Ehrenamt Zum Kitt der Gesellschaft werden

Wermelskirchen · Frei gewordene Zeit sinnvoll nutzen: Wer zum Jahresbeginn auf der Suche nach einem Ehrenamt ist, das zu ihm passt, bekommt Unterstützung von Hans-Erwin Hermann. Als Vorsitzender der Freiwilligenbörse pflegt er ein großes Netzwerk.

 Hans-Erwin Hermann (l.), der hier von Jürgen Felder (BEW) gespendete Werkzeuge für das Reparaturcafé in Empfang nimmt, ist Vorsitzender der Freiwilligenbörse und berät angehende Ehrenamtler.

Hans-Erwin Hermann (l.), der hier von Jürgen Felder (BEW) gespendete Werkzeuge für das Reparaturcafé in Empfang nimmt, ist Vorsitzender der Freiwilligenbörse und berät angehende Ehrenamtler.

Foto: Schütz, Michael (msch)

Neulich saß eine ältere Dame am Tisch bei Hans-Erwin Hermann. Sie war gerade Rentnerin geworden und hatte sich für das neue Jahr ein Ziel gesteckt: Die frei gewordene Zeit wollte sie ins Ehrenamt stecken. „Sie wollte sich für etwas engagieren, was ihr wichtig ist und ihr Spaß macht“, erzählt Hermann. Aber der Dame fehlten die Kontakte zu Vereinen und Initiativen, zu Einrichtungen und Verbänden. Und deswegen hatte sie sich einen Ruck gegeben, beim Vorsitzenden der Freiwilligenbörse gemeldet und einen Termin während der Sprechstunde vereinbart.

„Als erstes klopfen wir dann Interessen und Erfahrungen ab“, sagt Hermann. Das gelingt zuweilen über das Ausschlussverfahren. Oft aber wüssten Interessenten für ein Ehrenamt bereits, in welche Richtung es gehen soll. Dann fragt er nach Zeitfenstern und dem Umfang, den die Männer und Frauen für das Ehrenamt ins Auge gefasst haben. Meistens bekommt Hermann dann schon eine Ahnung: Denn schließlich ist er ständig im Gespräch mit den Ehrenamtskoordinatoren in Wermelskirchener Einrichtungen und Vereinen. „Vom Offenen Ganztag bis zur Arbeit in Pflegeeinrichtungen, vom Tierheim bis zum Reparaturcafé: Überall werden Ehrenamtliche gebraucht“, sagt er. Allerdings müssten Freiwillige und ihre neuen Aufgaben auch zueinander passen. Und das gilt es während der Beratung herauszufinden. „Jeder Mensch bringt ja Erfahrungen mit“, sagt Hermann.

Ob Männer und Frauen, die sich lange der Kindererziehung und dem Haushalt gewidmet haben, Menschen, die aus dem Job kommen, Schüler oder Hundebesitzer. Manchmal würden Ehrenamtliche im Ruhestand ganz bewusst an die Tätigkeiten ihres alten Arbeitsplatzes anknüpfen wollen, manchmal ist auch das Gegenteil der Fall. Nur ganz selten müssen Interessierte vor dem ehrenamtlichen Einsatz noch einen Ausbildung absolvieren. „Wer Hunde ausführen möchte, muss vorher die entsprechende Erlaubnis erwerben“, nennt Hermann ein Beispiel, „wer sich als Begleiter im Hospizverein engagieren möchte, braucht ebenfalls die entsprechenden Kurse.“ Aber der Vorsitzende der Freiwilligenbörse hilft auch in diesen Fällen bei der Kontaktaufnahme.

Drei Prioritäten erarbeitet er mit den Interessenten und nimmt dann zu allen drei Initiativen oder Einrichtungen Kontakt auf. „Gibt es Interesse, stellte ich den Kontakt her“, sagt er. Hermann ahnt, dass viele Interessenten an diesem Punkt einen Rückzieher machen. Und er weiß auch, dass Einrichtungen und Initiativen nicht in allen Fällen genug Kapazität haben, um engagiert um die Interessenten zu werben und ihnen die ersten Schritte zu erleichtern. Aber er kennt auch die Erfolgsgeschichten, bei denen Ehrenamtliche in ihrer neuen Aufgabe Erfüllung finden und gleichzeitig als große Hilfe gelten. „Ich kann nur an die Einrichtungen und Vereine appellieren, sich für die Ehrenamtlichen Zeit zu nehmen“, sagt er.

Vor neun Jahren hat Hermann die virtuelle Ehrenamtsbörse ins Leben gerufen. Im Internet wollte er für Anbieter und Suchende die Möglichkeit schaffen, zueinander zu finden. Genutzt wird das Forum von Vereinen, Einrichtungen und Initiativen so gut wie gar nicht. „Es wäre so einfach“, sagt Hans-Erwin Hermann. Ein neuer Arbeitskreis soll nun die Netzwerkarbeit in Schwung bringen – und vielleicht auch die virtuelle Freiwilligenbörse wiederbeleben. Es soll Seminare für werdende Rentner geben, um ihnen Möglichkeiten des ehrenamtlichen Einsatzes aufzuzeigen. Workshops könnten angeboten werden, um jungen und älteren Menschen den Weg ins Ehrenamt zu erleichtern. „Alles würde zusammenbrechen, wenn es das Ehrenamt nicht gäbe“, ist sich Hermann sicher, „die Freiwilligen sind der Kitt der Gesellschaft.“

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