Corona-Maßnahmen möglicher Grund Deutlich mehr Rotaviren-Fälle im Kreis Viersen

Kreis Viersen · Schon jetzt gibt es im Kreis Viersen mehr als doppelt so viele Rotaviren-Fälle wie im gesamten Vorjahr. Die steigenden Zahlen hängen wohl auch mit dem Umgang mit der Corona-Pandemie zusammen.

 Besonders gefährdet bei einer Infektion sind Säuglinge, Kleinkinder und ältere Personen.

Besonders gefährdet bei einer Infektion sind Säuglinge, Kleinkinder und ältere Personen.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Die Zahl der Rotavirus-Infektionen im Kreis Viersen ist verglichen mit dem Vorjahr deutlich nach oben geschnellt. Das geht aus aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts für meldepflichtige Infektionskrankheiten hervor. „Wurden im gesamten Jahr 2021 im Kreis Viersen neun Infektionen mit dem Rotavirus ärztlich festgestellt, so waren es dieses Jahr bis Anfang August bereits 23“, berichtet Michael Lobscheid von der Krankenkasse IKK classic. „Bedenklich bei dieser Entwicklung ist vor allem, dass Rotaviren insbesondere für Kleinkinder, Senioren und Menschen mit geschwächten Immunsystem gefährlich sind, im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen können“, so Lobscheid.

Ursache für den starken Anstieg ist vermutlich die Lockerung der Corona-Maßnahmen. Während der vergangenen beiden Jahre haben Kontaktbeschränkungen und Abstands- und Hygieneregeln die Ausbreitung vieler Infektionskrankheiten gebremst.

Das Rotavirus ist die weltweit häufigste Ursache für schwere Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kindern. Es ist hochansteckend und wird leicht übertragen. Auch Erwachsene können sich mit dem Virus infizieren. Durch den starken Durchfall verlieren die Patienten viel Flüssigkeit, was besonders für Säuglinge und Kleinkinder lebensbedrohlich sein kann. Eltern sollten daher unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Schmierinfektion. Die Viren werden dabei durch kleinste Stuhl-Reste an den Händen weitergegeben und können von der Hand in den Mund gelangen. Als Infektionsquelle dienen verunreinigte Lebensmittel oder Gegenstände. Weil Kleinkinder häufig Sachen in den Mund nehmen, sind sie besonders gefährdet. Zudem ist ihr Immunsystem noch nicht so stark ausgebildet wie bei Erwachsenen. Hat eine Infektion stattgefunden, setzt nach ungefähr drei Tagen Durchfall ein, der innerhalb weniger Stunden immer schlimmer wird. Oftmals kommen Übelkeit, Erbrechen, starke Magenschmerzen oder Fieber hinzu.

Medikamente gegen das Virus gibt es nicht. Der Arzt kann lediglich Mittel verordnen, die die Symptome lindern. Ganz wichtig ist es, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und ausreichend viel zu trinken. Um kein unnötiges Risiko einzugehen, ist eine ärztliche Betreuung nötig. Eine Impfung gegen Rotaviren gibt es für Säuglinge. „Die Ständige Impfkommission empfiehlt seit 2013 die Schluck-Impfung gegen Rotaviren für Säuglinge unter sechs Monaten. Die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen“, so Michael Lobscheid.

Er weist aufgrund der aktuell hohen Infektionsrate darauf hin, besonders auf Hygienemaßnahmen zu achten. Ganz wichtig sei es, sich regelmäßig und gewissenhaft die Hände zu waschen. Lebensmittel, die roh verzehrt werden, wie Obst, Salat und Gemüse, sollten ebenso gründlich gewaschen werden. Hat sich ein Familienmitglied mit dem Rotavirus infiziert, seien besondere Hygienemaßnahmen wichtig. Es gibt Desinfektionsmittel, die gegen Rotaviren eingesetzt werden. Während der Krankheitsphase sollte alles, was der Patient benutzt hat, gesäubert werden, bei Kindern insbesondere auch das Spielzeug und die Wickelunterlage.

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