Fußball-Landesliga Er läuft und läuft und läuft...

Viersen · Das Derby in der Fußball-Landesliga gegen die VSF Amern hat es mal wieder gezeigt: Auch mit 40 Jahren ist der Ehrgeiz von Eric Bongartz ungebrochen. Der Spieler des ASV Süchteln nimmt immer noch eine besondere Rolle ein.

 Trotz seiner mittlerweile 40 Jahre ist Eric Bongartz (vorne) immer noch mit vollem Einsatz für den ASV Süchteln im Einsatz. Er kann sich auch vorstellen, noch ein Jahr weiterzuspielen.

Trotz seiner mittlerweile 40 Jahre ist Eric Bongartz (vorne) immer noch mit vollem Einsatz für den ASV Süchteln im Einsatz. Er kann sich auch vorstellen, noch ein Jahr weiterzuspielen.

Foto: Dieter Wiechmann/Wiechmann, Dieter (dwi)

Es war die 44. Minute im Derby der Fußball-Landesliga gegen die VSF Amern, als es mal wieder aus ihm herausbrach. Eric Bongartz behauptete im Strafraum den Ball, brachte sich in Schussposition und zirkelte das Spielgerät überlegt halbhoch zum vermeintlich vorentscheidenden 4:0 für den ASV Süchteln in die Maschen. Als hätte jemand einen Schalter für ein zusätzliches Energiedepot umgelegt, stürmte Bongartz, umringt von seinen Mitspielern, in Richtung Zuschauer, riss sich das Trikot hoch, schlug sich auf die Brust und brüllte: „Das ist die Raute.“

Im Publikum schwankten die Reaktionen zwischen Belustigung, anerkennendem Staunen und Respekt. „Der ist ja immer noch total verrückt“, sagte jemand. Immer noch also, mit 40 Jahren immer noch so motiviert, so ehrgeizig, so voller Emotionen wie zu Beginn seiner Karriere. Eben so, wie ihn alle Fußballer aus dem Grenzland - und noch weit darüber hinaus - seit Jahrzehnten kennen. Mit 40 Jahren ist Eric Bongartz der älteste Spieler der Landesliga, Gruppe 1. Da kommt mit 39 Jahren nur Ercan Aydogmus vom Tabellenführer Cronberger SC heran, der auf eine andere verrückt ist, nämlich auf Tore. In 27 Spielen hat der Ex-Profi schon 34-mal getroffen. Für Bongartz war es am Sonntag erst das zweite Saisontor. Aber er ist normalerweise auch nicht fürs Toreschießen zuständig, im defensiven Mittelfeld eher fürs Gegenteil. Zudem gibt er lautstark den Ton an, führt junge Spieler und gibt, wie er im modernen Fußball genannt wird, den „Aggressive Leader“. „Das ist meine innere Sicht, meine Leidenschaft für den Fußball, meine liebe zum Spiel“, erklärt Bongartz.

Im Seniorenfußball hat er schon einige Stationen hinter sich, spielte unter anderem für den SC Union Nettetal und den 1. FC Mönchengladbach. Mittlerweile ist er aber beim ASV Süchteln heimisch geworden und hat viele Höhen und Tiefen mitgemacht. Den Abstieg aus der Landesliga 2014, aber auch die Rückkehr 2017. In der laufenden Spielzeit hatten sich die Süchtelner eigentlich deutlich mehr vorgenommen, wollten sich weiter oben festsetzen. Doch zwischenzeitlich geriet der ASV gefährlich nah an die Abstiegsplätze, erst die jüngsten drei Siege in Folge haben etwas Entspannung gesorgt. Wobei der Erfolg in Amern nach der 4:0-Führung noch heftig in Gefahr geriet und letztlich mit 4:3 sogar etwas glücklich ausfiel. Trotz der lautstarken und permanenten Hinweise Bongartz’ an seine Mitspieler, um die Konzentration hoch zu halten.

„Das Spiel war ein Spiegelbild unsere bisherigen Saison, erst hui dann pfui“, beschreibt es Eric Bongartz. Eine Saison, in der er nach Absprache mit Trainer Heinrich Losing eigentlich kürzer treten und mit seiner Erfahrung die jüngeren Spieler unterstützen sollte. Doch das ist längst Geschichte. Verletzungen und die kritische Situation in der Tabelle haben Bongartz längst wieder zum Stammspieler gemacht. Möglich macht das auch seine bewundernswerte Fitness. „Ich hatte das Glück, nie schwere Verletzungen gehabt zu haben. Außerdem hält mich mein Lebensstil auf Trab, ich bin immer auf Achse“, erzählt Bongartz. So ist er nicht nur Lehrer für Bautechnik und Sport am Rhein-Maass-Berufskolleg in Kempen, sondern führt in der Nähe von Boisheim zusammen mit seinen Geschwistern auch den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern weiter. Frau und Kinder fordern natürlich auch noch ihren Anteil. In Kombination mit dem fortgeschrittenen Sportleralter also genug Gründe, um sich über das Karriereende Gedanken zu machen.

 „Da muss ich ehrlich zu mir sein, schließlich wird es immer schwerer, mich auf diesem Niveau zu beweisen“, sagt Bongartz, „ich muss aber erst einmal etwas finden, was mich ähnlich ausfüllt wie der Fußball.“ Ob das irgendwann einmal ein Trainerposten sein wird, da ist er sich noch nicht sicher. Vielleicht hängt er auch noch ein Jahr dran, sein erster Ansprechpartner ist der ASV Süchteln. Doch die volle Konzentration gilt jetzt zunächst der nächsten Partie beim Tabellennachbarn VfB Solingen. Schließlich soll mit dem möglichen Karriereende kein Abstieg in Verbindung gebracht werden. Sein Ehrgeiz ist eben ungebrochen - 40 Jahre hin oder her.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort