Nach der Katastrophe auch in Hückeswagen Hochwasser-Warnsystem 4.0 für die Wupper

Hückeswagen · Nach der Starkregen-Katastrophe von Mitte Juli soll das Wuppergebiet nun Modellregion für ein Forschungsprojekt werden. Partner sind der Wupperverband, die Bergische Universität, die IHK, die drei bergischen Großstädte und die Solinger Firma Berger.

 Das Hochwasser hatte den Bootssteg nahe der Brücke über die Wupper-Vorsperre hochgedrückt. An anderen Stellen entlang des Flusses sah es Mitte Juli noch schlimmer aus.

Das Hochwasser hatte den Bootssteg nahe der Brücke über die Wupper-Vorsperre hochgedrückt. An anderen Stellen entlang des Flusses sah es Mitte Juli noch schlimmer aus.

Foto: Stephan Büllesbach

Die Starkregen-Katastrophe vom 14. und 15. Juli ist zwar ein halbes Jahr her, doch vielen Menschen entlang der Wupper sind diese 24 Stunden immer noch im Gedächtnis und werden sie auch lange bleiben – und das nicht nur bei den Betroffenen, die Hab und Gut verloren oder die Millionenschäden für ihre Unternehmen ausweisen mussten. Wie etwa Klingelnberg. Schon direkt nach der Katastrophe waren Stimmen laut geworden, die ein Warnsystem für solche „Jahrhundert-Ereignisse“ forderten. Das könnte jetzt Realität werden.

So soll das Wuppergebiet zur Modellregion für ein gemeinsames Hochwasser-Warnsystem werden, teilt Ilona Fischer von der Pressestelle des Wupperverbands mit. „Dies ist die Zielsetzung eines Forschungsprojekts, das der Wupperverband mit Mitstreitern der Bergischen Universität Wuppertal, der Firma Berger, den Kommunen Wuppertal, Solingen und Remscheid sowie der Bergischen IHK gestartet hat.“ Ziel sei es, mittels Künstlicher Intelligenz (KI) unter Auswertung von Messwerten und der Nutzung von Wetterdaten, die Pegelstände entlang der Wupper vorherzusagen. „Hierbei sollen insbesondere kurzfristige Prognosen, also eine Vorhersagezeit zwischen 90 Minuten bis zu einigen Stunden, erreicht werden“, erläutert Ilona Fischer. Diese Vorhersagen könnten in Form von Warnungen, zum Beispiel per App, an die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten entlang der Wupper weitergegeben werden.

Nach der Katastrophe Mitte Juli hatte der Wupperverband in der Kritik gestanden, trotz frühzeitiger Prognosen nicht rechtzeitig gehandelt zu haben. So werfen ihm Kritiker etwa vor, nicht schon zwei Tage vor dem Starkregen-Ereignis Wasser aus der Bever-Talsperre abgelassen zu haben.

Grundlage für eine bessere Vorhersage ist die Vernetzung der Akteure mit ihren jeweiligen Sensoren. So verfügt der Wupperverband bereits über ein umfangreiches, etabliertes Pegel- und Niederschlagsmessnetz sowie hydrologische und hydraulische Modelle, das um Prognosetools ergänzt werden soll, berichtet die Pressesprecherin. Um schnelle Fortschritte zu erzielen, sei ein agiles Vorgehen vorgesehen, wobei die Wupper das „Rückgrat“ bilde – von der Quelle bis zur Mündung. Die wichtigsten Nebengewässer werden dann nach und nach integriert. „Die Vorbereitungen laufen schon für die wesentlichen Nebengewässer aus Wuppertal, Solingen und Remscheid“, teilt Ilona Weyer mit. Beispielsweise hatte in der Folge des Juli-Hochwassers die Firma Berger – als in Solingen-Kohlfurth ansässiges Unternehmen unmittelbar vom Hochwasser betroffen – mit der Installation zahlreicher weiterer Sensoren begonnen. Pegeldaten und Niederschlagsdaten sollen anschließend durch den Lehrstuhl für Technologien und Management der Digitalen Transformation der die Bergischen Universität mit einer KI analysiert werden.

Um die Arbeiten intensiv weiter verfolgen zu können, wurde seitens der Bergischen Universität eine Anschubfinanzierung ermöglicht. Für die weitere Finanzierung soll zudem kurzfristig ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt ins Leben gerufen und öffentliche Fördermittel eingeworben werden.

„Die Zusammenarbeit ist bereits erfolgreich gestartet und wurde von allen Beteiligten gelobt“, berichtet Ilona Weyer. Mit dem Start des Forschungsprojektes soll nun gemeinsam ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Hochwasser-Warnsystem 4.0 gegangen werden.

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