Foto: Achim Blazy (abz)

Wie erwartet kommt es in Wülfrath zu einer Stichwahl, denn keiner der beiden stärksten Kandidaten konnte am Sonntag die absolute Mehrheit erreichen. Andreas Seidler (CDU) erreichte 33,7 Prozent der Stimmen, Kämmerer Rainer Ritsche 39,5 Prozent. Damit wird es in Wülfrath noch einmal spannend. Es entscheidet sich also erst in zwei Wochen, wer zukünftiger Bürgermeister der Stadt wird. Rainer Ritsche, der mit 39,55 Prozent aller Stimmen als Sieger des heutigen Wahlsonntags hervorgeht, jubelt über das „erfreuliche Ergebnis“. Er selbst hatte nicht damit gerechnet, die meisten Wählerstimmen zu bekommen. „Ich freue mich jetzt auf die nächsten 14 Tage und hoffe, dass Herr Seidler und ich die Möglichkeit haben werden, den Wählern noch einmal deutlich zu machen, wo unsere Unterschiede liegen.“ Andreas Seidler ist mit seinem Wahlergebnis von 33,79 Prozent der Stimmen nicht vollständig zufrieden. „Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass ich heute vor Herrn Ritsche liegen würde. Aber das ist eben Demokratie und damit muss man leben und es respektieren.“ Mit der Stichwahl hatte der CDU-Kandidat gerechnet. „Entscheidend wird jetzt sein, ob die anderen Parteien, die FDP und die Grünen, eine Empfehlung aussprechen werden oder sich neutral verhalten.“Mit dem Wahlergebnis seiner Partei (35,7 Prozent) ist Andreas Seidler zufrieden. „Wir haben das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten.“ Auch Stephan Mrstik von Bündnis 90/Die Grünen ist mit seinen 17,33 Prozent der Wählerstimmen nicht ganz zufrieden. „Ich bin ein wenig enttäuscht, dass der Abstand zu Herrn Ritsche und Herrn Seidler doch so groß ist. Ich hätte mir gewünscht, ein paar Stimmen mehr zu bekommen.“

Das Ergebnis kann der Grünen-Kandidat aber „gut verkraften“. Denn seine Partei konnte ihr Wahlergebnis im Vergleich zur letzten Wahl verdoppeln, die Grünen liegen jetzt bei 17,4 Prozent. „Das war unser Ziel und darüber freuen wir uns sehr.“ Ob es eine Empfehlung zur Stichwahl geben wird, entscheidet sich Montagabend. „Wir mit allen Mitgliedern abstimmen, ob wir eine Wahlempfehlung geben werden“, erklärt Stephan Mrstik.

Auch Benjamin Hann hätte sich ein besseres Ergebnis erhofft. „Aber jetzt habe ich fünf Jahre Zeit, um mich auf den nächsten Wahlkampf vorzubereiten“, sagt der Vize-Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Wülfrath, und ergänzt:„Das Wichtigste ist, dass es für Wülfrath vorangeht. Egal mit wem an der Spitze.“ 

Für alle war der Wahlkampf unter Corona-Bedingungen eine Herausforderung. Parteiübergreifend wurde vor allem den direkten Kontakt zu den Wählern vermisst. Kämmerer Rainer Ritsche, parteilos, sagte: „Ich habe ja bisher keine Erfahrung, wie Wahlkämpfe üblicherweise laufen, da es mein erster Wahlkampf war. Natürlich habe ich mich bemüht, trotz Corona Straßenwahlkampf zu machen. Was ich nicht gemacht habe, ist von Haustür zu Haustür gehen. Schade finde ich, dass es nicht möglich war, vor einem größeren Auditorium eine Live-Diskussion abzuhalten. Das habe ich vermisst. Ich hatte mir erhofft, dass man zum Beispiel eine Podiumsdiskussion vor den Erstwählern im Gymnasium oder in der Awo im großen Saal hätte halten können, vor 200, 300 Leuten. Damit die Wähler sehen können, wie die Kandidaten miteinander diskutieren.“

 Die Interaktion mit den anderen Kandidaten sei bedauerlicherweise fast vollständig ausgeblieben. Und gerade, weil die Bürgermeisterwahl ja auch eine Persönlichkeitswahl ist, wäre es schön gewesen für die Wähler, zu sehen, wie die Bewerber mit Argumenten der Gegenseite umgehen.

Konkurrent Andreas Seidler ist schon ein erfahrener Wahlkämpfer, erklärte: „In diesem Jahr war alles sehr digital. Wenn beispielsweise bei einer Podiumsdiskussion die Bürger normalerweise Fragen stellen können, musste das diesmal alles schriftlich über das Internet laufen. Natürlich sind wir trotzdem mit den Bürgern in Dialog gekommen, aber nicht in dem Maße wie sonst.“ Wie Stephan Mrstik von den Grünen berichte, habe seine Partei in diesem Jahr so viel Bürgerkontakt gehabt wie noch nie zuvor. „Wir haben zum ersten Mal und sehr aktiv Haustürwahlkampf gemacht, trotz Corona. Das ist super angekommen. Zusätzlich haben wir auch sehr stark die elektronischen Medien bespielt, hatten einen eigenen YouTube-Kanal, mehr Facebook. Was uns gefehlt hat, waren die Podiumsdiskussionen vor Publikum.“

 Rainer Ritsche (parteilos) ist Kämmerer der Stadt Wülfrath.

Rainer Ritsche (parteilos) ist Kämmerer der Stadt Wülfrath.

Foto: Achim Blazy (abz)

Für den parteilosen Benjamin Hann war es der erste Wahlkampf. Sein Wahlkampf-Fazit: „Es war mehr Arbeit, als ich dachte, und die Doppelbelastung mit meiner neuen Position in der Wehrleitung der Feuerwehr und den aktuellen Entwicklungen dort hatte ich unterschätzt.“

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