Korschenbroich Säure ausgetreten: Geschäfte stundenlang gesperrt

Korschenbroich · Für gut vier Stunden ging am Donnerstag im Einkaufszentrum am Matthias-Hoeren-Platz gar nichts mehr: 17 Menschen wurden durch einen Säureunfall leicht verletzt.

Korschenbroich: Geschäfte gesperrt nach Panne bei Wartungsarbeiten
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Korschenbroich: Geschäfte gesperrt nach Panne bei Wartungsarbeiten

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Sie klagten über Übelkeit, Luftnot und Kribbeln in der Nase. Sie wurden alle vorsorglich in Krankenhäusern in Mönchengladbach und Neuss untersucht. Am frühen Nachmittag konnte Korschenbroichs Feuerwehrchef und Einsatzleiter Frank Baum Entwarnung geben.

Die vier bislang gesperrten Geschäfte — darunter auch Edeka und dm — öffneten um 14.30 Uhr wieder für den Verkauf. Mehr als 40 Feuerwehrmänner und 20 Rettungskräfte waren im Einsatz. Ein Patienten-Transportbus der Feuerwehr Düsseldorf wurde angefordert. Die Veterinär- und Lebensmittelüberwachung und die Untere Wasserbehörde des Rhein-Kreises waren vor Ort vertreten.

Auslöser für den Großeinsatz war eine Panne bei Wartungsarbeiten an der rückwärtigen Laderampe des Einkaufszentrums. In eine Batterie einer Reinigungsmaschine wurde dort statt destilliertes Wasser Salzsäure gefüllt. Durch die chemische Reaktion von Schwefel- und Salzsäure wurden beißende Dämpfe freigesetzt, die sich im Center durch die Lüftungsanlage schnell verbreiteten.

Als Mitarbeiter und Kunden den beißenden Geruch und Übelkeit beklagten, wurde um 9.47 Uhr die benachbarte Feuerwehr alarmiert. Sie evakuierte den Edeka-Markt und die angrenzenden Geschäfte. Die Feuerwehr richtete zudem einen Sammelpunkt in der Wache ein, wo sich Betroffene bei den Rettungssanitätern melden konnten.

Dr. Thekla Schwarzlose koordinierte als leitende Notärztin den Einsatz: "17 Personen, ausschließlich Mitarbeiter, klagen über leichte Übelkeit, Kratzen im Hals und Luftnot. Sie werden vorsorglich in umliegende Krankenhäuser gebracht." Die Notärztin wollte auf Nummer sicher gehen. Was sie mittags noch nicht wissen konnte: Bis auf zwei Personen konnten alle Betroffenen nach einem ambulanten Gesundheitscheck wieder nach Hause. "Ihnen wurde eine eintägige Beobachtung empfohlen", erklärte Markus Drohen aus dem Führungsstab der Stadtverwaltung.

Bis Feuerwehrchef Frank Baum Entwarnung gab, hatten seine Kollegen alle Hände voll zu tun: Sie bauten Lüftungsgeräte vor den abgesperrten Geschäftseingängen auf und pusteten frischen Wind in das Einkaufscenter. "Wir haben extra einen speziellen Messtechnikwagen von der Feuerwehr in Neuss angefordert, mit dem wir die Luftwerte in den Geschäften vor der Freigabe getestet haben", so Baum.

Lebensmittel-Chemiker überprüften alle Verpackungen und offene Waren. "Säurereste waren nicht nachweisbar", sagte am Nachmittag Rhein-Kreis-Sprecher Reinhold Jung. Die Läden wurden um 14.30 Uhr wieder geöffnet. "Um Irritationen zu vermeiden, haben wir vorsorglich alle Frischwaren aus dem Verkauf genommen und vernichtet", so Gerd Handeck, Inhaber des Edeka-Marktes.

Er war erleichtert, dass am Nachmittag der Spuk vorbei und Kunden wie Mitarbeiter wieder wohlauf waren. Handeck rechnet mit einer Schadenssumme im sechsstelligen Bereich. Für die wird die Wartungsfirma aus Krefeld aufkommen müssen, die als Subunternehmen für Handecks Reinigungsfirma in Korschenbroich arbeitet.

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