Konflikt in der Kirche Kirchengemeinde Alpen sieht sich „bürokratisch gefangen“

Alpen · Das Verhältnis der Evangelischen Kirchengemeinde Alpen zum Kirchenkreis in Moers bleibt angespannt. Die Sorge vor einer Explosion der Verwaltungskosten ist groß. Pfarrer sprechen von bürokratischer Gefangenschaft.

 Heike und Hartmut Becks sehen mit wachsender Sorge, dass die Bürokratie in der Kirche die Seelsorge ausbremst.

Heike und Hartmut Becks sehen mit wachsender Sorge, dass die Bürokratie in der Kirche die Seelsorge ausbremst.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Der Konflikt zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde Alpen und dem Kirchenkreis Moers schwelt seit Jahren. Hauptkritikpunkt aus Sicht der Alpener sind vor allem die rasant ansteigenden Kosten für den zentralen Verwaltungsapparat. „Unseren eigenen Verwaltungskosten von 40.000 Euro stehen inzwischen Kosten in Höhe von 120.000 Euro aus Moers gegenüber. Man muss offen sagen: Das ist zu viel“, sagt Pfarrer Hartmut Becks am Sonntag im Rahmen der außerordentlichen Gemeindeversammlung.

Sein Vorschlag: „Aufgaben, die vor Ort anfallen, können wir auch vor Ort erledigen. Bis jetzt sind das Pflichtaufgaben, die vom Kirchenkreis übernommen werden, obwohl wir das hier viel günstiger machen könnten.“ In Alpen rechnet man jedoch mit drastisch steigenden Verwaltungskosten. „Noch ist unsere Finanzlage stabil. Allerdings wird eine Steigerung der Verwaltungskosten um 400 Prozent bis 2026 prognostiziert. Das mit Einsparungen zu kompensieren, ist nicht möglich“, sagt Jürgen Fischer, zuständig für die Finanzen.

Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers, wiegelt ab: „Unsere Planungen geben vor, in den nächsten Jahren 3,4 Prozent der Verwaltungskosten einzusparen. Die Steigerung von 400 Prozent ist keine vollständige Information. Die Kosten werden nach dem Verursacherprinzip errechnet und sind für jede Gemeinde unterschiedlich.“

Hartmut Becks reicht das nicht: „Es arbeiten bald doppelt so viele Menschen in der Verwaltung, als es Pfarrer gibt. Ein Unding. Wenn der Verkündungsdienst schrumpft, muss in gleichem Maße auch Verwaltung schrumpfen. Wir schwächen, indem wir uns in Verwaltungsaufgaben verlieren.“

Vor allem die bevorstehende Pensionierungswelle macht Becks Sorgen: „Dann haben wir den kuriosen Fall, dass immer mehr Theologen wegfallen, wir aber als Behörde bleiben.“ Pfarrerin Heike Becks sieht ein weiteres Problem: Gemeinden sollten das Ehrenamt fördern, zugleich schreibe der Kirchenkreis vor, was Ehrenamtler leisten und welche Schulungen sie besuchen müssen. Damit stoße man an Grenzen. Das zeige sich daran, dass viele Gemeinden Presbytermangel beklagten. „Was bleibt, wenn es keine Pfarrer und Pfarrerinnen mehr gibt und die Ehrenamtler in Schulungen sitzen?“, fragt Heike Becks.

Unterstützung erhielten die Alpener von Lutz Zemke, Vorsitzender des Presbyteriums der Nachbargemeinde Lintfort: „Das Ehrenamt ist überfordert. Wir befinden uns in einer bürokratischen Gefangenschaft der Kirche.“ Zemke sieht nur einen Ausweg: „Wir sollten nicht zu viel Hirnschmalz dafür verwenden, alte Systeme zu erhalten, sondern neue zu entwickeln.“

(erko)
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