Shakespeare-Festival Neuss 36 Shakespeare-Stücke an neun Abenden

Neuss · Das 30. Shakespeare-Festival im Globe startet einen Monat früher als bisher und beginnt am 14. Mai.

 Das Volkstheater München zeigt ein Stück von Stefan Zweig nach einer Vorlage des Shakespeare-Zeitgenossen Ben Jonson: „Volpone“.

Das Volkstheater München zeigt ein Stück von Stefan Zweig nach einer Vorlage des Shakespeare-Zeitgenossen Ben Jonson: „Volpone“.

Foto: Gabriela Neeb

Ein Shakespeare-Festival mit allen Stücken des Elisabethaners (1564–1616): Was Programmmacher Rainer Wiertz zur 30. Auflage des Theatertreffens im Globe auf die Beine gestellt hat (das zudem das letzte des im Mai 2021 in den Ruhestand gehenden Kulturreferenten ist) kann man wohl kaum als „nur ambitioniert“ bezeichnen. Könnte es eine Form von Größenwahn sein?

Nein, Wiertz hat nur die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und aus einem Notfall eine Besonderheit gemacht. Denn das Festival zieht um. Zumindest mit Beginn der vierten Woche, wenn an der Rennbahn die Vorbereitungen für die Equitana beginnen. Außerdem startet das Theatertreffen viel früher als gewohnt, nämlich schon am 14. Mai. Gleichwohl hat es vor allem das Ende des Festivals in sich.

Ungewöhnlich Neun Abende des Festivals finden nämlich in einem richtigen Theater statt. Im Studio des RLT (immerhin in Sichtweite des Globe), wo vom 5. bis 13. Juni, von jeweils 18 bis 22 Uhr, alle 36 Stücke des Autors auf dem Spielplan stehen. Tim Etchells kommt mit seiner schon 1984 in Sheffield gegründeten Künstlergruppe Forced Entertainment und hat mit der Performance von „Complete Works: Table Top Shakespeare“ schon 2015 bei den Berliner Festspielen für Aufsehen gesorgt. Dafür reichen ein Tisch, ein Schauspieler – und jede Menge Haushaltsgegenstände: Bürste, Gemüsereibe, Batterie, Wasch- und Putzmittel, Nähseide, Bierflaschen ... Alle schön eingeteilt als Protagonisten von „Romeo and Juliet“, „Julius Caesar“ oder „The two Gentlemen of Verona“. Jeweils etwa eine Stunde wird pro Stück veranschlagt, vier an einem Abend werden gespielt, in einem einfachen Englisch.

Klassiker Natürlich dürfen die Klassiker von William Shakespeare im Programm des Globe-Festivals nicht fehlen. Mit „Romeo and Juliet“, dem wohl berühmtesten Liebesdrama der Theaterliteratur, geht es gleich los. In englischer Sprache und aufgeführt in einer Inszenierung vom Midsummer Scene Festival in Dubrovnik, in der der Regisseur das Setting ins Italien der 60er Jahre verlegt hat (14. Mai, 20 Uhr, 15. Mai, 15 und 20 Uhr).

Musik Caroll Vanwelden gehört schon zum Festival dazu. Die Jazzmusikerin hat ihre Auftritte im Globe bislang auch für wunderbare CD-Aufnahmen genutzt. Zum 30. kommt sie mit zwei Vorstellungen und einem nur für Neuss zusammengestellten Programm unter dem Motto „Singing Shakespeare’s Sonnets – The Best of“ (16., 17. Mai, 20 Uhr).

13 Jahre ist es her, dass der Schauspieler Klaus Maria Brandauer zusammen mit dem Pianoduo GrauSchaumacher Shakespeares „Sommernachtstraum“ mit der Musik von Felix Mendelssohn aufführte. Nun tritt die Schauspielerin Veronica Ferres an seine Stelle. Sie bringt nicht nur die Musik von Felix Mendelssohn mit, sondern auch die Solisten der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg (25., 26. Mai, 20 Uhr).

