Kommunalwahl in Radevormwald Zwei Herausforderer für den Bürgermeister

Radevormwald · Daten + Fakten Drei Kandidaten treten für das Amt des Bürgermeisters in Radevormwald an, darunter der Amtsinhaber. Die BM wirft einen Blick auf die Stärken und Schwächen der drei Bewerber, ihre Unterstützer und jene Themen, welche die Wahl entscheiden könnten.

 Jürgen Fischer will den „Fluch“ der Christdemokraten, größte Fraktion zu sein, aber nicht den Bürgermeister zu stellen, beenden.

Jürgen Fischer will den „Fluch“ der Christdemokraten, größte Fraktion zu sein, aber nicht den Bürgermeister zu stellen, beenden.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Seit 2015 ist Johannes Mans Bürgermeister von Radevormwald. Seinerzeit war er nicht der Favorit – es waren Stalking-Vorwürfe gegen den damaligen CDU-Kandidaten, die der Wahl eine neue Dynamik gaben. Mans strebt nun eine weitere Amtszeit an, zwei Männer wollen ihm diese streitig machen. Hier ein kurzer Blick auf Stärken und Schwächen der Kandidaten.

Johannes Mans (parteilos)

Stärken Er hat den Bonus des Amtsinhabers, der durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde, weil er verantwortlicher Krisenmanager vor Ort ist. Während der vergangenen Jahre sind unter seiner Leitung viele große Vorhaben angestoßen worden, nicht zuletzt in den Wupperorten. Mans kommt mit seiner bürgernahen Art bei vielen Menschen in der Stadt gut an.

Schwächen Die Sanierung des Haushaltes ist durch die Gewerbesteuer-Einbrüche bereits vor der Corona-Pandemie deutlich erschwert worden. Die Verwaltung wird die Hebesätze der Steuern anheben, das stößt auf Kritik der örtlichen Unternehmer. Politische Gegner könnten seine Leutseligkeit zudem als Beliebigkeit auslegen.

Jürgen Fischer (CDU)

Stärken Fast sein ganzes Leben hat Fischer in der Bergstadt verbracht, er kann mit hoher Glaubwürdigkeit auf seine Verwurzelung vor Ort verweisen. Im Vereinsleben, nicht nur in seinem Heimatort Önkfeld, ist er bestens vernetzt. Er hat mit der CDU die größte Fraktion hinter sich.

Schwächen Obwohl der CDU-Kandidat bei seiner offiziellen Kür programmatisch konkreter geworden ist, wird er es nicht leicht haben, Themen zu setzen. Vieles, was Johannes Mans eingespielt hat, vor allem die größeren Förderprojekte, ist alternativlos und wurde von der CDU meist mitgetragen. Fischers Kritik am Amtsinhaber betrifft vor allem dessen internen Führungsstil – was die Wähler vermutlich weniger interessieren wird als konkrete Ergebnisse.

Thomas Lorenz (RUA)

Stärken Dem Unternehmer fehlt es nicht an Selbstvertrauen, er geht seine Kandidatur mit viel Energie an. Er kann Unzufriedene aus dem bürgerlichen Lager für sich gewinnen, was sowohl der CDU, als auch der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) Sorgen bereiten kann. Für viele Rader ist er nicht zuletzt wegen seines Engagements im Karneval („Rua Kapaaf“) ein vertrautes Gesicht.

Schwächen Lorenz’ Ankündigungen zu seiner Kandidatur wirken manchmal etwas zu selbstbewusst. Er muss achtgeben, nicht zu vollmundig aufzutreten und so Wähler zu verschrecken. Programmatisch müssen er und seine Unterstützer noch konkreter werden und ihr Profil schärfen – freilich steht die Wählergemeinschaft noch am Anfang.

Die Allianzen Johannes Mans wird durch drei Fraktionen unterstützt: SPD, Bündnis 90/Grüne und die Alternative Liste. Letztere hatte den Bürgermeister vor fünf Jahren als Kandidaten nach Radevormwald geholt, in den vergangenen Jahren allerdings viel an seiner Politik auszusetzen gehabt. Dass sie nun doch wieder zum Kreis seiner Befürworter gestoßen ist, war eine kleine Überraschung. Dietmar Stark, der Fraktionsvorsitzende der SPD, gilt in dieser Konstellation als „Königsmacher“, was von der CDU im Wahlkampf bereits in Ansätzen thematisiert wird, um den Bürgermeister als beeinflussbar darzustellen. Unklar ist bislang, ob weitere politische Kräfte – etwa die UWG und die FDP – einen der Kandidaten unterstützen werden. Die UWG hatte vor einigen Wochen nicht ausgeschlossen, einen eigenen Kandidaten aufzustellen, ist davon jedoch mittlerweile abgerückt.

Die Themen Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen Monaten natürlich die meisten Themen in der Stadt überschattet. Bevor diese Krise akut wurde, war vor allem die künftige Bau- und Wohnungspolitik kontrovers diskutiert worden. Dabei ging es nicht nur um das geplante Baugebiet Karthausen, sondern auch um die Frage, ob Radevormwald eine neue Wohnungsgenossenschaft gründen soll – die SPD hatte darauf hingewiesen, dass die Bindung von zahlreichen Sozialwohnungen in der Stadt abläuft und somit das Angebot für günstigen Wohnraum leiden könnte. Zudem gibt es in mehreren Siedlungen im Stadtgebiet, etwa in der Südstadt und auf der Brede, Probleme mit umstrittenen Immobiliengesellschaften wie „Altro mondo“. Dass dieses Thema auch weiterhin im Wahlkampf eine Rolle spielen wird, darauf hatte Jürgen Fischer bei seiner jüngsten Präsentation in der CDU-Mitgliederversammlung hingewiesen. Er kündigte an, einen Aktionsplan für die Südstadt anzustreben.

 Thomas Lorenz, einst CDU-Mann, später mit Klaus Haselhoff Gründer der RUA-Fraktion, tritt mit neuer Wählergemeinschaft an.

Thomas Lorenz, einst CDU-Mann, später mit Klaus Haselhoff Gründer der RUA-Fraktion, tritt mit neuer Wählergemeinschaft an.

Foto: RUA
 Bürgermeister Johannes Mans strebt eine zweite Amtszeit an. Unterstützt wird er von SPD, Grünen und Alternativer Liste. 

Bürgermeister Johannes Mans strebt eine zweite Amtszeit an. Unterstützt wird er von SPD, Grünen und Alternativer Liste. 

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Durch die Corona-Pandemie ist die Frage der Steuerbelastung von Unternehmen und Bürgern nun ins Zentrum der politischen Diskussion geraten. 21 Unternehmer hatten in einem Offenen Brief von Politik und Verwaltung gefordert, die geplante Anhebung von Gewerbesteuer und Grundsteuer B, die am 9. März beschlossen worden war, wieder rückgängig zu machen. Angesichts der Belastungen der Wirtschaft durch die Corona-Krise sei dies das falsche Signal. Bemerkenswert ist, dass dieser Brief sowohl den Verwaltungschef Johannes Mans als auch die CDU und ihren Kandidaten kritisiert, denn die Verwaltung hatte die Beschlussvorlage auf den Weg gebracht, die CDU als stärkste bürgerliche Kraft im Rat entscheidend an deren Verabschiedung mitgewirkt.

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