Praktische Hilfen in Brüggen Geschäfte erhalten Klingeln für Behinderte

Brüggen · Stufen und andere Hindernisse machen es Blinden und gehbehinderten Menschen schwer, in Läden zu gelangen. Nun gibt es die Möglichkeit, an der Tür zu klingeln. Dann helfen Mitarbeiter den Menschen, ins Geschäft zu gelangen.

 Fachbereichsleiter Wilfried Bouscheljong, Inklusionsmanager André Sole-Bergers, Claudia Holthausen vom Werbering, Optiker Martin Rose, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters Dieter Dresen sowie die Behindertenbeauftragten Karl-Heinz Kellerhoff und Andrea Hanisch (v.li.).

Fachbereichsleiter Wilfried Bouscheljong, Inklusionsmanager André Sole-Bergers, Claudia Holthausen vom Werbering, Optiker Martin Rose, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters Dieter Dresen sowie die Behindertenbeauftragten Karl-Heinz Kellerhoff und Andrea Hanisch (v.li.).

Foto: Birgit Sroka

Geh- oder Sehbehinderte haben oft das Problem, dass sie Hilfe benötigen, um in ein Geschäft zu kommen, wenn es im Eingangsbereich Stufen oder andere Hindernisse gibt. Die Brüggener Behindertenbeauftragten Andrea Hanisch und Karl-Heinz Kellerhoff haben sich dafür eingesetzt, dass es nun besondere Klingeln gibt, mit denen Behinderte den Mitarbeitern eines Geschäftes oder eines Lokals signalisieren, dass sie Hilfe benötigen.

Ursprünglich wurden diese Klingeln in Kempen auf Initiative des Inklusionsmanagers der Lebenshilfe Kreis Viersen, André Sole-Bergers, eingeführt. „Wir wussten, dass einige Geschäfte bereits eine mobile Rampe haben. Nur wissen das die meisten nicht. Wir haben dann überlegt, wie die Leute davon erfahren können, dass es eine Hilfe gibt, wenn man etwa mit einem Rollator oder Rollstuhl in ein Geschäft möchte“, berichtet Karl-Heinz Kellerhoff. Er lobt die Gemeinde, die diese Idee dann schnell umgesetzt hat. Auch wenn es im Ausschuss zunächst diskutiert wurde, wer diese Klingeln bezahlen soll. Wilfried Bouscheljong, Sachgebietsleiter für Bildung, Jugend, Sport und Soziales, betonte, dass die Gemeinde ein Signal für die Inklusion der behinderten Menschen setzen und die Finanzierung übernehmen wolle. „Bislang wurden 850 Euro für die Hinweisschilder und Klingeln ausgegeben. Der Ausschuss hatte das Okay für einen Betrag unter 1000 Euro gegeben“, sagt Bouscheljong. 25 Sets wurden angeschafft. Bis auf fünf sind alle vergeben. Der Großteil muss noch angebracht werden. „Und wenn weitere Sets benötigt werden, dann kaufen wird die halt“, sagt der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Dieter Dresen.

„Aus der Gruppe der Lebenshilfe-Einrichtungen leben viele Bewohner in Brüggen. Wir sind froh, dass sie nun mit Rollatoren und Rollstühlen selbstständiger in die Stadt können“, sagt André Sole-Bergers erfreut. Außer in Brüggen wurden die Klingeln in Nettetal und Mönchengladbach angefragt. Auch Schwalmtal habe Interesse bekundet. In einer Höhe von 85 Zentimetern werden die Klingeln rechts vom Eingang angebracht. Das Besondere in Brüggen: Es wurde auch angeregt, mobile Alu-Rampen anzuschaffen, die bei Bedarf dann rausgelegt werden können. Die ursprüngliche Idee war, dass durch die Klingel jemand rauskommt und dem Behinderten ins Geschäft hilft. Welche Geschäfte oder Gaststätten demnächst eine Klingel oder auch eine Rampe anbieten, soll auf der Internetseite der Gemeinde und auch auf der Internetseite des Werberings veröffentlicht werden.

Auch in Bracht haben bereits die ersten Geschäftsleute Interesse geäußert. Wer jetzt noch ein Klingelset mit Hinweisschild benötigt, kann sich an die Verwaltung (Ruf 02163 5701-145) sowie an die Behindertenbeauftragten (Ruf 02163 5701-194) wenden.

„Wir haben immer noch das Problem, dass wir zwei Stufen vor dem Geschäft haben, und wir sind begrenzt, ein Rampenangebot für Behinderte zu bauen, da der Freiraum zum Gehbereich bleiben muss. Das Gebäude ist von 1981, da waren solche Themen wie ein behindertengerechter Eingang noch nicht auf der Agenda“, sagt Martin Rose von Optik Zambona & Rose in der Brüggener Fußgängerzone. Eine mobile Rampe sei aber auch nicht möglich, weil diese zu weit in die Fußgängerzone reichen würde, wenn die Neigung unter dem vorgeschriebenen Wert von sechs Prozent sein soll. „Wir kommen aber gerne raus und helfen in das Geschäft, wenn jemand klingelt oder sprechen dann einen Termin für eine Augenmessung zu Hause ab“, sagt Martin Rose.

Seit zehn Jahren setzen sich die Behindertenbeauftragten Andrea Hanisch und Karl-Heinz Kellerhoff für die Belange der Behinderten in Brüggen ein. Mit dieser Serviceklingel haben sich Karl-Heinz Kellerhoff und Andrea Hanisch sozusagen selbst ein Geschenk gemacht. Beide bieten Beratung für Behinderte und Vermittlung an Fachstellen an und sind unter der Telefonnummer 02163 5701194 erreichbar. Für den Ortsteil Brüggen ist Kellerhoff zuständig, um Angelegenheiten von Brachter Bürgern kümmert sich Andrea Hanisch.

Eigentlich wollte Karl-Heinz Kellerhoff mit seinem 70. Geburtstag im nächsten Jahr kürzertreten und die Hauptarbeit dem zukünftigen Behindertenbeirat überlassen. Die Arbeit liegt ihm jedoch sehr am Herzen und „wenn meine Gesundheit es zulässt und der Rat mich weiter will, mache ich weiter“, sagte er. Andrea Hanisch: „Ich hoffe, dass er weitermacht, im Team stehe ich dann ebenfalls weiter zur Verfügung.“ Weiterhin hofft sie, dass der kommende Beirat dann im Rat noch mehr aufzeigt, wo an behinderte Menschen in der Planung und bei Entscheidungen gedacht werden muss.

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