Schlosshofkonzert in Hinsbeck Ein Maskenspiel im Schlosshof

Hinsbeck · Der Klarinettist war verhindert, so spielte das Dogma Chamber Orchestra ein Konzert voller Lebenslust und Leichtigkeit.

 Die Mitglieder des Dogma Chamber Orchestra spielten auf Schloss Krickenbeck zeitweise mit Masken – dann zeigten sie sich den Besuchern wieder ohne.  RP-Foto: Jörg Knappe

Die Mitglieder des Dogma Chamber Orchestra spielten auf Schloss Krickenbeck zeitweise mit Masken – dann zeigten sie sich den Besuchern wieder ohne. RP-Foto: Jörg Knappe

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Ein Sturm im fernen Kanada hatte den Klarinettisten Thorsten Johanns am Flug gehindert. So musste das vom Kulturkreis der Wirtschaft in Nettetal (KdW) organisierte Schlosshofkonzert ohne den Solisten und die angekündigte „Klarinette in Nettetal“ stattfinden. Und doch bot der Abend die entscheidenden Elemente, die ein sommerliches Freiluftkonzert im herrlichen Ambiente von Schloss Krickenbeck erwarten lässt.

Mit dem Dogma Chamber Orchestra gastierte ein Ensemble, das mit virtuoser Leichtigkeit und Lebenslust musizierte. „Unsere Gebete um einen trockenen und warmen Abend sind vielleicht über-erhört worden“, kommentierte Karl Fleuth von der KdW die Hitze. Zur Abkühlung stand eine kostenlose Erfrischung bereit, während Fächer ausgelegt waren und Sonnenschirme punktuell Schatten spendeten.

Mikhail Gurewitsch konterte die unerwartete Wendung für den musikalischen Ablauf mit einer Programmänderung. Der erste Teil gehörte Mozarts drei Divertimenti, die der damals junge Komponist nach einer Italienreise schrieb und die als Salzburger Sinfonien bekannt sind. Das Orchester stellte die Reihenfolge auf den Kopf und begann mit der Nummer 3 der ausgewählten Werke. Dieser Schachzug entsprach der Eröffnung des Konzerts im Spiel mit dem Rücken zum Publikum. An den Hinterköpfen trugen die Musiker Masken, die auf skurrile Weise die Zuhörer anzublicken schienen. Maskenspiel und anschließende Demaskierung mit einer 180-Grad-Wendung zu den Besuchern verwiesen auf Mozarts Reise, die ihn auch den italienischen Karneval hatte erleben lassen.

Bei den Darbietungen integrierte sich Gurewitsch als geigender Konzertmeister ins Ensemble. Zu den Divertimenti entfalteten die Musiker ein Spiel, in dem sich virtuose Leichtigkeit mit dem Ausdruck von Heiterkeit, Anmut und Lebenslust verband. Zum eher selten zu hörenden Divertimento Nr. 2 strahlte der besonnene Anfang eine sanfte Ruhe aus, die durchwirkt war von bewegt aufblitzenden Momenten. Der Einstieg wurde einfühlsam kontrastiert mit der lebhaft zündenden Interpretation des zweiten Satzes.

Tschaikowski habe Mozart verehrt und seinerseits den Karneval in Rom erlebt, sagte Gurewitsch in der Überleitung zur Streicherserenade C-Dur Opus 48 des St. Petersburgers. Im farbig abwechslungsreich servierten Spiel ließ das Orchester südlich inspirierte Lebendigkeit aufblitzen, tänzerische Leichtigkeit wie auch unendlich feine Nuancen. Für den Beifall dankte es zur Zugabe mit der Darbietung einer Komposition seines Dirigenten. Es sei eine Fuge, die doch nicht so viel mit einer Fuge zu tun habe, aber eine ähnliche Struktur besitze, so Gurewitsch in geheimnisvoll andeutender Moderation.

Das musikalische Thema wurde von seinen Mitspielern komplex verwoben und plötzlich jazzig inspiriert und witzig aufgelöst. Mit der zweiten Zugabe schloss sich der Kreis. Zu Mendelssohn-Bartholdys sanft lockendem Venezianischem Gondellied trugen die Musiker erneut Masken.

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