Lettischer Chor Liebe zum Gesang – auch in der Fremde

Mönchengladbach · Der lettische Chor „Ramtai“ probt in Wickrath. Die Sänger kommen aus Düsseldorf, Bonn, Dortmund, Neuss und Solingen angereist.

 Der lettische Chor „Ramtai“ besteht aus Sängerinnen und Sängern, die teilweise weite Anfahrten auf sich nehmen, um sonntags in Wickrath gemeinsam zu proben.    Foto: Körting

Der lettische Chor „Ramtai“ besteht aus Sängerinnen und Sängern, die teilweise weite Anfahrten auf sich nehmen, um sonntags in Wickrath gemeinsam zu proben. Foto: Körting

Foto: Jürgen Körting

Dass die Letten ein sangesfreudiges Volk sind, ist allgemein bekannt. Doch dass sie mit Achtung gebietendem Engagement ihre Liebe zum Gesang auch im Ausland pflegen, das ist schon der Erwähnung wert. Sonntagsnachmittags – für alle Mitglieder des seit vier Jahren bestehenden Chores „Ramtai“ die beste Probenzeit – stehen vor dem Probelokal in Wickrath Autos mit Kennzeichen von Düsseldorf, Bonn, Dortmund, Neuss, Solingen, Viersen und Krefeld. Solche Entfernungen nehmen die Sängerinnen und die (leider nur wenigen) Sänger gerne auf sich, um sich zu treffen und vor allem, um lettisches Liedgut zu pflegen.

Ausgesprochen lebhaft geht es im Proberaum zu, Nadina Jestela, die Gründerin und Leiterin von Ramtai, hat große Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Sie steht am Keyboard, gibt die Töne an, weist eine Geigerin, einen Akkordeonisten und einen Trommler als Begleiter ein. Doch zunächst gibt es unter den Vokalisten ausführliche Diskussionen. Der Chor scheint recht demokratisch geführt zu werden, es dauert einige Zeit, bis sich die Dirigentin Gehör verschafft.

Doch dann erklingen faszinierende, meist sehnsuchtsvolle Klänge von betörender Schönheit und dennoch frappierender melodischer Einfachheit. Einige Sängerinnen stellen sich in solistischen Passagen vor – allesamt Stimmen, die das Potenzial zu professionaler Ausbildung hätten. Nadina Jestela arbeitet immer wieder minutiös an der Intonation, an der Homogenität und der rhythmischen Präzision. Dabei wechselt sie zwischen Deutsch und Lettisch, sodass auch Maria Schmelzer, die einzige Deutsche im Chor, mehr oder weniger folgen kann. Schmelzer hatte sich seinerzeit als einzige gemeldet, als der Chor mittels eines Aufrufs neue Mitglieder suchte. Inzwischen, so die Dirigentin, ist die engagierte Sängerin für die Gemeinschaft unverzichtbar – nicht nur wegen ihrer Mitgliedschaft im Chor. Sie kümmert sich auch mit großem Einsatz um Organisatorische Belange.

Bei unserem Besuch probten die rund 30 Sängerinnen und Sänger intensiv für die „Interkulturelle Woche 2019 – zusammen leben, zusammenwachsen“, die bis zum 13. Oktober in Mönchengladbach stattfindet und an der sie zum ersten Mal teilnehmen.

Das empfinden die Dirigentin und der Chor als große Ehre und Anerkennung – ist doch die Integration ein besonderes Anliegen von Ramtai. Diese Chorgemeinschaft möchte nicht nur den in Deutschland lebenden Letten (die aus beruflichen oder privaten Gründen einer starken Fluktuation unterliegen) eine Anlaufstelle und möglichst eine Heimat bieten – ihr Bestreben ist es auch, immer wieder durch die Musik neue Freundschaften zu schließen und Brücken zu bauen.

Eine starke Stütze für „Ramtai“ ist der Deutsch-Lettische Freundeskreis in Willich, mit dem der Chor kontinuierlich zusammenarbeitet. Regelmäßig findet ein Fest mit Chorbeteiligung aus Anlass des lettischen Nationalfeiertages (18. November) statt. Auch beim jährlichen Kaffeekonzert im Mai sind die engagierten Sänger dabei, und das alljährliche Sommerfest in der Kleingartenanlage in Willich-Anrath ist ein willkommener Termin. 2018 durfte „Ramtai“ zum ersten Mal an der „Illumusica“ am Schloss Neersen teilnehmen, für die Letten ein unvergessliches Erlebnis, „das uns noch mehr zusammengeschweißt und in unserer Tradition gestärkt hat“.

Nun erhofft sich der Chor durch seine Teilnahme an der „Interkulturellen Woche“ viel Zuspruch, weitere Konzerteinladungen und vielleicht neue Mitglieder – gleich welcher Nationalität.

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