Naturschutzgebiet in Solingen Wakeboarder fliegen übers Wupperwehr – Angler schreiten ein

„Hier wird einem ja etwas geboten“, kommentierten am späten Sonntagnachmittag Spaziergänger an der Wupper: In der Nähe des Burger Klärwerks auf Höhe der Fischtreppe hatten junge Wakeboarder eine mitgebrachte Rampe aufgebaut.

 Drei Meter hoch mussten die Wakeboarder am Wupperwehr springen. Erlaubt ist das nicht. Die Angler sorgen sich um das Naturschutzgebiet.

Drei Meter hoch mussten die Wakeboarder am Wupperwehr springen. Erlaubt ist das nicht. Die Angler sorgen sich um das Naturschutzgebiet.

Foto: Fred Lothar Melchior

Mit Hilfe einer Seilwinde setzten sie zum Sprung übers Wehr an. „Man kommt gerade so oben drauf, aber es funktioniert“, erzählte einer der Männer, während ein anderer anmerkte: „Viel zu easy.“

Ganz so einfach aber doch nicht: Beim letzten Sprung gegen 18.30 Uhr reichte die Geschwindigkeit nicht. Statt oben im Wasser aufzukommen, prallte der Wakeboarder gegen das Wehr und rutschte herunter. „Wir haben noch nicht so viel Erfahrung mit der Winch“, der Seilwinde, erklärte einer aus der Gruppe. Die Teilnehmer unter anderem aus Burscheid, Langenfeld und Köln hatten sich gerade entschieden aufzuhören, als sie Besuch von Mitgliedern des Angelvereins Burg bekamen.

Ob sie die Schilder „Naturschutzgebiet“ nicht gesehen und sich Gedanken um Fischlaich gemacht hätten, fragten die Vorstandsmitglieder und ließen sich die Personalien geben. „Wenn man jetzt nichts macht, stehen nächste Woche 20 oder 30 hier und wollen auch springen.“ Der Angelverein hat das Gewässer von Wiesenkotten bis unterhalb des Tierheims in Glüder gepachtet und kümmert sich auch um die Pflege und Reinhaltung der Ufer. Im Januar und Februar fand das Müllsammeln wegen des Hochwassers und wegen Frost nur in kleinem Rahmen statt. „Jetzt, wo wir sammeln könnten, dürfen wir es nicht, weil die Vögel brüten“, sagt der Vorsitzende Holger Splettstößer.

Das bestätigt Dr. Jan Boomers, der Leiter der Biologischen Station Mittlere Wupper. „Ein Stück unterhalb des Wehrs brütet der Eisvogel“, beschreibt er die Situation. „Das Heftigste“ sei aber, wenn Fischlaich durch Aktionen wie die der Wakeboarder in Gefahr geriet. Nicht umsonst müssten Kanuten und Stand-up-Paddler fürs Befahren der Wupper einen Nachweis über ihre ökologischen Kenntnisse erbringen – und dürften nur ab einem bestimmten Pegelstand unterwegs sein.

Dass sich Wakeboarder am Wehr niederlassen, wollen die Angler auf jeden Fall verhindern. Sie warteten am Sonntagabend auf dem Parkplatz am Klärwerk allerdings vergeblich auf Polizei und Ordnungsamt, die ein Vereinsmitglied benachrichtigt hatte. „Wir werden den Vorfall jetzt beim Fischereiverband melden. Das wird wahrscheinlich eine Verwarnung geben.“

Beim Wupperverband kann man sich nicht erinnern, „dass das Thema illegal Wakeboard fahren an Gewässern beziehungsweise Wehren schon einmal aufgetaucht ist“. Auch Norbert Kellner, Abteilungsleiter Wasserwerke bei den SWS, ist total überrascht: „So etwas habe ich noch nie gehört.“ Das rund drei Meter hohe und 66 Meter lange Wehr Neuenkotten-Glüder gehört den Stadtwerken. Das Wehr stammt aus der Zeit um die Jahrhundertwende und erhielt 1992 eine neue Krone.

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