Hockey Markus Lonnes verlässt den HTC SW Neuss

Neuss · Seit mehr als 20 Jahren ist der 36-Jährige in Neuss als Hockey-Trainer tätig. Am 1. April wechselt er ganz zum Deutschen Meister RW Köln.

Markus Lonnes geht am Stock. Vor einem Monat war der 36-Jährige morgens beim Brötchenholen auf dem schneebedeckten Bürgersteig böse ins Straucheln geraten und hatte sich dabei das hintere Kreuzband im Knie gerissen. Zwei Wochen muss er sich noch mit einer schützenden Steif-Schiene herumplagen — seinen Job als Hockey-Trainer füllt er trotzdem zu hundert Prozent aus.

Beim HTC SW Neuss tut er dies allerdings nur noch bis zum 1. April, dann wechselt er zum Deutschen Meister RW Köln. Dessen Bundesliga-Damen hat er bereits seit vier Jahren unter seiner Regie, nun soll er sich als hauptamtlich beschäftiger Koordinator auch um den Nachwuchs der Domstädter kümmern. In ganz ähnlicher Funktion ist er noch in Neuss im Einsatz. Mit 13 hatte der Kaarster beim HTC SW als Coach angefangen, mit 15 übernahm er seine erste Mannschaft. Seitdem holte er mit Schwarz-Weiß sieben Deutsche Meistertitel im Jugendbereich, die Damen übernahm er in der Oberliga und führte sie auf dem Feld in die 2. und in der Halle in die 1. Liga.

Obwohl ihn Rot-Weiß schon länger hatte ganz nach Köln lotsen wollen — im vergangenen Jahr brachte er mit den Damen sowohl auf dem Feld als auch in der Halle den DM-Titel ein —, war für ihn ein kompletter Wechsel lange undenkbar gewesen. "Ich konnte mich emotional nicht von Neuss trennen", sagt Lonnes, "ich hänge nun mal extrem an meinen Mannschaften". Druck aus Köln, versichert er, habe es keinen gegeben. "Mir wurde nicht die Pistole auf die Brust gesetzt. Dort hätte man die bisherige Konstellation weiter toleriert."

Die sachliche Analyse seiner Situation, "unterm Strich verdiene ich mit Hockey ja meinen Lebensunterhalt", habe letztlich den Ausschlag gegeben, erklärt Lonnes: "Ich hatte schon lange das Gefühl, dass ich mal was Neues probieren muss. Und der Zeitpunkt ist gut, ist die Jugendabteilung — zumindest im Mädchenbereich — doch wieder absolut gesundet".

Thomas Draguhn, in Neuss seit knapp einem Jahr Leiter der Hockey-Abteilung, bedauert die Entscheidung außerordentlich. "Wir waren mit seiner Arbeit sehr zufrieden. Ihn zu ersetzen, wird eine große Herausforderung, zumal es kompetente Hockey-Trainer nicht wie Sand am Meer gibt. Das ist ein enger Markt." Bei dem Versuch, den seit genau 21 Jahren im Jahnstadion als Trainer tätigen Lonnes im Verein zu halten, sei der HTC, verrät Draguhn, bis an die Schmerzgrenze gegangen.

"Wir haben uns echt gestreckt, ihm Anreize und Perspektiven zu bieten, aber letztlich müssen wir anerkennen, dass RW Köln uns eben einen Schritt voraus ist. Die sind ein wenig professioneller aufgestellt als wir." Unstrittig ist, dass der HTC im Jugendbereich neben Nina Lemmen so schnell wie möglich wieder eine zweite hauptamtliche Kraft einstellen will. Draguhn: "Wir legen großen Wert darauf, dass die Qualität der Jugendförderungsarbeit auch weiterhin gewährleistet ist."

(NGZ/rl)
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