Besondere Stadtführung Moers, die Handwerkerstadt

Moers · Die Moerser Stadtführungen beleuchten Winkel und Plätze und lassen die Stadtgeschichte wieder aufleben. Gästeführerin Anne-Rose Fusenig erzählte jetzt von Betrieben, die früher in der Innenstadt angesiedelt waren.

 Im Maßatelier Heinz Reeker konnten die Teilnehmer beim Zuschnitt von Kleidung zuschauen. Im Hintergrund (mit weißer Haube): Anne-Rose Fusenig.

Im Maßatelier Heinz Reeker konnten die Teilnehmer beim Zuschnitt von Kleidung zuschauen. Im Hintergrund (mit weißer Haube): Anne-Rose Fusenig.

Foto: Norbert Prümen

Gästeführerin Anne-Rose Fusenig kennt die Moerser Stadtgeschichte in- und auswendig. Sie erzählt von Römern, Oraniern und Franzosen, entführt in den Schlosspark und berichtet vom geheimnisvollen Festungsbau. In einer Sonderführung widmete sie sich dem Handwerk, das schon früh in der Grafenstadt zu Hause war und für eine rege Geschäftswelt sorgte. In Grafschafter Tracht führte sie stilecht durch die Moerser Innenstadt, die heute mit ihren Einzelhandelsgeschäften und Handelsketten ein lebendiges Treiben zu bieten hat. Handwerksbetriebe, die früher Moers für Land und Leute attraktiv machten, geraten dabei schnell in Vergessenheit.

Die Gästeführerin hat bei ihrer Führung markante Standorte ausgesucht, um der Frage nachzugehen, was davon gebliebene ist und ob es noch Spuren dieser Betriebe gibt. So gab es früher nahe der St.-Josef-Kirche und dem heutigem Arbeitsamt eine Baumwollspinnerei, die von der Familie Wintgens betrieben wurde. Um 1820 kaufte die Familie das Moerser Schloss, baute es für ihre Zwecke um. Karl-Robert Wintgens musste 1901 das Unternehmen liquidieren. Einige Jahre später war es der Stadt möglich, das Schloss und den westlichen Teil des Parks zu erwerben.

Imposant erscheint heute das Gebäude auf der Steinstraße, in dem die Handelskette H&M untergebracht ist. Der Name Johannes Nerforth ist an der Häuserfront zu lesen. Bei den Teilnehmenden werden sofort Erinnerungen an ein besonderes Haushaltswarengeschäft über mehre Etagen wach. Keimzelle des Hauses war das Schlosserhandwerk, deren Ausgang sich auf der Pfefferstraße befand. „Ein Straßenname, den nur solche Stadt führen durfte, wo Gewürze aus dem Orient gehandelt wurden. Somit ist Moers mit seinen rund 3000 Einwohnern keine reine Handwerksstadt gewesen“, betont die Gästeführerin.

Weiter führt der Weg zum Wallzentrum, wo früher die Druckerei Pannen ihren Sitz hatte und als die Druckerei am Niederrhein galt. 1975 wurde das Gebäude abgerissen, das Wallzentrum als innovative Shoppingmeile mit verschiedenen Geschäften eröffnet.

Anne-Rose Fusenig führte weiter zu markanten Punkten, wie etwa zum Altmarkt, wo heute im Café Extrablatt das gastronomische Leben pulsiert. „Früher standen hier um 1900 noch drei Häuser, die Carl Schultze zu einem umbaute und eine Schneiderei und ein Textilkaufhaus betrieb“, so die Gästeführerin, die den Blick auf das neue Café Perfetto mit 3,80 Meter Hausbreite richtete. Hutmacher Lechner hatte dort bis 1930 seine Werkstatt und war mit Fahnen, Mützen, Hüten und Kappen weiter über Moers bekannt.

Der Weg führte weiter zur Klosterstraße, wo einst Betten Kamann seinen Standort hatte und Ewald Steiger ein Fotoatelier betrieb. Ab 1904 brachte die Zeche wirtschaftliche Blüte, die zugleich auch das Stadtbild veränderte. An die ehemalige Lohgerberei in Höhe des „Neuen Rathauses“ erinnert heute nichts mehr. „Das Gebäude wurde damals abgerissen und im Freilichtmuseum Grefrath wieder aufgebaut“, so Anne-Rose Fusenig.

Vorbei ging es am ältesten Haus in der Neustadt, dem Peschkenhaus. Um 1860 war es Sitz einer Nähmaschinen- und Fahrradfabrik. Die Reise in die Vergangenheit endete im Maßatelier Heinz Reeker, wo Gunda Lippert seit Jahrzehnten für die perfekte Herrenbekleidung nach Maß sorgt. Sie zeigte, wie beispielsweise eine Hose zugeschnitten und ein Ärmel nach dem Zuschnitt weiterverarbeitet wird.

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