Jüchen Den Traum von der großen Familie leben

Jüchen · Ihr Kinderlein, kommet: Brigitte und Josef Rudolph sind Mama und Papa für viele Kinder: Sie haben drei leibliche und zwei adoptierte Kinder und springen als Pflegeeltern ein, wenn nur für kurze Zeit eine Familie gebraucht wird.

 Hier hat der Weihnachtsmann viele Präsente abzuliefern: Familie Rudolph mit Aaron, Vater Josef, Alia, Nurit, Mutter Brigitte und Mara.

Hier hat der Weihnachtsmann viele Präsente abzuliefern: Familie Rudolph mit Aaron, Vater Josef, Alia, Nurit, Mutter Brigitte und Mara.

Foto: Lothar Berns

Eine stille Nacht wird bei Familie Rudolph wohl erst einkehren, wenn am 24. Dezember die Jüngsten schlafen. Darauf hofft Brigitte Rudolph (51). Denn für Weihnachten braucht die Vielfach-Mutter einen Masterplan. "Die Christmette besuchen, in der der Neun-Jährige Messdiener ist, danach die Bescherung und dann werden die Kleinen schon müde", so plant Brigitte Rudolph. Acht Kinder im Alter von 28 Jahren bis 13 Monate werden die Weihnachtstage bei ihr und Ehermann Josef verbringen. Der Traum von einer großen Familie — das Ehepaar Rudolph hat den Mut, ihn zu leben.

"Eigentlich war es mein Mann, der immer eine große Familie wollte", erinnert sich die ausgebildete Arzthelferin. Während der Chemotechniker acht Geschwister zählen konnte, wuchs Brigitte Rudolph mit drei Geschwistern auf. Keine Überraschung, dass beide selbst Kinder wollten und davon möglichst viele. Drei Kinder brachte Brigitte Rudolph zur Welt, weitere sollten kommen. "Als unser Jüngster sieben Jahre alt war, wollten wir ein Kind adoptieren", erzählt die Gieratherin. Bewusst hätten sie und ihr Mann Nachwuchs aus dem Ausland ein Heim bieten wollen: "Wir wollten denjenigen helfen, denen es weniger gut ging."

Was beide vorher nicht gewusst haben: Wie schwierig es für sie als Eltern mit eigenem Nachwuchs werden würde, ein fremdes Kind zu adoptieren. Über die Diakonie knüpften sie 1991 Kontakte nach Äthiopien — und bald war Familie Rudolph um ein Mitglied gewachsen. "Als wir uns zu einer weiteren Adoption entschlossen, sollte unser Adoptivkind ebenfalls aus Äthiopien kommen", erinnert sich Brigitte Rudolph. Dies sei für die Kinder einfacher und auch für die gesamte Familie.

Doch in den vergangenen drei Jahren gab es viele weitere Kinder, die Brigitte Rudolph liebevoll "Mama" genannt haben, denn: "Vor drei Jahren haben wir uns als Bereitschaftspflegeeltern beim Rhein-Kreis Neuss gemeldet." Aufmerksam war das Paar auf diese Möglichkeit durch einen Fernsehbeitrag geworden — beide wollten gern anderen Familien helfen und sei es nur für eine kurze Zeit.

Die Kleinen, die kommen, immer wieder gehen zu sehen: Das hat Familie Rudolph schon mehrfach erlebt. Mehr als 15 Kindern haben sie für unterschiedlich lange Zeit ein Zuhause geboten. Das ist oft schwer: "Gerade wenn die Kinder klein sind, wird die Bindung schnell eng. Doch man weiß immer, dass der Tag der Trennung kommen wird", sagt die Gieratherin. Auch jetzt sind — neben einem Kind in Dauerpflege — zwei Kleinkinder bei den Rudolphs. "Es ist leichter, die Kleinen wieder gehen zu lassen, wenn man weiß, dass sie gut untergebracht sind", meint Rudolph.

Auch wenn ihr der Alltag viel Planung abverlangt und manche mit einem "Wie schaffst du das nur?" den Kopf schütteln: Ein ruhiges Leben kann sich Brigitte Rudolph nur schwer vorstellen. Der Jüngste lernt gerade laufen — und vielleicht ist er nicht das letzte Kind, das zu Familie Rudolph kommt.

(NGZ/rl)
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