Nightwash in der Katt Volles Haus beim nächtlichen Waschgang

Wermelskirchen · Die vier Stand-Up-Comedians Jan van Weyde, Thomas Steierer, Johnny Armstrong und Ill-Young Kim sorgten in der ausverkauften „Katt“ bei der Comedy-Show „Nightwash“ für beste Stimmung und vor Lachen schmerzende Bäuche.

 Ill-Young Kim machte eine Art Ethno-Comedy mit asiatischem Einschlag.

Ill-Young Kim machte eine Art Ethno-Comedy mit asiatischem Einschlag.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Das Konzept von „Nightwash“ ist so simpel wie genial: Man nehme vier junge und hungrige Stand-Up-Comedians, stelle sie auf eine Bühne - und lasse der ganzen Sache einfach freien Lauf. Das funktioniert seit Jahren live und im Fernsehen – und das funktionierte auch am Donnerstagabend in der ausverkauften Kattwinkelschen Fabrik einmal mehr. Jan van Weyde, Thomas Steierer, Johnny Armstrong und Ill-Young Kim teilten sich die Bühne, zogen das gutgelaunte Publikum schnell auf ihre Seite und sorgten mit allerlei Wortwitz, Situationskomik und Schlagfertigkeit für beste Stimmung und vor Lachen schmerzende Bäuche – ein komödiantischer Jahresauftakt der Extraklasse!

Den Auftakt machte van Weyde, der mit Basecap gekleidet und als nonchalanter, wenngleich etwas geschwätziger Moderator die Bühne betrat – und diese erstmal gleich wieder verließ, um das Wermelskirchener Publikum viel näher kennenzulernen. Er kam beim Gang durch die Reihen auch direkt ins lockere Gespräch, etwa über die Qualität des Händeschüttelns, das letztjährige Karnevalskostüm oder ulkige Schlägereien zur fünften Jahreszeit zwischen Darth Vader und einer Blume. „Das sah richtig scheiße aus, vor allem, weil die Blume gewonnen hat.“ Witzig auch sein Kommentar zum Wetter: „Das ganze Jahr über wusste man ja nicht wirklich, welche Jahreszeit war. Bis auf die Spargelzeit – auf dem Klo.“ Ansonsten erzählte er sehr ausgiebig von seinen Erlebnissen als junger Vater.

Kim hingegen kam direkt mit Bier in der Hand auf die Bühne, um das Klischee zu widerlegen, dass Asiaten keinen Alkohol vertragen würden. „Das stimmt nicht, zwei Mon Cherie sind kein Problem.“ Kim machte so eine Art Ethno-Comedy mit asiatischem Einschlag. „James Wong - In süßsaurer Mission“, sei doch etwa ein perfekter Titel für einen Agenten-Film mit asiatischem 007. Oder wie er die Geschichte des Chinesen ausschmückte, der in Dülmen seinen Pass verloren hatte und versehentlich in einem Asylantenheim landete. „Geschichten mit Asiaten sind immer irgendwie peinlich.“ Herrlich auch, wie er eine Einkaufssituation in einem Kölner Hipster-Bekleidungsgeschäft schilderte, in dem nur Englisch gesprochen wurde: „Die machen hier auf Berlin – aber in der Hauptstadt hört man wenigstens: I have to look in the Lager.“ Steierer hatte den weiten Weg aus Bayern nach Wermelskirchen recht selbstbewusst gefunden: „Ich freue mich sehr, hier zu sein. Vor allem für euch. Weil, wenn ich jetzt anfange, dann habt ihr es bald hinter euch.“ Mit stoischer Miene brachte er die dadaistischen Bonmots gleich im Dutzend: „Scheinselbständig. Als Geldfälscher“ etwa, oder: „Fahnenflucht. Alkoholiker auf Entzug“. Schön auch Sätze wie die eines Personalers beim Vorstellungsgespräch: „Gehalt? Dann geh halt!“ Sprachbarrieren waren hierbei übrigens kein Hindernis, was nun in erster Linie für Steierers nur seicht ausgeprägten bayerischen Dialekt sprach.

Beim britischen One-Line-Wunder Armstrong hingegen war dann höchste Konzentration im Publikum gefordert, denn jeder Satz war eine Pointe. Und diese Sätze kamen in hoher Frequenz. Abgesehen davon bezeichnete er sich mit Glatze und Rauschebart, hautengem schwarzen Kostüm und einer respektablen Plautze höchstens innerlich schmunzelnd als „Augenschmaus des Abends“. Sein Humor war typisch britisch: „Ich sollte euch vorwarnen. Ich bin mehrfach ausgezeichneter Komiker. Wenn es euch nicht gefällt, dann liegt es nicht an mir.“ Apropos mir: „Bevor ich anfange, will ich euch etwas von mir erzählen. Mir war eine russische Raumstation.“ In Deutschland sei er wegen einer Frau: „Sie wurde in England schwanger – und ich musste abhauen. In Deutschland hätte sie mich jedenfalls nie vermutet.“

Comedy, der kleine, bisweilen etwas räudige Bruder des Kabaretts, funktionierte im „Nightwash“-Kontext wunderbar – auf jeden Fall dann, wenn man die Freude im Publikum als Gradmesser heranzog. Und das war letztlich die einzige Maßeinheit, die von Bedeutung war.

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