Erzieherin in der Kita Kleine Personen, große Entscheidungen

Wermelskirchen · Carola Klee wird jeden Morgen von fröhlichem Lachen an ihrer Arbeitsstelle begrüßt. Die 37-Jährige arbeitet als Erzieherin in der Kindertagesstätte im Heisterbusch – mit Leib und Seele.

 Carola Klee ist Erzieherin in der Kita Heisterbusch. Und das mit Leib und Seele.  Foto: Jürgen Moll

Carola Klee ist Erzieherin in der Kita Heisterbusch. Und das mit Leib und Seele. Foto: Jürgen Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Heute Morgen hat Lea den besten Platz ergattert. Sie macht es sich auf Carola Klees Schoß gemütlich und blickt fröhlich in den Morgenkreis. Von hier aus sieht die Welt sicher aus. Carola Klee steht dem kleinen Mädchen in Fröhlichkeit in Nichts nach: Als die 37-Jährige in die Gesichter der Kinder blickt, strahlt sie. 20 Jungen und Mädchen begrüßen in der Igelgruppe in der Kindertagesstätte im Heisterbusch den Tag. „Wer wünscht sich heute ein Lied?“ fragt die Erzieherin in die Runde. Die kleine Marlene darf an diesem Vormittag die musikalische Entscheidung treffen: „Die kleine, dicke Biene“, sagt das Mädchen lachend und dann legen die Kinder los – genauso wie Carola Klee. Lachen, winken, singen, kichern. Der Tag in der Igelgruppe beginnt fröhlich.

„Ich wollte schon ganz früh Erzieherin werden“, erinnert sich Carola Klee, als die Kinder in die freie Vormittagsphase starten. Schon damals als Schülerin stellte sie sich vor, irgendwann im Kindergarten zu arbeiten. Aber dann machte sie das Abitur und ließ sich überzeugen, dass danach ein Studium der sinnvollste Weg sei. „Also schrieb ich mich für Sozialpädagogik ein“, erzählt sie. Nach zwei Semestern war ihr klar: Sie wollte nicht als Streetworker arbeiten, nicht in Leitungspositionen landen, sie wollte in den Kindergarten. Also verließ sie die Fachhochschule und machte doch noch die ersehnte Ausbildung. Bereut hat Carola Klee das nie – erst recht nicht, wenn sie morgens im Kindergarten die Jungen und Mädchen beim Spielen und Basteln, beim Toben und Singen beobachtet. Das ist ihr Element, hier arbeitet sie mit Leib und Seele.

„Ich wünsche mir, dass wir den Kindern das mitgeben können, was sie brauchen, um dann ohne Angst und mit Freude in die Schule gehen zu können“, sagt sie. Und deswegen legt sie schon bei den Kleinsten Wert auf eigene Entscheidungen – auf Partizipation. Wo möchten die Kinder spielen? Wann wollen sie zum Frühstück? Haben sie Lust auf ein Bastelangebot? „Die Kinder können diese Entscheidungen treffen“, sagt Carola Klee und freut sich, als Phil auf sie zugelaufen kommt. „Kann ich auf den Flur“, fragt der Junge. Die Regeln sind klar: Sind nicht mehr als zwei andere Kinder aus der Igelgruppe auf dem Bobbycar-Parcours im Flur, darf er gehen. Also schickt Carola Klee ihn zum Zählen und als Phil freudestrahlend verkündet, da sei bisher kein anderes Igelkind, nickt Carola Klee fröhlich.

Wenn das Wetter schön ist, dann dürfen die größeren Kinder sogar frei entscheiden, ob sie in der freien Phase am Vormittag raus wollen. Auch hier ist die Regel klar: Wer mindestens vier ist, darf mit höchstens drei anderen Kindern der Gruppe zum Spielen auf das Außengelände. „Deswegen ist der vierte Geburtstag bei uns in der Kita immer etwas ganz Besonderes“, sagt sie und lacht. Eintönig oder langweilig werde es nie – dafür sorgen die Jungen und Mädchen. Ein Ausflug in den nahen Wald, kreative Angebote und Bilderbücher: Die Möglichkeiten sind bunt. „Mir liegt auch das Thema Religionspädagogik“, sagt Carola Klee, „dann erleben wir gemeinsam biblische Geschichten, und wer will, spricht beim wöchentlichen Gebet selbst mit Gott.“ Ganz bewusst arbeite sie in einem evangelischen Kindergarten.

Auch dort hat der Arbeitsumfang in den vergangenen Jahren allerdings zugenommen: „Heute haben wir 22 Kinder in der Gruppe, der Personalschlüssel ist gesetzlich knapp bemessen“, sagt die Erzieherin. Und inzwischen investieren die Erzieher will Zeit in die Dokumentation für die Eltern. Außerdem seien die Kinder jünger geworden. „In vielen Familien sind beide Elternteile berufstätig“, sagt Carola Klee. Kinder kommen schon mit zwei in die Kita und bleiben über Mittag. Und dort wolle man mehr als „Verwahr- und Betreuungsanstalt“ sein, sagt die Erzieherin. Es gehe um echte Förderung. Und auch die verbindet Carola Klee mit viel Fröhlichkeit. „Ich halte es wie Erich Kästner“, sagt sie, „nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.“

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