Workshop Lehrstunde in Sachen soziale Medien

Remscheid · Nicole Haas sprach vor interessierten Eltern über den Umgang mit den sozialen Medien. Als mahnendes Beispiel nutzte sie den Shitstorm, der ihrer Tochter Sally während der TV-Show „Germany’s Next Topmodel“ entgegengeschlagen war.

 Nicole Haas (l.), Mutter von GNTM-Kandidatin Sally (r.), trug die Auswüchse an einer Flipchart vor.

Nicole Haas (l.), Mutter von GNTM-Kandidatin Sally (r.), trug die Auswüchse an einer Flipchart vor.

Foto: Roland Keusch

Sally, zurück von „Germany’s Next Topmodel“ und wieder im Schulalltag an der Sophie-Scholl-Gesamtschule angekommen, saß in der ersten Reihe. Vor ihr stand Mutter Nicole Haas und sprach vor interessierten Eltern über den Umgang mit den sozialen Medien. Krasse Beispiele lieferte die Unternehmensberaterin beim Info-Abend mit.

Hass gegen Haas. Anhand des Shitstorms, der ihrer Tochter während der TV-Castingshow vorübergehend entgegengeschlagen war, als sie mit ihrer GNTM-Mitbewerberin Abigail vor der Pro7-Kamera abgerechnet hatte. Damals zählte Sallys Account bei Instagram 73.000 Follower. Im Netz hagelte es verbale Entgleisungen.

Nicole Haas trug die Auswüchse an einer Flipchart vor, um deutlich zu machen, wie schnell in den anonymen Tiefen des Internets Dinge außer Kontrolle geraten. Sallys Mutter sprach von einer „sehr schmerzhaften Erfahrung“, Online-Gewalt sei reale Gewalt. „Da entstehen Gerüchte, die den Angegriffenen vielleicht nie mehr auf die Beine kommen lassen.“ Manche Kommentare gegen ihre Sally hätten strafrechtliche Relevanz besessen, sagte Nicole Haas vor den 18 Zuhörern im Schulungsraum ihres Büros in der Martin-Luther-Straße.

Zur Anzeige kam es nicht, gleichwohl rät Haas: „Kinder brauchen Begleitung im Umgang mit digitalen Medien.“ Soziale Medien sind Alltag. „Manchen Jugendlichen ist das Handy wichtiger als ein Portemonnaie“, meinte die Referentin einleitend. „Für die Generation Z nach 2000 gibt es nichts anderes.“ Verbieten, so Nicole Haas, würde keinen Sinn machen, weil es nicht der Lebenswirklichkeit entspräche. Sie nannte die Anbieter. Facebook sei out, nachdem die Erwachsenen das größte soziale Netzwerk geflutet hätten, melde sich dort kaum jemand unter 25 Jahren an. „Facebook ist zur Senioren-Plattform geworden“, urteilte Nicole Haas.

Den größten Zuwachs hätten Instagram, Snapchat und mit Einschränkungen Musical.ly. Die Referentin verwies auf Media-Daten aus dem Jahr 2017. Danach kommunizieren 93 Prozent der Jugendlichen über WhatsApp, 90 Prozent seien YouTuber, 68 Prozent nutzen Instagram, 65 Prozent Snapchat und nur 48 Prozent Facebook. Musical.ly liegt bei 26 Prozent, Twitter bei 14 Prozent.

Früher gingen die Kinder auf die Straße, um zu spielen, heute tummeln sie sich im virtuellen Raum. Haas nannte die Vorteile: „Man kann mit Menschen in der ganzen Welt einfach Kontakte pflegen und gemeinsam ungestört Interessen teilen. Die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme ist niedriger als im realen Leben.“ Nicole Haas verwies auf eine Faustregel: kein Bildschirm unter drei Jahren, keine eigene Spielkonsole vor sechs Jahren, kein Internet vor neun Jahren, kein unbeaufsichtigtes Internet vor zwölf Jahren. „Wir dürfen uns über Verrohung nicht beschweren, wenn wir die Jugendlichen einfach machen lassen“, erklärte sie. Wichtig sei, mit den Kindern zu sprechen über die Probleme bei der Anmeldung, zurückhaltendes Einstellen von persönlichen Daten, Datenschutz, Urheberrecht, Persönlichkeitsrechte, unpassende Inhalte und Mobbing. Mit Sebastian Zimnol betreibt die Unternehmensberaterin die Agentur „Die mit dem geilen Namen“. Am 25. Juni (19 Uhr) gibt es in der Martin-Luther-Straße 49 einen kostenlosen Info-Abend. Am Samstag, 30. Juni (10 bis 13 Uhr; 29 Euro) findet ein Workshop statt, der sich an Eltern richtet und den Titel trägt: „Hilfe, ich kenne mich gar nicht aus“. Anmeldung unter E-Mail info@socialmedia remscheid.de oder unter Telefon 01 78 / 83 12 04 6.

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