Eröffnung in Mönchengladbach-Güdderath Bunker wird Kultur- und Gedenkort

Mönchengladbach · Nach siebenjähriger Bauzeit präsentiert das Künstlerpaar Bernhard Petz und Zdzislawa Sacher den Güdderather Bunker der Öffentlichkeit. „Die Herbstzeitlose“ ist Titel der neuen Veranstaltungsreihe, die vom Theater mitveranstaltet wird.

 Eröffnung des Bunkers in Güdderath: Gabriela Kuhn sang „Lola Blau“ von Georg Kreisler.

Eröffnung des Bunkers in Güdderath: Gabriela Kuhn sang „Lola Blau“ von Georg Kreisler.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs wurde an der heutigen Maria-Juchacz-Straße ein Luftschutzbunker errichtet. Bis zur Kapitulation wurde er nicht mehr fertig, das Dach fehlt. Dank der mutigen, unbeirrten, vor Kreativität strotzenden Initiative des aus Tirol stammenden Musikers, Bildhauers und Autors Bernhard Petz darf die Neubestimmung des Schutzbauwerks in Friedenszeiten nun als vollendet gelten.

In siebenjähriger Bauzeit ließ sich der Erwerber, Tubist der Niederrheinischen Sinfoniker, für sich und seine Lebensgefährtin, die Geigerin und Textilkünstlerin Zdzislawa Sacher, nicht nur ein Haus auf der Bunkerplatte errichten, er gestaltete auch alle weiteren Räume des großvolumigen Betonklotzes für private Zwecke um. Petz, der sich als bildender Künstler Bepe Meilenstein nennt, braucht jede Menge Platz für seine ausladenden Skulpturen.

Mit der Herrichtung eines Konzertsaales im Erdgeschoss war für die Bewohner nun der Schritt an die Öffentlichkeit fällig. Rund 80 Besucher finden Platz auf den aus dem Geneickener Bahnhof stammenden Stühlen; das knappe Sitzangebot war Ursache, dass die kostenlosen Zählkarten der Pilotveranstaltung der neuen Reihe „Die Herbstzeitlose“ Wochen vorher ausgebucht waren. In Gegenwart von Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners und des Kulturdezernenten Gert Fischer bedankte sich Petz gleich zweimal bei der Stadt: „Erst einmal dafür, dass Sie mir Vertrauen geschenkt haben, dass ich etwas Tragfähiges aus dem Bunker entwickeln würde“, sagte Petz, der gern in von Zdzislawa geschneiderten Gewändern unter die Leute geht, dabei auf Schuhe verzichtet.

Und dann dankte er für die „Aufgeschlossenheit der Stadt, den Bunker als Veranstaltungsort zu genehmigen“. Sein Dank galt auch der finanziellen Unterstützung durch die Stadt und das Land NRW. Bei der Eröffnung des Bunkers am Sonntag gestand Reiners: „Ich bin heilfroh, dass es diese Räumlichkeiten gibt, dieser Bunker ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt und die Region. Ihre unglaubliche Kreativität tut diesem Ort sehr gut.“

Petz strahlte, als er feststellte: „Ich habe jetzt eine tolle Werkstatt, ein Museum und ein schönes Haus!“ Den vorgefundenen Beton-Rohling, den er in Eigenregie geschliffen und bearbeitet hat, versteht der friedensbewegte Eigentümer auch als Denkmal, als Gedenkstätte für die Katastrophe des Weltkriegs. Dieser Intention folgte das Eröffnungs-Special mit der Diseuse Gabriela Kuhn und dem Intendanten des Theaters, Michael Grosse. Der Theaterboss glänzte einmal mehr als mitreißender Rezitator, diesmal von Gedichten und Prosa des allzu früh verstorbenen Dichters Wolfgang Borchert (1921-47). Gabriela Kuhn sang, am Flügel begleitet von Yorgos Ziavras, in kessem Tonfall Lieder aus dem Zyklus „Lola Blau“ von Georg Kreisler. Dabei stellte sich heraus, dass der von nacktem Beton eingefasste Raum mit zwei Galerien über hervorragende Akustik verfügt. Das weckte Appetit auf kommende musikalische Veranstaltungen.

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