Klaus Junge gibt den Vorsitz des Wermelskirchener Stadtsportverbandes ab Motivationskünstler sind gefragt

Wermelskirchen · Aus Altersgründen stellt sich der Vorsitzende des Stadtsportverbandes Klaus Junge nicht mehr zur Wiederwahl. Dem sportlichen Leben in Wermelskirchen will er aber ganz sicher nicht den Rücken kehren.

 Klaus Junge kandidiert nicht mehr für den Vorsitz des Stadtsportverbandes.

Klaus Junge kandidiert nicht mehr für den Vorsitz des Stadtsportverbandes.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Wermelskirchener kennen ihn als Sportfreund, der bedacht schaltet und waltet, der Umsicht und Diplomatie lautem Getöse vorzieht und der sich nicht zu schade ist, beim Stadtlauf mit der Stoppuhr an der Strecke zu stehen. Jetzt tritt Klaus Junge aus Altersgründen bei der nächsten Jahreshauptversammlung des Stadtsportverbandes (SSV) im März nicht mehr als Vorsitzender an. Der heute 77-Jährige hatte 2016 den SSV-Vorsitz von Jürgen Weiher übernommen und kommt auf insgesamt 31 Jahre, in denen er im SSV-Vorstand aktiv war. Gerade angesichts der „hoffentlich abklingenden“ Pandemielage benötigten der Amateursport und das ehrenamtliche Vereinsleben „wahre Motivationskünstler“, beschreibt Klaus Junge die Zeichen der Zeit, in der er sich nunmehr mehr Ruhe gönnen, aber keinesfalls dem sportlichen Leben in Wermelskirchen gänzlich den Rücken kehren will.

Seine ehrenamtliche Funktionärslaufbahn begann für Klaus Junge bei seinem „Heimatverein“, dem Wermelskirchener Turnverein (WTV), dessen Vorsitzender er von 1990 bis 1994 und von 2002 bis 2015 war. „Zu der Vorstandsarbeit bin ich damals über meine Tochter gekommen, als die beim WTV Schwimmen trainierte“, erinnert sich Klaus Junge und fügt mit einem Lachen hinzu: „Da braucht es ja immer einen Deppen, der am Beckenrand steht.“ Diesen „klassischen“ Weg zum Engagement im Vereinsleben sieht der Vorsitzende des SSV, in dem 28 Wermelskirchener Sportvereine organisiert sind, auch heute noch als „Schlüssel“: „Viele Übungsleiter in den Vereinen sind nicht mehr die Jüngsten, manche haben in der Lockdown-Zeit ihre Couch lieben gelernt.“ Das Problem des Übungsleitermangels sei kein spezielles am Ort: „Da schwimmt Wermelskirchen auf gleicher Welle wie andere Städte.“ Gerade im Elternkreis müssten Freiwillige gefunden werden, die bereit seien, einen Lehrgang mitzumachen und Woche für Woche mit ihrer Mannschaft auf Tour zu gehen. „Das wird immer mehr die Kunst der Vereinsvorsitzenden sein, die Menschen derart zu motivieren.“ Davon, das Geld mit vollen Händen auszugeben, wäre er dabei jedoch kein Freund: „Eine vernünftige Bezahlung der Übungsleiter muss jedoch schon gewährleistet sein, eine Orientierung am Mindestlohn ist das Mindeste.“

Und dort, wo Klaus Junge als Funktionär seine Ursprünge hat, beobachtet er aktuell genauso Probleme: „Viele Kinder wollen und sollen Schwimmen lernen. Durch Corona und Lockdowns hat sich da viel Nachholbedarf aufgebaut – aber Hallenzeiten, Gruppengrößen und Übungsleiter sind begrenzt.“ Letztlich wäre ein Schwimmen-Lern-Kursus mit zwei Betreuern und acht Kindern effizient.

Zufrieden stimmt Klaus Junge, dass es einen Plan gibt, der schrittweise den Sanierungsstau in den städtischen Sporthallen behebt: „Da ist die Stadtverwaltung hinterher.“ Dazu hätten die Hallennutzungsgebühren die Sportvereine „lange genug geärgert“: „Aber die sind seit drei Jahren vom Tisch.“ Nach dem Wegfall der Sporthallen an der Ost- sowie Realschule fehle in Wermelskirchen mindestens eine größere Sporthalle, sagt Klaus Junge und weist auf ein Thema für die nahe Zukunft hin, das auch bereits im Sportausschuss angesprochen wurde (wir berichteten): „Die Halle der Waldschule ist schnuckelig – eine Schmusehalle. Der Bedarf nach einer größeren Halle besteht jedoch, die Vereine müssen sich arrangieren. Die größeren Hallen sind alle proppevoll, da gibt es keine nutz- und verfügbaren freie Zeiten.“ Der scheidende SSV-Vorsitzende weiß: „Ich kenne keine andere Stadt im Umkreis, die ausreichend Hallenkapazität hat.“

Durch die Corona-Pandemie hätten das Leben in den Sportvereinen und damit verbunden der Nachwuchs besonders gelitten: „Jugendliche im Alter von 13, 14 oder 15 Jahren meinen jetzt vielleicht, dass sie ohne Sport auskommen und wenn dann nur an der Spielekonsole mit zwei Daumen.“ Vorrangige Aufgabe aller Sportvereine wäre es, gegen solche Entwicklungen zu steuern.

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