Ausstellung in Neuss Kunst aus Korea und dem Rheinland
Neuss · „So nah aus der Ferne“ ist die neue Ausstellung in der Alten Post betitelt, die ausschließlich von Künstlern aus Korea gestaltet wird. Jeder der fünf lebt heute im Rheinland, aber in enger Verbindung mit seinem Heimatland.
Es wurde Zeit, der 2018 mit dem Kunstförderpreis der Stadt ausgezeichneten und aus Korea stammenden Songnyeo Lyoo endlich eine Ausstellung zu organisieren. Zumindest fand das Klaus Richter, städtischer Kurator und stellvertretender Leiter der Alten Post, der allerdings Lyoo nicht allein, sondern in einem „großen Bogen von Neuss über Düsseldorf nach Korea“ präsentieren wollte. Und so hat er sich nach weiteren Künstlern umgesehen, sich dabei nur zu gern auf seine persönlichen Beziehungen verlassen (Richter ist selbst Künstler und kommt aus Düsseldorf), wie er lachend zugibt, und neben Lyoo und ihrem Ateliermitnutzer Jeonghan Yun noch Yongchang Chung, Jun-Ho Park und Eun Nim Ro eingeladen.
„Fünf Künstler mit fünf Positionen – ich fand, das reicht für eine Ausstellung“, sagt er – und hat Recht. Verblüffend ist (wieder einmal), dass jeder zwar als eigenständiger Künstler wahrgenommen wird, ihre Werke aber zusammenpassen, als ob sie nur unter diesem Aspekt entstanden seien.
Da gibt es etwa zwischen den beiden Malerinnen Lyoo und Ro eine enge Verbindung durch die Natur. Nur äußert die sich völlig unterschiedlich. Lyoo entführt den Betrachter mit ihrer traditionellen Malerei in surreale Welten. Ihre Figuren haben was Animalisches, auch wenn sie simplen Freizeitbeschäftigungen wie grillen oder feiern nachgehen. Ro malt mit schnellem und großen Gestus kindlich anmutende Fische aufs Papier.
Holz ist dagegen das bevorzugte Material, mit dem Yun und Park arbeiten. Der eine gestaltet aus Holzstäben (die auch mal Leisten eines Keilrahmens sein können) „Mengen“, die er bemalt und zu immer neuen Formen zusammensetzt. Der andere setzt Klötze und Platten zu „Wegweisern“, „Überwachungskameras“ oder zu Engelsflügeln („Fallen Angels“) zusammen, unbehandelt, aber manchmal unheimlich wirkend.
„Alle koreanischen Künstler haben eine enge Verbindung zu ihrem Heimatland“, sagt Richter und ergänzt: „Viele haben Familie dort und reisen hin und her.“ Yongchang Chung hat noch die Militärdiktatur in Südkorea erlebt und verarbeitet in seiner Kunst Erlebnisse aus seiner Kindheit. Eher grausamen Bildern wie „Head“, das den Schädel eines Hingerichteten zeigt und die Gewalttaten seiner Peiniger nicht verbirgt, stehen allerdings die einfach nur beeindruckend schönen Blumen (Haseulcho) entgegen. Nur in der Technik bleibt er sich immer treu: Die Schwärze des Hintergrunds hat eine kaum glaubliche Tiefe, Blumen oder auch eine „Schale“ sehen aus wie Fotos, maximal wie übermalte Fotos.