Interview mit Rosemarie Kaltenbach „Es geht um die Stadt, nicht um Parteien“

Rheinberg · Die achtjährige Amtszeit der Beigeordneten Rosemarie Kaltenbach endet 2020. Der Rheinberger Rat entscheidet am Dienstag über die Wiederwahl.

 Rosemarie Kaltenbach möchte gerne weiterhin für die Stadt Rheinberg arbeiten. Sie verantwortet neben dem Personalwesen den Bereich Jugend und Soziales und ist Leiterin des Dienstleistungsbetriebs.

Rosemarie Kaltenbach möchte gerne weiterhin für die Stadt Rheinberg arbeiten. Sie verantwortet neben dem Personalwesen den Bereich Jugend und Soziales und ist Leiterin des Dienstleistungsbetriebs.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Rosemarie Kaltenbach ist seit 2012 Beigeordnete der Stadt Rheinberg. Im nächsten Jahr endet ihre achtjährige Amtszeit. Deshalb muss der Rat jetzt über ihre Wiederwahl entscheiden. Die RP hat sich mit Kaltenbach unterhalten.

Im November 2018 hatten Sie an dieser Stelle gesagt, dass Sie bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr nicht noch einmal für das Bürgermeisteramt kandidieren werden. Bleibt es dabei?

Rosemarie Kaltenbach Ja, dabei bleibt es. Das ist kein Thema für mich.

Als Beigeordnete wollen Sie gerne weiterarbeiten.

Kaltenbach Auf jeden Fall. Ich hoffe, dass der Rat mich erneut wählt. Ob ich dann die kompletten acht Jahre bleibe, wird von Gesprächen in der Verwaltung abhängen. Mit spätestens 65 Jahren würde ich schon gerne in den Ruhestand gehen.

Sie sind SPD-Mitglied. War die Parteizugehörigkeit bei Ihrer Tätigkeit als Beigeordnete eher ein Vor- oder ein Nachteil?

Kaltenbach Es wurden gelegentlich Erwartungen an mich herangetragen, mal von der einen, mal von der anderen Seite. Aber ich habe mich immer neutral verhalten. Das geht in meiner Position auch nicht anders. Es geht um die Stadt, nicht um die Interessen einer Partei. Als ich die Rekommunalisierung der Reinigungskräfte nicht empfehlen konnte, gefiel das der SPD nicht. Meine Pläne für ein Sozialhaus in der Schule am Pulverturm gefallen der CDU nicht. Aber so ist das nun mal.

Sie verantworten unter anderem den Personalbereich der Stadtverwaltung. Wie sieht es da aus?

Kaltenbach Gutes und qualifiziertes Personal für die Stadt zu finden und zu halten, ist eine große Herausforderung für die Zukunft. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zunehmend wichtiger Aspekt dabei. Ein Thema wird sein, zusätzliche Online-Angebote  für Bürger zu schaffen, um die Mitarbeiter zu entlasten.

Ist die Fluktuation heute eine andere als früher?

Kaltenbach Ja, früher sind Mitarbeiter im Schnitt länger auf einer Stelle geblieben. Da ist heute mehr Flexibilität gefordert. Mitarbeiter bewerben sich auf andere Stellen im Haus oder gehen in andere Verwaltungen, weil sie auch mobiler sind. Ich finde Veränderung aber nicht schlimm, weil das auch bedeutet: Wenn einer geht, kommt ein anderer mit anderen Erfahrungen.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Gibt es da Probleme?

Kaltenbach Wenn die Konjunktur in der freien Wirtschaft gut läuft wie zur Zeit, ist der Öffentliche Dienst als Arbeitgeber nicht so gefragt. Die Konkurrenz ist groß. Da muss man sich etwas einfallen lassen. Wir bieten zum Beispiel ein Duales Studium für Sozialpädagogen an.

2016 haben Sie zusätzlich den Bereich Jugend und Soziales übernommen. Ein dicker Brocken.

Kaltenbach Das ist tatsächlich ein dicker Brocken. Wir haben schon eine Menge geschafft, aber es gibt auch noch viel zu tun. Die Spielplatzbedarfsplanung etwa war ein hartes Stück Arbeit.

Bei den Kindertagesstätten ist viel in Bewegung. Da sind Sie mehrfach mit kreativen, teilweise unorthodoxen Vorschlägen aufgefallen.

Kaltenbach Die Idee, dass die Stadt und die Evangelische Kirchengemeinde Orsoy ein gemeinsames Kita-Projekt in Orsoyerberg realisieren wollen, ist tatsächlich sehr innovativ. Dann steht der Neubau an der Buchenstraße bevor, an der Schützenstraße ist ebenfalls eine neue Einrichtung geplant. Der ganze Bereich liegt mir unglaublich am Herzen. Nicht zuletzt, weil es dabei um Chancengleichheit für Kinder geht.

Wie steht es um Ihren Plan, das Schulgebäude am Pulverturm zu einem Sozialhaus umzubauen?

Kaltenbach Es geht dabei nicht um ein reines Seniorenhaus, es ist viel mehr. Die Träger sind dafür. Sie sehen ja, dass der Bedarf da ist. Aber um es klar zu sagen: Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Momentan wird erst einmal eine Machbarkeitsstudie erarbeitet.

Sie leiten auch den Dienstleistungsbetrieb.

Kaltenbach Da hat es sich gut eingespielt, dass wir die Grünschnitt- und Sperrmüllannahme eingestellt haben. Das Problem ist: Es gibt immer mehr Grünflächen, die gepflegt werden müssen. Wir haben immer mehr optimiert, um die Arbeit schaffen zu können. Es fehlt Geld. Wenn man eine Leistung haben will, muss man sie auch bezahlen.

Warum arbeiten Sie gerne in Rheinberg?

Kaltenbach Weil ich hier zusammen mit meinen Mitarbeitern – ohne sie geht gar nichts – viel bewegen kann. In kleineren Verwaltungen kann man Prozesse von Anfang bis Ende begleiten. Das gefällt mir gut.

Sie sind damals sehr schnell nach Rheinberg gezogen und leben nach wie vor in der Stadt. War das eine richtige Entscheidung?

Kaltenbach Absolut richtig! Das war für mich eine Selbstverständlichkeit.

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