Ingo Caron schreibt Chronik über Ophoven Wie man im Dorf zum Rufnamen kommt

Wassenberg · Ingo Caron hat eine Chronik über seinen Heimatort Ophoven geschrieben. Detailverliebt hat er Wissen ganzer Generationen konserviert – auch über die verschiedenen Spitznamen im Ort.

 Ingo Caron hat eine Chronik über seinen Heimatort Ophoven verfasst. Seit 2020 ist er der Ortsvorsteher dort.

Ingo Caron hat eine Chronik über seinen Heimatort Ophoven verfasst. Seit 2020 ist er der Ortsvorsteher dort.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Sommer 2021. Das Werk ist fertig. Und dann kommt das Hochwasser und legt seinen Heimatort weitgehend lahm. „Selbst die ältesten Ortsbewohner sagen, dass sie eine Evakuierung des Ortes Ophoven wegen des Hochwassers so noch nie miterlebt haben“, sagt Ingo Caron, selbst in Ophoven aufgewachsen und immer noch fest verwurzelt dort. Klar, dass der Ortsvorsteher sein Werk nochmals hervorholte und aktualisierte.

Nun ist die Ortschronik aber wirklich fertig und herausgegeben. Caron ist hörbar stolz, wenn er über die Chronik spricht, die er eigentlich schon viel früher mal geschrieben haben wollte. Sein Interesse war geweckt, nachdem er mit der eigenen Ahnenforschung begonnen hatte. „Mittlerweile bin ich bei der Ahnenforschung meiner Familie bis Spanien und Frankreich gekommen“, sagt er. Dennoch konzentrierte er sich vermehrt auf seinen Heimatort Ophoven. Caron stammt aus einer alteingesessenen Ophovener Familie, sein Urgroßvater Gottfried Schaufenberg war der ersts Löschgruppenführer des Ortes, er war auch Vorstandsmitglied des Ophovener Spar- und Darlehenskassenvereins.  Großvater Josef Caron war von 1946 bis 1964 Bürgermeister der damals noch selbstständigen Gemeinde Ophoven, Vater Franz war 25 Jahre Vorsitzender des SV Ophoven und jahrelang Stadtratsmitglied. Ingo Caron setzt die Liste fort, denn 2020 wurde er zum Ortsvorsteher seines Heimatortes gewählt.

Im alten Familienbesitz hatte Ingo Caron ein uraltes Sparbuch gefunden. Das wiederum ließ ihn, der selbst Diplom-Betriebswirt ist und als Bankkaufmann bei der größten Genossenschaftsbank im Kreis Heinsberg beruflich tätig ist, auch in der Geschichte des regionalen Bankenwesens forschen. Auch alte Fotos, die Caron von Josef Weres, dem ersten Ophovener Ortsvorsteher nach der kommunalen Neugliederung im Jahr 1972, bekam, ließen den Buchautor weiter abtauchen in alten Zeiten.

Ingo Caron erinnerte sich etwa an eine Festschrift, die er für den SV Ophoven verfasst hatte. „Es müsste mal eine Chronik her“ – diesen Gedanken hatte Caron nie aufgegeben. Die alten Ophovener jedenfalls freuten sich über Besuche von Ingo Caron, der sie über alte Zeiten erzählen ließ. „Das habe ich alles mitgeschnitten. Das hätte ich so nie aufschreiben können während der Besuche“, sagt Caron, der in der Chronik beschrieben haben wollte, „wie das Dorf früher aussah, was stattfand, wie sich das mit den Rufnamen verhielt“, verrät er weiter. Denn: „Man trug sicherlich einen richtigen Namen, doch man hatte auch einen Rufnamen, der im Dorf allseits bekannt war“, beschreibt er weiter.

Eine gute Recherchequelle war auch das Pfarrarchiv, aus dem Caron zahlreiche Informationen sammelte. Das Problem: Vieles war in Sütterlinschrift verfasst, was schwierig zu entziffern war. „Im Pfarrhaus bin ich auf echte Schätze gestoßen“, ist Ingo Caron froh, der zudem in alten Heimatkalendern viel über Ophoven gelesen hatte.

Die gesamte Dorfgeschichte Ophovens vor und seit der Entstehung im Jahr 1198 bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts beleuchtet der Autor in dem wichtigen Werk. Einer der Schwerpunkte dieser Dokumentation liegt im Zeitraum 1930 bis 1950. Mehr als 350 Seiten dabei sind zusammengekommen, darunter eben auch die aktuellsten Entwicklungen rund um die Hochwasserereignisse. Rund 1000 Bilder, etwa 150 historische Zeitungsartikel – das Werk dürfte für die Nachwelt von hohem Wert sein, konserviert es doch Wissen, das bald abhandengekommen wäre.

Der Autor selbst ist so auf den Geschmack gekommen, dass er bereits an einer Fortsetzung arbeitet. An Erzählstoff dürfte es jedenfalls nicht mangeln, um das kleine Dörfchen unweit der Grenze zu den Niederlanden weiter zu beschreiben.

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