„Wir kommen in Bewegung“ in Wermelskirchen Bessere Angebote für pflegende Angehörige

Wermelskirchen · Ein Runder Tisch traf sich, um die Ausgangslage in Wermelskirchen zu erörtern und Ideen zu entwickeln. Über den Kreis stehen Finanzmittel aus dem Projekt „Wir kommen in Bewegung“ zur Verfügung.

 Wer Angehörige pflegt, leistet Knochenarbeit – und bekommt dabei oft keine oder nicht die richtige Unterstützung. (Symbol)

Wer Angehörige pflegt, leistet Knochenarbeit – und bekommt dabei oft keine oder nicht die richtige Unterstützung. (Symbol)

Foto: dpa-tmn/Jana Bauch

Sorgende und pflegende Angehörige stehen unter besonderem Druck: Die körperliche und psychisch-emotionale Belastung ist immens. Die Vereinbarkeit von Familienleben, Beruf und Aufwand der Pflege, die je nach Ausprägung eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung nötig macht, bringt Dauerbelastung mit sich. Aktionen wie „Pflege macht arm“ stellen die zusätzlichen finanziellen Folgen in den Fokus, obendrein leiden pflegende Angehörige unter mangelnder gesellschaftlicher Teilhabe, weil ihnen dazu schlicht die Zeit fehlt. Das Projekt „Wir kommen in Bewegung“ will sich dieser Probleme annehmen.

Konkret sollen Möglichkeiten geschaffen werden, die sorgende und pflegende Angehörige entlasten, für Entspannung durch zum Beispiel sportliche Angebote oder für Teilhabe durch unter anderem Gesprächskreise sorgen. Erstmals traf sich im Rathaus auf Einladung von Christiane Beyer, bei der Stadtverwaltung unter anderem zuständig für Soziales und Inklusion, ein Runder Tisch, um die Ausgangslage zu erörtern und Ideen anzuregen, um „Wir kommen in Bewegung“ in Fahrt zu bringen.

„Wer einen Angehörigen pflegt übernimmt eine Aufgabe, die körperlich sehr anstrengend und ein emotionaler Kraftakt ist. Dieser Kraftakt wird häufig als selbstverständlich angenommen“, betonte Bürgermeisterin Marion Lück eingangs des Runden Tisches: „Da leidet irgendwann nicht nur der Körper, sondern auch die Seele.“ Marion Lück hielt nicht damit hinter dem Berg, die Erfahrung persönlich schon gemacht zu haben: „Wenn wir helfen können, kommt das allen zugute – den Pflegenden, den Gepflegten und der Stadt insgesamt.“

An der von Anja Stiel moderierten Veranstaltung beteiligten sich 22 Teilnehmer vom Seniorenbeirat, aus der Stadt- und Kreisverwaltung, aus Seniorenwohnheimen und der Tagespflege, von Vereinen und Selbsthilfegruppen. Samuel Lünemann, bei der Rhein-Berg-Kreisverwaltung zuständig für die Pflegebedarfsplanung und für „Wir kommen in Bewegung“, verwies auf „steigende Zahlen“: So habe sich die Zahl der Pflegebedürftigen in den vergangenen Jahren verdoppelt. Dazu kommt, wie die Bürgermeisterin darlegte: „Das Gros der Pflegebedürftigen in Wermelskirchen wird von Angehörigen versorgt.“

Das Projekt „Wir kommen in Bewegung“ sei ein Angebot des Kreises, was auf die Kommunen heruntergebrochen werde, sagte Christiane Beyer im Gespräch mit dieser Redaktion: „Es ist ein wenig Geld im Topf, womit sich Angebote ausprobieren lassen. Das Treffen (Anm.d.Red.: Ähnliche Runde Tische tagten auch bereits in Rösrath und Kürten) soll Teilnehmer verschiedenster Bereiche zusammenbringen, um neue Ideen entstehen zu lassen.“

Pro Jahr stünden auf Kreisebene 29.000 Euro an Projektmitteln bereit, erläuterte Samuel Lünemann: „Dadurch sollen Angebote angestoßen und verstetigt werden.“ Die Laufzeit von „Wir kommen in Bewegung“ ist angelegt von März 2021 bis Februar 2024. Die Förderung erfolgt durch das Bundesamt für gesundheitliche Aufklärung in Kooperation mit dem Spitzenverband der Krankenkassen (GKV).

Beim Runden Tisch in Wermelskirchen referierte auch der Diplom-Pflegewissenschaftlern Martin Schieron (Hochschule für Gesundheit, Bochum): „Es gibt nicht den einen oder die eine,“ mahnte er. Sorgende und pflegende Angehörige hätten besondere Bedarfe, die sich individuell unterscheiden würden.

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