Nettetal Maut-Diskussion spaltet Niederländer
Nettetal · Bei einer Umfrage unter Kunden in Kaldenkirchener Geschäften gibt es keine einheitliche Meinung zur Maut. Etliche Venloer erwägen, bei Einführung der Gebühr Deutschland zu meiden. Andere wollen im Gegenzug auch eine Maut.
In Berlin diskutieren die Vertreter von CDU/CSU und SPD bei den Koalitionsverhandlungen über die Einführung der Pkw-Maut für Ausländer. Angeblich sollen deutsche Autofahrer nicht zusätzlich belastet werden. Niederländische Bürger, die gerne in Deutschland einkaufen, Restaurants besuchen oder Ausflüge machen, sind geteilter Meinung.
Bei einer Umfrage auf Parkplätzen in Kaldenkirchen, wo Venloer sehr gerne einkaufen, gehen die Meinungen der Niederländer weit auseinander. Einige wollen nicht mehr in Deutschland einkaufen, wenn sie eine Mautgebühr bezahlen müssten. Andere wiederum halten die mögliche Abgabe für durchaus gerechtfertigt. Allerdings werde das unweigerlich auch zu Gebühren für Deutsche in bisher mautfreien Ländern wie den Niederlanden oder Belgien führen.
"Wenn ich bezahlen muss, komme ich nicht mehr zum Einkaufen nach Deutschland", sagt Mai Ruijs. Für sie werde der "Preis entscheiden", aber generell werde sie mit Mautgebühr genauer überlegen, was und wann sie in Deutschland einkaufe. Mit seinem Sohn auf dem Arm eilt Heinrich Schlussen durch den Regen zum Auto am Supermarkt. "Es muss jeder selber wissen", sagt er. Ihn werde die Pkw-Maut nicht vom Einkauf hier abhalten. Die Niederländer sollten eine Maut im Gegenzug aber nicht einführen.
"Ich kaufe nicht nur in Deutschland ein, ich muss beruflich dreimal im Monat nach Frankfurt", sagt Vivienne Mulder, während sie Einkäufe ins Auto lädt. Die Maut werde sie durchaus treffen. Wenn alle in Europa die Gebühr einführen, sollte in den Niederlanden auch darüber nachgedacht werden. "Bisher war davon aber noch nicht die Rede bei uns." Sie versteht aber die Denkweise einiger deutschen Politiker, Deutschland sei schließlich ein "Transitstaat".
Annemie Oirbons fällt gerade eine Kiste Mandarinen vom prallgefüllten Einkaufswagen. Sie würde sicher nicht wegen einer Maut Reisen nach Frankreich meiden, erklärt sie — sie würde also auch nicht weniger in Deutschland einkaufen. "In der momentanen Krise" träfe eine solche zusätzliche Abgabe viele, denkt sie. Sie glaube aber nicht, dass die Niederlande eine Ausländer-Maut einführen. "Die Niederländer freuen sich über die Ausländer, die zum Einkaufen kommen."
"Mich betrifft das nicht, ich fahre nicht über die Autobahn zum Einkaufen", sagt Nik Dael. Jeder Bürger solle gleich behandelt werden, das sei Grundlage des europäischen Gedankens. Das sieht Richard Maeghs auch so. "Es ist ein Europa, und da sollte alles für alle gleich sein", antwortet er auf die Frage, ob die Niederländer eine Maut für Autobahnen verlangen sollten. Er hätte kein Problem mit einer Pkw-Abgabe auf Deutschlands Autobahnen. "Irgendjemand muss es bezahlen. Wenn du etwas benutzen willst, dann musst du dafür zahlen." Seine Einkäufe in Deutschland werde er nicht einstellen. "Ich fahre dreimal im Jahr nach Frankreich, da muss ich auch auf der Autobahn zahlen."
Hennie Janssen würde zwar weiter in Kaldenkirchen einkaufen gehen. Aber "bezahlen ist nie gut. Ich fahre aber nicht über die Autobahn nach Kaldenkirchen." Eine Frau, die ihren Namen nicht nennen will, wird "wahrscheinlich nicht mehr" zum Einkaufen nach Deutschland kommen. "Ich fahre regelmäßig über die Autobahn." Entscheidend sei vor allem, wie bezahlt wird, und für welch Zeitabstände eine Vignette gültig wäre. Sie wäre ebenfalls in einem solchen Fall für eine Maut in den Niederlanden.
