Komödie in Rheinberg Tolles Mundarttheater „met vööl Pläsier“

Rheinberg · In der Rheinberger Stadthalle gab es am Wochenende zweimal viel Applaus für die Komödie „Twee wi Katt on Hond“. Die Rheinberger Theatergruppe „Theater op Platt“ lockte rund 900 Zuschauer an.

 Vor einem sehenswerten Bühnenbild ging es turbulent zu. Dafür sorgten (v.l.) Christel van den Boom, Hubert von Thenen, Elisabeth Voßler, Peter Houcken, Käthi Spolders, Winnie Nickenig, Ulli Weyhofen, Hans-Theo Mennicken, Klaus Kehrmann und Karola Schäfer. Nicht mit auf dem Foto sind Bärbel Voßler und Gabi Krekeler.

Vor einem sehenswerten Bühnenbild ging es turbulent zu. Dafür sorgten (v.l.) Christel van den Boom, Hubert von Thenen, Elisabeth Voßler, Peter Houcken, Käthi Spolders, Winnie Nickenig, Ulli Weyhofen, Hans-Theo Mennicken, Klaus Kehrmann und Karola Schäfer. Nicht mit auf dem Foto sind Bärbel Voßler und Gabi Krekeler.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Die Ortsbezeichnung am Anfang dieses Berichts lautet „Rheinberg“. Streng genommen müsste da allerdings „Rhinberk“ stehen, der alte und plattdeutsche Name für die Stadt. Denn am Wochenende drehte sich bei zwei Theateraufführungen in der Stadthalle alles um das Rhinberkse Platt, die Mundart. Und am Rande des Theaterstücks, beim Bierchen im Foyer, kommt auch die Frage auf: Was ist denn eigentlich mit dem Rheinberger Platt? Stirbt es aus? Oder kann es überleben, auch wenn jene Frauen und Männer, die noch mit dieser sympathischen Sprache der einfachen Leute aufgewachsen sind, mal nicht mehr da sind?

Schwer zu sagen. Aber solange der Sprookverein Ohmen Hendrek Jahr für Jahr seinen Heimatkalender Rhinberkse Dagwieser auflegt und seine plattdeutschen Abende anbietet, solange es an der St.-Peter-Grundschule eine Mundart-AG für die Kinder gibt und solange die aus den Rhinberkse Jonges und dem Sprookverein hervorgegangene Mundarttheatergruppe ihre Komödien auf die Bühne bringt, kann dem Platt nichts passieren.

Jetzt gab es wieder Theater. Zweimal, wegen Corona erstmals nach langer Pause. Und das höchst erfolgreich. Am Freitagabend kommen rund 400, am Sonntagnachmittag sogar noch mehr Fans in die Stadthalle und haben Spaß ohne Ende. Denn die Schauspieler auf der Bühne geben alles. Da kann man sich manchmal vor Lachen kaum noch auf dem Stuhl halten. Und staunt über die wunderbare Bühnendekoration. Zwei Häuser sind da mit viel Liebe zum Detail aufgebaut worden – mit echten Fenstern und Türen, mit Tischen und Bänken und einem Gartenzaun und allem Schnick und Schnack.

Um es gleich zu sagen: Da stehen keine professionellen Mimen auf der Bühne. Zum Glück! Die Tatsache, dass der eine oder die andere mal den Text verdaddelt und froh ist, wenn Regisseur Rolf Kuhlmann aus seiner Souffleur-Kabine die rettenden Worte übermittelt, sorgen erst für den richtigen Theaterspaß. Alles live und in Farbe. Made in Rhinberk. Da darf auch mal der Vorhang zu früh zufahren und ein Stuhl kaputtgehen, wenn Peter Houcken gerade Platz nehmen will. Solche kleinen Pannen sind das Salz in der Theatersuppe.

„Twee wi Katt on Hond“ (Zwei wie Katz und Hund) heißt die Komödie in drei Akten. Der Inhalt: Pastor und Bürgermeister leben in einem Dorf am Niederrhein Tür an Tür und sind sich spinnefeind, werfen sich gegenseitig ihre Verfehlungen vor die Füße – bis irgendwann jemand mit List und Tücke auf die Idee kommt, das Wasser aus dem Dorfbrunnen zu Heilwasser zu erklären. Dann rollt der Rubel, die beiden Streithähne liegen sich versöhnt in den Armen und zählen die Scheinchen. Weil der Erfolg groß gefeiert werden soll, muss ein italienischer Oper-Star her. Der kommt auch, allerdings verbirgt sich hinter ihm der deutsche Verehrer der Bürgermeister-Tochter.

Wie das so läuft in solchen Stücken: Es gibt Irrungen und Wirrungen und schräge Charaktere, bis der ganze Spuk auffliegt und die ganze Kohle wieder weg ist. Lange Gesichter. Doch am Ende haben sich alle ganz doll lieb und stoßen an – mit hochprozentigem Heilwasser aus der Schnapsflasche.

Die Besetzung ist ganz hervorragend. Ulli Weyhofen als selbstverliebter Bürgermeister Hein Janzen rockt den Laden, dass es eine Freude ist. Sein Gegenspieler Pastor Sebastian (Peter Houcken) glänzt als Hochwürden, hochdeutsch sprechend und gebildet. Elisabeth Voßler als Pfarrers Haushälterin Helene, die schlichte Magd Stina (Christel van den Boom) und die permanent mit einem Teppichklopfer auf ihren Gatten eindreschende Bürgermeistergattin Dora Janzen (einzigartig: Käthi Spolders) bringen Frauenpower auf die Bühne, ebenso wie die herrschsüchtige und egozentrische Klothilde Sommer (Karola Schäfer in mindestens fünf verschiedenen Kleidern) als Feriengast. Ihr unterdrückter Mann Max Sommer (Klaus Kehrmann) wird zu Kaiser Willem gemacht und gibt dem Stück gleich zweimal die entscheidende Wendung. Wie die Opas aus der Muppets-Show kommen Winni Nickeknig als ideenreicher und gewiefter Opa Wim und Hans-Theo Mennicken als sein Kumpel Thei daher. Sie brillieren von Anfang bis Ende. Viel Applaus heimst auch Rainer Müller als angeblicher italienischer Opern-Star Giovanni Parmesani ein, der in Wirklichkeit Michael Maier heißt. Er macht seine Sache super. Nicht minder überzeugend: Claudia Voßler als Bürgermeister-Tochter Bärbel Janzen, Hubert von Thenen als Feuerwehrmann Florian Spritzig und Gabi Krekeler als angeschickerte, vom Ministerpräsidenten gesandte Regierungsdirektorin mit wenig Sinn für Humor. Sie alle bekommen am Ende viel Applaus für ihre tollen Aufführungen. So geht Theater „met vööl Pläsier“.

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