Regionalhistoriker in Radevormwald Das plant der Geschichtsverein für 2023

Radevormwald · Eine Reihe interessanter Buchveröffentlichungen, mehrere Publikumsvorträge und zwei historische Exkursionen stehen auf dem Programm.

Das Gemälde „Die Belagerung von Jülich 1621/22“ von Pieter Snayers (1592–1667). Das Herzogtum links des Rheins war jahrhundertelang territorial mit dem Herzogtum Berg verbunden. Der BGV plant für 2023 eine Exkursion in die Stadt an der Rur.

Das Gemälde „Die Belagerung von Jülich 1621/22“ von Pieter Snayers (1592–1667). Das Herzogtum links des Rheins war jahrhundertelang territorial mit dem Herzogtum Berg verbunden. Der BGV plant für 2023 eine Exkursion in die Stadt an der Rur.

Foto: Museum Zitadelle Jülich

Viele Vereine schauen mit dem Abklingen der Corona-Pandemie zuversichtlich ins neue Jahr. Auch die Mitglieder der Radevormwalder Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins freuen sich, dass nach jetzigem Stand wieder Vorträge und Exkursionen ohne Beschränkungen stattfinden können. „Präsenzveranstaltungen sind wieder möglich“, zeigt sich der Vorsitzende Hans Golombek erleichtert. Als die Pandemie ihren Höhepunkt erreichte, konnten die Geschichtsfreunde die Öffentlichkeit nur online erreichen.

In diesen Tagen sendet der Vorstand an die Mitglieder seinen Neujahrsbrief, in dem Rückschau auf das Jahr 2022 gehalten und voraus auf die kommenden Aktivitäten geschaut wird. Und es ist einiges geplant, wie Golombek im Gespräch mit unserer Redaktion ankündigt.

Zum einen sind mehrere neue Buchveröffentlichungen in Vorbereitung. Interessant für eine breitere Leserschaft werde besonders der Band „Das ist meine Heimat – Bilder und Geschichten aus der Vergangenheit der Stadt Radevormwald“ sein. „Das Buch ist derzeit in der Abschlussphase“, berichtet der Vorsitzende. „Es wird etwa 100 Seiten stark sein, und es richtet sich an junge und erwachsene Leser, von zwölf bis 99 Jahren sozusagen.“ Angeregt wurden die Radevormwalder BGVler durch das Buch „Erklär mir mal Wuppertal“, das ebenfalls regionale Geschichte so aufarbeitet, dass sie auch für jüngere Leser ansprechend ist. Erscheinen soll die Radevormwalder Version zum Stadtfest, das in diesem Jahr auf den Muttertag fällt.

Zwei weitere Veröffentlichungen werden in der Schriftenreihe des BGV mit dem bekannten blauen Umschlagdesign veröffentlicht. Zum einen wird BGV-Vorstandsmitglied Bernhard Priggel seine Recherchen über den Bau der Ennepe-Talsperre, die er bereits in Form eines Vortrags präsentiert hatte, nun auch in Buchform vorlegen. Sigrid Augst-Hedderich, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Radevormwald, bereitet einen Band mit Zeitzeugenberichten über die Eisenbahn-Katastrophe von Dahlerau im Jahr 1971 vor.

Eine Reihe von Vorträgen sind ebenfalls für das Jahr 2023 geplant, diesmal wieder in Präsenz. „Lutz Aldermann wird am 28. April seinen Vortrag „„Radevormwald: Zerstörung – Wiederaufbau – Zeit des Wirtschaftswunders“ wiederholen – auf vielfachen Wunsch, wie Hans Golombek erklärt. Der Referent wird dabei Fotos seines Vaters Hans Aldermann präsentieren, der als erster Redakteur der Bergischen Morgenpost in Radevormwald nicht nur in Wort, sondern auch in Bild jahrzehntelang die Entwicklung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentierte.

Der Vorsitzende Hans Golombek selber wird am 20. Oktober in dem Vortrag „Deutsches Schicksalsjahr“ einen Blick auf Radevormwald vor 100 Jahren werfen, auf das krisengeschüttelte 1923. Tief eingeprägt in die deutsche Psyche hat sich vor allem die damalige Hyperinflation: Die Menschen zahlten mit Millionen-Banknoten und waren in Wirklichkeit bettelarm, das Geld war nichts mehr wert. Zugleich gab es Unruhen im Reich, in München fand der „Hitler-Putsch“ statt. Die Parallelen zur heutigen Zeit sind geradezu beklemmend: Inflation, rechtsextreme Putschversuche, und eine eben erst überstandene schwere globale Pandemie – damals war es die „Spanische Grippe“.

Pfarrer i. R. Michael Parpart wird die Vortragsreihe am 24. November abschließen, sein Thema sind alte Grabsteine auf den Friedhöfen von Remlingrade und Dahlerau, die „fast vergessene Zeugen dunkler Zeiten“ darstellen, wie der Untertitel lautet.

Trotz der Corona-Pandemie und dem vorübergehenden Einfrieren vieler Aktivitäten des Geschichtsvereins habe es keine Abwanderung von Mitgliedern gegeben, stellt Hans Golombek fest. Allerdings mussten die Vereinsmitglieder im vergangenen Jahr um fünf Geschichtsfreunde trauern, darunter auch Ulrich Haldenwang, der von 2012 bis 2017 Vorsitzender der Radevormwalder Abteilung gewesen war. „Ein schwerer Schlag“ sei das gewesen, sagt Hans Golombek. Haldenwang war nicht zuletzt für die technische Umsetzung der Publikationen verantwortlich – eine Lücke, die schwer zu füllen ist.

Ein weiteres Mitglied sei aus Radevormwald weggezogen, so dass der Verein insgesamt sechs Personen verloren habe. „Allerdings sind 2022 auch sechs Mitglieder beigetreten“, berichtet der Vorsitzende. „Daher sind wir, wie vor einem Jahr, nun 81 Personen.“ Zu ihrer Jahreshauptversammlung werden sich die Mitglieder am 4. März treffen. Ein beliebter Teil des Vereinslebens der Geschichtsfreunde sind die Exkursionen. Dank der entspannteren Lage beim Thema Coronavirus ist auch hier für 2023 einiges geplant. „Am 17. Juni werden wir einen Ausflug in die Vulkaneifel unternehmen“, kündigt Golombek an. Ziele werden dabei unter anderem die Abtei Maria Laach und das Deutsche Vulkanmuseum in Mendig sein.

Ebenfalls ins Land links des Rheins geht es am 16. September, in die traditionsreiche Festungstsadt Jülich an der Rur. Hier werden die Teilnehmer die historischen Verbindungen des Herzogtums Jülich zum Bergischen Land erkunden – über Jahrhunderte hinweg waren beide Territorien als „Jülich-Berg“ in Personalunion, ergänzt um die Grafschaft Ravensberg, dessen größte Stadt Bielefeld war.

Reichsbanknoten von 1923 mit astronomischen Summen. Einen Rückblick auf die Krisen vor hundert Jahren bietet ein Vortrag.

Reichsbanknoten von 1923 mit astronomischen Summen. Einen Rückblick auf die Krisen vor hundert Jahren bietet ein Vortrag.

Foto: picture alliance / ZB/Andreas Engelhardt

Sorgen bereitet dem Vorstand weiterhin der Mangel an jüngeren Mitgliedern. Auch diese Herausforderung wolle man in diesem Jahr angehen, erklärt Hans Golombek: „Wir wollen verstärkt Kontakt zu den Schulen suchen, speziell zu den Geschichtslehrern.“

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