Leichtathletik Mit dem zweiten Herzen beim City-Lauf

Korschenbroich · Vor sieben Jahren erhielt Elmar Sprink ein neues Herz – am Sonntag ist der 47-Jährige einer von 3638 Teilnehmern beim Korschenbroicher City-Lauf.

 Mit dem zweiten Herzen unterwegs: Elmar Sprink.

Mit dem zweiten Herzen unterwegs: Elmar Sprink.

Foto: Elmar Sprink

Eines weiß Elmar Sprink heute schon: „Ich werde bestimmt Letzter.“ Doch das ist dem 47-Jährigen herzlich egal – der Herausforderung, beim 31. Korschenbroicher City-Lauf am Sonntag nicht im Volks-, sondern im Elitelauf über zehn Kilometer an den Start zu gehen, stellt sich der gebürtige Salzkottener trotzdem.

Mit normalen Maßstäben ist Elmar Sprink ohnehin nicht zu messen. In seinen Lebenslauf hat er zwei Geburtsdaten eingetragen: den 26. Dezember 1971 in Salzkotten, den 9. Juni 2012 in Bad Oeynhausen. An diesem Tag wurde dem damals 41-Jährigen im dortigen Herz- und Diabeteszentrum ein neues Herz eingesetzt. Elmar Sprink ist einer von weltweit 130.000 Menschen, die mit einem zweiten Herzen leben. „Aber ich bin sicher der fitteste davon,“ sagt Sprink.

Denn seine Leidenschaft für den Ausdauersport, der er schon vor seinen insgesamt drei Herzstillständen im Jahre 2010 frönte, hat mit der Transplantation nicht aufgehört. Ein halbes Jahr danach begann er vorsichtig mit ersten Laufeinheiten – drei Mal 500 Meter pro Woche standen auf dem Programm. Seit 2013 „habe ich an rund 100 Ausdauerwettbewerben teilgenommen,“ erzählt Sprink. Er war auf Hawaii beim legendären Ironman, er hat den Ötztaler Radmarathon über 238 Kilometer und 5500 Höhenmeter erlebt, er war beim Transalpine Run über 250 Kilometer dabei. Nicht als Zuschauer – als Teilnehmer wohlgemerkt. Ende Januar gelang ihm beim Ironman 70.3 in Südafrika die Qualifikation zur diesjährigen Ironman 70.3-WM in Nizza. Dass er 2017 Weltmeister im Triathlon bei den World Transplant Games in Malaga wurde, versteht sich da beinahe von selbst.

Mit seiner Geschichte – Elmar Sprink hat darüber ein Buch geschrieben (Herzrasen 2.0 – mit Spenderherz zum Ironman, Verlag Delius Klasing) – möchte er anderen Menschen Mut machen. Und er möchte deutlich machen, wie wichtig Organspenden sind. „Das ist ja im Moment ein brandheißes Thema“, sagt er mit Blick auf den Vorschlag von Bundes-Gesundheitsminister Jens Spahn, nachdem praktisch jeder als Organspender in Frage kommt, wenn er dem nicht ausdrücklich widersprochen hat. Elmar Sprink begrüßt diese Initiative, „denn ohne ein Spenderherz würde ich heute nicht mehr leben.“

Dass er – relativ gesehen – Glück gehabt hat, weiß er auch. Denn die Nervenstränge zwischen „altem“ Körper und „neuem“ Herz sind zurückgewachsen, was längst nicht nach allen Transplantationen so ist. „Nur deshalb kann ich Leistungssport treiben,“ sagt Sprink. Aufpassen muss er auf sein Immunsystem, „das erkennt keine Gefahren mehr.“ Dagegen nimmt er Medikamente, die wie fast alle Medikamente Nebenwirkungen haben. Um die zu mildern, treibt er Sport. „Seitdem sind Blutdruck und Cholesterinwerte wieder normal,“ sagt Sprink, der sich „bewusst ernährt“, aber„ab und zu auch mal ein Kölsch trinkt.“

Dass er sich beim City-Lauf am Sonntag nicht in der Masse der Volksläufer über zehn (400 gemeldet) oder fünf Kilometer (600) versteckt, sondern sich dem Vergleich mit den 50 Eliteläufern stellt, hat zwei Gründe. Einmal hat Chef-Organisator Hans-Peter Walther ihn darum gebeten, zum zweiten „kann ich so besser auf mein Anliegen aufmerksam machen.“ 40 Minuten hat er als Endzeit angepeilt. Was sein Herz dazu sagt, ist ihm in diesen 40 Minuten relativ egal, „da gibt es andere Signale, die der Körper sendet.“ Eines ist ihm aber ständig bewusst: „Statistisch gesehen hält das nicht ewig,“ sagt er mit Blick auf sein zweites Herz, „deshalb genieße ich die Tage anders als andere Menschen.“ Auch den Sonntag in Korschenbroich.

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