 Veronica Ferres spricht den „Sommernachtstraum“.

Veronica Ferres spricht den „Sommernachtstraum“.

Foto: Bretz,Andreas (abr)

Publikumsliebling Mit den Handlebards aus England hat Rainer Wiertz eine Truppe gefunden, die schnell zum Liebling der Zuschauer avancierte. Die aus Männern bestehende Company hat er ebenso wieder eingeladen wie jene Handlebards, die nur aus Frauen bestehen. Erstere spielen „The Comedy of Errors“ (23., 24. Mai, 15 und 20 Uhr), die zweiten „Macbeth“ (3., 4. Juni, 15 und 20 Uhr).

Lesung Norbert Kentrup, Schauspieler aus Neuss, Mitbegründer der Bremer Shakespeare Company und mitverantwortlich dafür, dass das Globe 1991 nach Neuss kam, hat eine Biografie „Der süße Geschmack der Freiheit“ geschrieben und stellt sie auch im Globe vor (17. Mai, 20 Uhr).

Mindestens genauso verbunden mit dem Globe in Neuss ist Patrick Spottiswoode, der in zwei „Lectures“ die Besonderheiten der Shakespeare-Stücke erzählt (18. Mai, 15 und 20 Uhr).

Wiederholungstäter Die Bremer Shakespeare Company gehört zu den Ur-Truppen des Festivals, ist in der Regel mit zwei Inszenierungen dabei. Das ist auch bei der 30. Auflage nicht anders. Die Company zeigt dieses Mal eine eigene Inszenierung mit dem Spätwerk des Autors, „Das Wintermärchen“ (19. Mai, 20 Uhr), aber eben auch eine Kooperation. „Coriolanus“ ist eine türkisch-deutsche Produktion mit dem Tiyatro Bereze aus Istanbul (27., 28. Mai, 20 Uhr).

Shakespeare beyond (=darüber hinaus) Ben Jonson (1572–1632) gilt neben Shakespeare als einer der großen englischen Dramatiker, „Volpone“ als sein bekanntestes Stück. Der Komödie wiederum hat Stefan Zweig die Motive für sein Stück „Volpone“ entlehnt, das in einer Inszenierung vom Volkstheater München (zum ersten Mal in Neuss dabei) gezeigt wird (21., 22 Mai, 19 Uhr).

Von Shakespeares Zeitgenosse John Ford (1586–1639) hingegen stammt das Stück „Schade, dass sie eine Hure war“, das das RLT zeigt (29. Mai, 20 Uhr). Damit ist das Neusser Theater gleich zwei Mal beim Festival vertreten, auch „Shakespeare in Love“ nach dem gleichnamigen Film wird im Globe gezeigt (30., 31. Mai, 1. Juni, 19 Uhr).

Um eine Männerliebe dreht sich das „Leben Eduards des Zweiten von England“ in dem Stück von Christopher Marlowe (1564–1593), der heute als Vorläufer Shakespeares gilt, aber zu den gemeinsamen Lebzeiten berühmter als dieser war. Bertolt Brecht hat das Stück mit Lion Feuchtwanger 1924 bearbeitet, das Neue Globe Theater Potsdam, 2015 gegründet, zeigt die Inszenierung (2. Juni, 20 Uhr).

Globe Neuss Education Neben den Einführungsgesprächen vor den Vorstellungen mit Schauspielern/Regisseuren und Vanessa Schormann gibt es wieder Führungen, Workshops und Publikumsgespräche.

Shakespeare im Kino Den Filmregisseur und Schauspieler Kenneth Branagh als Shakespeare-Kenner zu bezeichnen, ist wohl kaum untertrieben. Parallel zum Festival zeigt die Black Box im Düsseldorfer Filmmuseum seine Adaptionen von „Heinrich V.“, „Viel Lärm um nichts“ und „Hamlet“.

Fakten zum Shakespeare-Festival erfahren Sie hier.

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