Reaktionen Amateurfußballer begrüßen die Regeländerung „Spielsperre statt Wochensperre“

Fußball · Im Amateurfußball Nordrhein-Westfalens gilt eine neue Regel bei persönlichen Strafen. Die Reaktionen von Spielern und Schiedsrichtern sind positiv.

 Eine Rote Karte hat ab sofort andere Auswirkungen.

Eine Rote Karte hat ab sofort andere Auswirkungen.

Foto: dpa/Armin Weigel

Am letzten Spieltag vor der Winterpause gab es im Amateurfußball in den vergangenen Jahren speziell zum Spielende hin kuriose Szenen. Da bettelten etliche Spieler förmlich um eine Gelbe Karte und wurden dafür auch recht erfinderisch: Mal griffen sie in Höhe der Mittellinie in einer völlig harmlosen Situation gut sichtbar für den Schiedsrichter zur Textilbremse oder meckerten heftig über eine Einwurf-Entscheidung. Und elegant konnten das Torschützen lösen: Die zogen einfach beim Torjubel das Trikot aus. Die Absicht war stets dieselbe: ihre fünfte Gelbe Karte. Danach war man dann gut eine Woche gesperrt, ohne zu spielen – und konnte nach der Winterpause unbelastet in den zweiten Saisonteil gehen.

Solche Szenen dürften von nun der Vergangenheit angehören. Denn ab sofort wird in ganz NRW umgesetzt, was auf dem Verbandstag des Westdeutschen Fußball-Verbandes (WDFV) im Juli 2019 beschlossen worden war: Statt einer Wochensperre kommt bei Roten, Gelb-Roten und Gelben Karten nun die Spielsperre zur Anwendung – von der Regionalliga bis runter zur Kreisliga D. Auf dem Verbandstag wurde diese Änderung nur für Rote Karten beschlossen – die Regelung bei Gelben Karten obliegt den drei Landesverbänden Niederrhein, Mittelrhein und Westfalen. „Doch die haben nun alle nachgezogen, es wird also einheitlich geahndet“, erläutert Thomas Klingen, Vorsitzender des Fußballausschusses im Kreis Mönchengladbach/Viersen.

Ein Spieler wird zum Beispiel nun keine Vier Wochen, sondern dann für vier Meisterschaftsspiele gesperrt – für das Team, für das er die Rote Karte kassiert hat (Erste, Zweite oder Dritte Mannschaft). Er ist in diesem Zeitraum zudem für sämtliche andere Mannschaften seines Vereins gesperrt – und zwar so lange, bis das betreffende Team vier Punktspiele absolviert hat. Für Pokalspiele zum Beispiel ist er aber in dieser Zeit spielberechtigt. Hier greift die Regelung, dass ein Akteur nach einer Roten Karte an sogenannten rangniedrigeren Wettbewerben weiterhin teilnehmen darf. Die Reihenfolge ist klar definiert: Meisterschaftsspiele, Pokalspiele, Freundschaftsspiele, Turnierspiele.

Friedel Henßen, Sportlicher Leiter des Regionalligisten FC Wegberg-Beeck, begrüßt die neue Regelung: „Ich finde es absolut richtig, dass ein Spieler nun nicht mehr um eine wirkliche Strafe herumkommen kann. Und genauso richtig finde ich aber, dass die Sperren nun für einzelne Wettbewerbe gelten.“

Der ehemalige Abwehrspieler und neue Co-Trainer des VSF Amern, Dennis Homann, sagt: „Natürlich ist man als Fußballer clever und hat so etwas im Hinterkopf. Gerade wenn es um entscheidende Spiele um Auf- und Abstieg geht, versucht man das dann auszunutzen. Allerdings haben sich mit der Zeit auch die Schiedsrichter darauf eingestellt. Da muss man als Spieler schon mehr tun, um sich eine Karte abzuholen.“ Mit Bezug auf die Sommer- und Winterpause könnte damit dieses Vorgehen auch seltener werden. Nach wochenlanger intensiver Vorbereitung würden die Spieler den ersten Spieltag der Hin- oder Rückrunde verpassen. Das wollen die Akteure natürlich vermeiden. „Nach einer Pause will man unbedingt im ersten Spiel dabei sein. Die Chance, anschließend wieder in die erste Elf zu rutschen, würde sich sonst auch verringern“, sagt Homann.

Die Gladbacher Schiedsrichter sehen die Regeländerung durchweg positiv. „Damit wird ein Schlupfloch im Regelwerk, das eigentlich zu Erziehungszwecken dienen soll, nun geschlossen“, sagt Dieter Kauertz, der jahrelang selber als Fußballer und Schiedsrichter tätig war.

Gespaltener Meinung ist Ibrahim el Miri, der sowohl höherklassig als Schiedsrichter(-Assistent) als auch als Spieler in der Kreisliga C aufläuft. „Als Schiedsrichter finde ich es gut. Als Exekutive wenden wir nur die Regeln an. Somit werden die möglichen Sperren auch zu persönlichen Strafen. Zuvor war das ohne Sinn, und das haben viele ausgenutzt. Als Spieler habe ich früher dagegen eher von der alten Regelung profitiert“, sagt el Miri. „In beiden Fällen sieht man sich ja eh die Tabellensituation an. Als Spieler will man wissen, wie der Gegner drauf ist. Als Schiri prüft man halt vorher, ob ein gewisses Potenzial aufgrund der Tabelle vorliegt und bereitet sich dann mental dementsprechend vor.“

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