Handball TSV Bayer reist zum Krisenklub

Dormagen · Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen peilt am Sonntag in Emsdetten die ersten Auswärtspunkte an.

 In der vergangenen Saison gewann der TSV Bayer Dormagen zwei Mal gegen den TV Emsdetten, auch, weil er dessen Spielmacher Merten Krings (mit Ball) kaltstellte. Der hat den TVE aber Richtung ASV Hamm verlassen.

In der vergangenen Saison gewann der TSV Bayer Dormagen zwei Mal gegen den TV Emsdetten, auch, weil er dessen Spielmacher Merten Krings (mit Ball) kaltstellte. Der hat den TVE aber Richtung ASV Hamm verlassen.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Vier Jahre, von 2004 bis 2008, hat Dusko Bilanovic das Trikot des TV Emsdetten getragen. „Ich kenne dort noch jeden, der mit Handball zu tun hat,“ sagt der 48-Jährige – was beim Naturell des meist gut gelaunten und extrem kontaktfreudigen gebürtigen Serben niemanden verwundert.

Auch die Telefonnummern hat Bilanovic noch. Aus den Telefonaten mit den alten Bekannten im Münsterland hat er eine Erkenntnis gewonnen: „Die stehen mächtig unter Druck, die haben bisher nicht das erreicht, was sie wollten.“ Die Tabelle der Zweiten Handball-Bundesliga bestätigt diese Auffassung: Dort ziert der „Liga-Dino“ – kein anderer Verein spielte so lange in der Zweiten Liga wie der TV Emsdetten (32 Jahre) – nach fünf Spieltagen den vorletzten Tabellenplatz. Bislang gelang erst ein Sieg – beim Tabellenletzten HSG Krefeld, wo der TVE in der Schlussviertelstunde aus einem 18:18 ein 25:18 machte.

Bilanovics Kollege redet denn auch nicht lange um den heißen Brei herum: „Das ist kein guter Start, das hatten wir uns anders vorgestellt,“ sagt Daniel Kubes und macht für das schwache Abschneiden vor allem die schlechte Chancenverwertung verantwortlich: „Ich kann die Dinger ja nicht selber reinwerfen,“ sagte er gegenüber den Westfälischen Nachrichten mit Blick auf die gerade mal 105 Tore, die seinen Schützlingen in fünf Spielen gelangen. Da sind die 25 vom bisher einzigen Sieg bereits eingerechnet – zieht man die ab, bleibt aus vier Partien ein Schnitt von genau 20 Toren pro Spiel.

Der einstige Abwehrrecke des THW Kiel sagt aber auch: „Wir können es uns nicht leisten, jetzt 14 Tage lang im Loch zu stecken. Am Sonntag gegen Dormagen muss der Kopf wieder oben sein.“ Und hier kommt wieder Dusko Bilanovic ins Spiel. Denn der hat natürlich nicht aus bloßem Zeitvertreib seine alten Kumpels rund um die Emshalle angerufen. Sondern deshalb, weil der von ihm trainierte TSV Bayer Dormagen dort am Sonntag ab 17 Uhr zu Gast ist.

Bilanovic passt der Druck, der auf den Gastgebern lastet, nicht so recht in den Kram: „Es wäre falsch zu sagen, dass wir der Favorit sind,“ stellt er der Tabellenkonstellation Vorletzter gegen Vierter zum Trotz fest. Dabei ist das Spiel aus Dormagener Sicht kein ganz unwichtiges. Denn nach drei eindrucksvollen Machtdemonstrationen vor heimischem Publikum lechzen die Bayer-Handballer nach einem Erfolgserlebnis in der Fremde. Mit dem könnten sie sich dauerhaft im oberen Tabellendrittel festsetzen, andersherum droht ihnen ein in den Folgespielen in Krefeld und Ferndorf nur schwer abzulegender „Auswärtskomplex“.

In Bilanovics Augen ist die Diskrepanz zwischen den Leistungen in eigener und der in fremder Halle „reine Kopfsache. Wir spielen ja nicht unbedingt schlechter, wir treffen nur das Tor nicht,“ sagt er mit Blick auf die magere Ausbeute von gerade mal 45 Auswärtstoren in zwei Spielen, denen aber mehr als 50 Fehlwürfe entgegen stehen. „Wir müssen einfach cool im Kopf bleiben,“ lautet die zentrale Forderung an seine Spieler, „aber das ist bei einer so jungen Mannschaft oft nicht so einfach.“

Er setzt seine Hoffnung darauf, dass der jüngste Auftritt mit dem 31:24-Sieg über den TuS N-Lübbecke eine Initialzündung war: „Wir haben eine Mannschaft mit erheblicher Qualität deutlich und souverän geschlagen. Das müsste den Jungs eigentlich genug Selbstvertrauen geben.“

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