Landtagswahlkampf Wo Kinder ein Gefühl für Nachhaltigkeit entwickeln

Alpen · Der Grünen-Landtagskandidat Niels Awater aus Rheinberg hat sich im Alpener Waldkindergarten über das pädagogische Konzept der Einrichtung informiert.

 Carlo Ridder (li.) im Gespräch mit Niels Awater.

Carlo Ridder (li.) im Gespräch mit Niels Awater.

Foto: Erwin Kohl

Der Grünen-Landtagskandidat Niels Awater hat sich im Alpener Waldkindergarten über das pädagogische Konzept der Einrichtung informiert. Bevor das umgesetzt werden konnte, galt es, im Genehmigungsverfahren einige Hürden zu überwinden. Kita-Leiter Carlo Ridder: „Dass wir der einzige Waldkindergarten im Kreis Wesel sind, liegt daran, dass diese Hürden so hoch sind. Der Bauwagen zum Beispiel, in dem sich die Kinder bei allzu schlechtem Wetter aufhalten, unterliegt den gleichen Genehmigungs-Richtlinien wie ein Krankenhaus.“ Grund dafür ist laut Ridder die Sorge, dass der Eingriff in die Natur zu groß sein könnte.

Auf der anderen Seite lernen die Kinder des Waldkindergartens den sachgerechten Umgang mit der Natur um sie herum. Hinzu kommen Lerneffekte, die Einrichtungen in der Stadt kaum bieten können. „Wir pflanzen einen Großteil unserer Nahrungsmittel selber an, zum Beispiel Bohnen, Kartoffeln oder Paprika. Das können viele Eltern nicht, weil ihnen die Kenntnisse fehlen, die lernen das dann von ihren Kindern“, so Ridder, der sehr viel Wert darauf legt, unabhängig zu sein: „Wir haben kaum fertiges Spielzeug hier, sondern basteln das meiste selber. Die Kinder unterstützen sich dabei gegenseitig mit Ideen und Fertigkeiten. Das schafft Gemeinschaftssinn: Wenn einem was runterfällt, bücken sich sofort zwei andere und heben es auf.“

Niels Awater zeigte sich von dem Konzept beeindruckt: „Diese Art der frühkindlichen Erziehung ist sehr wichtig, da werden die Grundsteine gelegt.“ Zum Inventar des Waldkindergartens zählen auch Bienenvölker. Der Honig wird gemeinsam mit den Kindern geschleudert und in Gläser gefüllt.

Die 25 Kinder leben von 8 bis 15 Uhr nicht nur in der Natur, sondern auch mit ihr. Was die kindliche Entwicklung angeht, werden die Kleinen weitestgehend in Entscheidungen eingebunden. Ridder: „Wir haben ein Kinderparlament, dass beispielsweise darüber entscheidet, was wir freitags in unserer Waldküche kochen und es gibt einen Kindersprecher.“

Niels Awater verglich das mit seiner Zeit im Wallacher Awo-Kindergarten: „Wir waren sehr behütet, es wurde immer auf uns aufgepasst. Hier können die Kinder vieles selber entscheiden, entwickeln ein viel höheres Selbstbewusstsein und stärken nebenher ihr Immunsystem.“ Dass klassische Lerninhalte wie etwa der Einstieg in eine Fremdsprache im Wald nicht vermittelt werden, ist laut Carlo Ridder überhaupt kein Nachteil: „Studien haben ergeben, dass Kinder aus einem Waldkindergarten bei der Feststellung der Schulfähigkeit deutlich besser abschneiden.“

Das spricht sich herum, die Warteliste ist lang und das nicht nur bei den Kindern. „Wir bekommen jeden Monat Bewerbungen von Erziehern und Erzieherinnen. Leider ist der Männeranteil in diesem Beruf sehr gering, dabei sind sie als Ansprechpartner sehr wichtig“, bedauert Ridder. An diesem Punkt sieht sich auch der Landtagskandidat machtlos: „Das ist ein gesellschaftliches Problem. Aber ich glaube, es bewegt sich gerade was.“

(erko)
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