Korschenbroich Wenn der Pieper das Weihnachtsfest stört

Korschenbroich · White Christmas: Stefan Brunenberg ist einer von 35 Mitarbeitern des städtischen Winterdienstes. Der ist auch an Heiligabend im Einsatz.

So ganz traut Stefan Brunenberg dem Braten noch nicht. "Die Vorhersagen sind ja auch nicht immer zuverlässig", kommentiert der Mitarbeiter des städtischen Winterdienstes die Wetterprognosen für Heiligabend. Trockene 13 Grad sollen es werden, dazu scheint aller Voraussicht nach die Sonne.

Kommt es wirklich so, verleben Brunenberg und die anderen rund 35 Mitarbeiter des Winterdienstes einen entspannten Tag. "Dann haben wir Glück und können mit unseren Familien Weihnachten feiern", sagt Brunenberg, der das in den vergangenen Jahren nicht immer erleben durfte. Dazu braucht es nicht mal eine komplett in Schnee gehüllte Landschaft. "Die meisten Leute denken, wir müssen erst raus, wenn alles weiß ist. Aber wir müssen schon bei Reifglätte vor die Tür, wenn sich ein kleiner Eisfilm auf die Straßen legt" erklärt Brunenberg.

So sitzt er gewöhnlich mit seiner Frau und den beiden Söhnen (13 und 15) am festlich gedeckten Tisch, ein Auge auf den Pieper. Kommt eine Nachricht, muss der Bereitschaftsdienst sofort los. "Die Weihnachtsgans muss ich dann stehen lassen und esse sie nachher kalt."

Es sei zwar vor allem für die Kinder ärgerlich, wenn der Papa während des Weihnachtsessens auf einmal los muss, gehöre zu dem Job aber nun mal dazu. Seit 13 Jahren erleben die Brunenbergs jeden zweiten Heiligabend so. Echte Probleme oder gar Streit gab es deswegen noch nie. Seine Frau hat ohnehin Verständnis, "und meine beiden technikbegeisterten Söhne haben auch nicht lange gemeckert. Die fanden den Papa auf dem großen orangenen Auto mit den vielen kleinen Lichtern früher ganz toll." Seitdem die Kinder etwas älter sind, "müssen wir sie an Weihnachten ohnehin nicht mehr so betüddeln."

Schwieriger war es anfangs mit Bekannten und Verwandten. Da war schon mal Überzeugungsarbeit notwendig, dass das Verdauungsschnäppschen nach dem Essen ausfällt, weil Brunenberg theoretisch noch fahren muss. "Mein Umfeld hat ja beruflich nichts mit den Winterdienst zu tun", erklärt er.

Trotzdem habe Brunenberg kein Problem mit der weißen Weihnacht. "Ich sehe das gern. Und wenn ich frei habe, genießen wir das genauso wie andere Familien. Wir machen Winterspaziergänge oder gehen Schlittenfahren." Stressiger wird es, wenn der Schnee außerhalb der Feiertage kommt — so wie vor rund zwei Wochen. An solchen Tagen sitzen die Winterdienst-Mitarbeiter bis zu zwölf Stunden hinterm Steuer und machen die Straßen frei. Oder sie gehen zu Fuß los und kümmern sich um Bürgersteige, Zufahrten und Hauseingänge.

Dann gibt es auch mal den ein oder anderen unfreundlichen Kommentar der übrigen Autofahrer oder Fußgänger. Selbst an Weihnachten haben sich schon Anwohner über den angeblichen Lärm des Fahrzeugs beschwert. Doch Brunenberg sieht das gelassen: "Die meisten Leuten bedanken sich bei uns und winken nett, wenn wir vorbeikommen. Sie wissen ja auch, dass wir den Job für uns alle machen."

Dieses Jahr scheint das nicht nötig zu sein. So freut sich Familie Brunenberg ganz besonders auf Weihnachten. Jetzt müssen die Prognosen nur noch eintreten.

(bes)
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