Verwüstung in Wermelskirchen Anwohner filmten Automaten-Sprenger nach der Tat

Update | Wermelskirchen · Die Scherben flogen bis zur anderen Straßenseite: In der Nacht zu Dienstag haben drei Unbekannte einen Geldautomaten in der Deutschen Bank in Wermelskirchen gesprengt. Anwohner konnten die Verbrecher filmen.

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Große Schäden nach Geldautomaten-Sprengung in Wermelskirchen

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Foto: Joachim Rüttgen

Das Ausmaß der Zerstörung in der Deutschen Bank-Filiale an der Telegrafenstraße ist – im negativen Sinne – beeindruckend. Die Fassade der Bank ist kaum noch zu erkennen. Überall liegen Glasscherben, sie sind bis auf die andere Straßenseite vor der Bäckerei Beckmann verteilt. Die Fensterrahmen liegen auf dem Gehweg vor dem Gebäude, die Eingangstür zur Filiale gibt es nicht mehr. Für diese Verwüstung gesorgt hat die Sprengung eines Geldautomaten in der Nacht zu Dienstag.

„Gegen 2.22 Uhr hat uns die Alarmzentrale der Deutschen Bank über die Sprengung informiert“, berichtet Polizeisprecher Christian Tholl. Auch die Feuerwehr Wermelskirchen wurde unter anderem wegen der Rauchentwicklung aus dem Geldautomaten-Raum vorsorglich alarmiert, musste jedoch keine Löscharbeiten vornehmen. Verletzt wurde niemand. „Bisher wissen wir, dass es drei dunkel gekleidete Täter waren“, sagt der Polizeisprecher. Geflüchtet seien sie in einem schwarzen BMW mit Wuppertaler Kennzeichen. „Leider war das Kennzeichen kurz vor der Tat in Remscheid gestohlen worden“, sagt Tholl. Das erschwere die Suche nach den Verbrechern – auch wenn noch in der Nacht mit einem Großaufgebot an Streifenwagen und einem Polizeihubschrauber nach den Tätern gefahndet worden ist. Bisher erfolglos.

Dafür haben einige Anwohner, die in der Nacht von der Detonation geweckt wurden, die Täter mit dem Smartphone filmen können. Die Videos haben sie bereits der Polizei zukommen lassen. Ob das die Chancen bei der Suche nach den Tätern erhöht, ist allerdings fraglich. „Das waren Profis“, ist sich Polizeisprecher Tholl sicher.

Die Täter konnten Zeugenaussagen zufolge mit Beute flüchten. In welcher Höhe, das muss noch ermittelt werden. Den Schaden am Gebäude konnte Tholl noch nicht beziffern: „Er bewegt sich mit Sicherheit mindestens im sechsstelligen Bereich.“ Einsturzgefährdet sei das Haus aber nicht, das habe ein Statiker bestätigt.

Während der Ermittlungen, die wie die Spurensuche, in der Nacht umgehend aufgenommen wurden, ist ein Teilstück der Telegrafenstraße gesperrt worden. An dem Absperrband der Polizei bleiben am frühen Vormittag immer wieder Passanten stehen. Sie begutachten kopfschüttelnd die Filiale – oder besser das, was davon übrig ist. Viele sind fassungslos über die Verwüstung.

So auch Helmut Peitz (83), er wohnt nur zwei Häuser neben dem teilweise zerstörten Gebäude. „Es war mitten in der Nacht plötzlich sehr laut, und die Fenster haben auch gewackelt“, berichtet er. Er habe sich zwar sehr erschreckt, habe aber keine wirkliche Angst bekommen. „Dass die Bankfiliale gesprengt worden sein musste, war mir relativ schnell klar“, sagt Peitz.

Geschockter ist ein Anwohner, der direkt über der Filiale wohnt. Namentlich möchte er nicht genannt werden. „Es gab einen Riesenknall“, erzählt er. „Wie ein Erdbeben war das.“ An eine Sprengung eines Bankautomaten hat er tatsächlich ebenfalls als erstes gedacht. „Ich wohne über einer Bank. Für mich war das eher eine Frage der Zeit“, sagt er. Als er dann aus dem Fenster sah, habe sich seine Vermutung bestätigt. Ein BMW war direkt vor der Filiale geparkt. Etwa eine Minute habe er die maskierten Täter beobachten – und sogar filmen – können, bevor diese flüchteten. „Dann kamen auch schon Polizei und Feuerwehr, die waren super schnell da“, berichtet der Anwohner. Ein ziemlicher Schock sei das alles.

Auch die Eigentümer des Hauses sind vor Ort. Sie wirken etwas ruhiger. „Ich habe gegen halb acht davon erfahren und bin direkt hierher gefahren, um den Schaden anzusehen“, sagt Mark Küster, dem mit seinem Bruder zusammen das Gebäude gehört. Ihm gingen zunächst vor allem praktische Dinge durch den Kopf. „Allem voran die Frage: Was kostet das?“, sagt er. Den Versicherungsschutz habe er aber bereits abgeklärt. Sorgen müsse er sich dahingehend nicht machen. „Aber ein Adrenalinschub ist es allemal. Das ist wirklich eine besondere Situation“, so Küsters. Für die Anwohner gebe es immerhin die gute Nachricht, dass die Wohnungen über der Bank weiterhin bewohnbar seien.

Gegen 12.40 Uhr wurde der Abschnitt auf der Telegrafenstraße am Dienstag wieder freigegeben. Zuvor hatte ein Experte der Polizei die Räume der Deutschen Bank auf Sprengstoffrückstände untersucht, aber keine gefunden.

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