Musik in Moers Tomeka Reid geht – „Recursion“ kommt

Staffelübergabe: In einem Übergabekonzert stellte sich das Kollektiv „Recursion“ in der Stadtkirche erstmals dem Publikum als neue Stadtmusiker vor. Cellistin Tomeka Reid verabschiedete sich gleichzeitig aus Moers.

Das Übergabekonzert in der Moerser Stadtkirche bestach durch seine Illumination.

Das Übergabekonzert in der Moerser Stadtkirche bestach durch seine Illumination.

Foto: Norbert Prümen

Tomeka geht – „Recursion“ kommt: Unter dieser Überschrift stand in der gut besuchten Stadtkirche das diesjährige Übergabekonzert des Improviser in Residence, des Botschafters für improvisierte Musik des Moers Festivals. Nach einem spannenden Jahr mit der amerikanischen Cellistin Tomeka Reid, die für das Übergabekonzert extra noch einmal aus Chicago angereist war, hat „Recursion“ die Herausforderung angekommen, als 16. Improviser in Residence in den kommenden Monaten für neue Aspekte in der Moerser Musikszene zu sorgen.

Man wird, wie die stellvertretende Bürgermeisterin Claudia van Dyck es formulierte, wieder „eine ganz andere Bandbreite der neuen Musik“ erleben. Das Kunst- und Klangkollektiv Recursion wurde 2019 von jungen Musikern und Klangkünstlern ins Leben gerufen mit dem Ziel, experimentelle Kunst und Musik zu schaffen. „Recursion“ konzeptioniert, organisiert und kuratiert interdisziplinäre Kunst- und Kulturveranstaltungen, Installationen und Konzerte, bei denen ein gesamtheitliches Konzept umgesetzt wird, was sich in der Programmation ebenso widerspiegelt wie in der räumlichen Gestaltung der Konzerte.

Festivalleiter Tim Isfort nutzte die Gelegenheit, beim erwartungsvollen Publikum für das diesjährige Festival zu werben: „Haben wir schon etwas zum Programm gesagt? Haben wir schon das Billy Hart Quartet verraten? Es wird auf jeden Fall ein tolles Festival!“ Für die Übergabe hatte Isfort einen musikalisch und visuell hoch spannenden Abend versprochen. Schon beim Betreten der Kirche ahnten die Besucher, dass sie ein atypisches Format abseits eines „normalen“ Konzerts erleben würden. Auf die Frage: „Warum ist das hier so dunkel und diesig?“ gab es vom Helferteam die lapidare Antwort: „Das haben wir extra so gemacht!“ Im Verlauf des einstündigen Sets wechselte die Illumination analog zur Musik immer wieder zwischen Dunkel und Hell. Mit fantasievollen Schattenbildern faszinierte der Lichttechniker, der zum heimlichen Star des Abends avancierte, das Publikum ebenso wie mit perfekt ausgeloteten Spots.

Musikalisch machte das Kollektiv, von Reid engagiert unterstützt, seinem Namen alle Ehre. „Recursion“ steht sinnbildlich für das in der elektronischen Musik verwendete Stilmittel einer ständigen Wiederholung. Mal schneller und mal langsamer, mal tiefer und mal höher, mal fast harmonisch und mal grell verzerrt. Mit diesen „unerhörten“ Klängen konnte nicht jeder etwas anfangen, der erste Skeptiker flüchtete schon nach wenigen Minuten, und im Lauf des Konzerts folgten ihm etliche. Aber es waren auch viele begeistert, es gab enthusiastischen Applaus, sogar einige Bravi.

Während Tomeka sich in gewohnt zurückhaltender Manier zurückzog, schien „Recursion“ die Reaktion auf den ersten großen Auftritt als Improviser zu genießen: „Wir freuen uns mega auf dieses Jahr“, versicherte Jan Krause und lud gleich ein zum „großen Kennenlernabend“ am kommenden Samstag (28. Januar, 19 Uhr, Kleine Allee 10): „Es gibt lecker Essen, Live-Musik und viel Spaß“.

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