Korschenbroich Arzt-Praktikum in Russland

Korschenbroich · Notarzt werden – das ist der Traum des Korschenbroichers Niklas Glonke. Er lernte im Rettungsdienst und studiert Medizin in Göttingen. Jetzt war er zwei Wochen an einem russischen Krankenhaus – eine ganz andere Erfahrung.

 Niklas Glonke (links) verbrachte zwei Wochen auf der Intensivstation ("Reanimatia") bei Dr. Michael Drobyshev (rechts).

Niklas Glonke (links) verbrachte zwei Wochen auf der Intensivstation ("Reanimatia") bei Dr. Michael Drobyshev (rechts).

Niklas Glonke war 20, als er zum ersten Mal einem Menschen das Leben rettete. Einem Jugendlichen war das Herz stehen geblieben, und Niklas Glonke fuhr mit dem Rettungswagen des Korschenbroicher Roten Kreuzes zum Einsatz. Mit Defibrillator und Beatmungsbeutel holte er den Patienten zurück ins Leben. "Ich hatte eine sehr gute Ausbildung. Ich war auf Notfälle gedrillt", sagt Glonke heute. "Ich habe in dem Moment funktioniert." Notfälle sollen ihn sein ganzes Leben begleiten. Niklas Gloke will Anästhesist werden, als Notarzt arbeiten, Rettungshubschrauber fliegen. Dafür studiert der heute 24-Jährige seit sechs Semestern Medizin in Göttingen, arbeitet dort seit eineinhalb Jahren auf der Intensivstation. Nun war er für zwei Wochen im russischen Troizk am Akademischen Krankenhaus als Praktikant. Ermöglicht hatte dies das Forum für internationalen Austausch Korschenbroich. Es sollte eine besondere Erfahrung werden.

Am Tag, als Niklas Glonke in Russland eintraf, wählte das Land gerade Wladimir Putin zum Präsidenten. Glonke schaute sich ein wenig im Moskauer Stadtzentrum um. Viel Polizei, viel Militär, aber wenige Ausschreitungen. Tags darauf hatte er seinen ersten Einsatz im Krankenhaus als Praktikant in der Anästhesie der Intensivstation. Fünf Operationen begleitete er am Tag. Viele Gallenblasen, Brüche, Meniskus-Eingriffe, Operationen in der Gynäkologie. Bei kleineren Eingriffen durfte er assistieren. Auf der Intensivstation in Göttingen ist er eine Art "Krankenschwester", darf den Ärzten über die Schulter schauen. In Russland durfte er beim Luftröhrenschnitt helfen, Zugänge für Medikamente legen, Patienten intubieren. "Ich konnte die Operationen beobachten und alles fragen. Im Operationssaal läuft es ruhiger ab, man hat mehr Zeit.

Manches ist gleich, aber vieles anders in der medizinischen Versorgung in Russland. Einerseits gibt es viele hochmoderne medizinische Geräte, die gleichen wie in Deutschland. Auf der anderen Seite werden Operationstücher mehrfach benutzt – nach der Wiederaufbereitung. Krankenschwestern pflegen die Patienten grundsätzlich nicht, für das Waschen zum Beispiel kommen die Angehörigen ins Krankenhaus. Manchmal gibt es nicht das passende Medikament, dafür aber andere Mittel. Die medizinische Versorgung ist eben anders. "Aber ich würde nie sagen, dass sie schlechter ist." Das ist die wichtigste Erfahrung, die Niklas Glonke in Russland gemacht hat: "Man kann seinen Standardweg im Kopf haben, aber man muss auch drei andere Wege kennen und sich behelfen." Vor allem als jemand, der auf Notfälle gedrillt ist.

(NGZ)
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