Opa-Kolumne Was wir an unsere Enkel weitergeben

Mönchengladbach · Als Großeltern können wir unseren Enkeln Fähigkeiten und Interessen mit auf den Weg geben, die sie anderswo nicht kennenlernen.

 Großeltern und ihre Enkelkinder. (Symbolbild)

Großeltern und ihre Enkelkinder. (Symbolbild)

Foto: monkeybusinessimages

Kennen Sie Mr. Pumperdum? Entschuldigung, jetzt habe ich Sie in eine missliche Situation gebracht, weil eine Antwort auf meine Frage für Sie eigentlich unmöglich ist. Denn dazu müssten Sie erstens meine Enkelin Hannah und zweitens auch noch deren jüngste Geschichte kennen. Hannah schreibt gerne, und sie liest die von ihr kreierten Phantasiegebilde dann der Familie vor.

Als die Neunjährige mir jüngst ihr Märchen von Mr. Pumperdum präsentierte, da hatte ich feuchte Augen. Das lag zum einen daran, dass diese Geschichte schön und anrührend ist. Zum anderen fand ich darin etwas wieder, für das ich mit die Saat gelegt habe: Sich von Geschichten faszinieren lassen und sie nicht nur zu konsumieren, sondern sie selbst zu schreiben.

Oje, was für eine Lobhudelei, könnten Sie sagen. Vielleicht haben Sie Recht, denn die großelterlichen Augen der Liebe sind auch Augen des Stolzes, weil wir Großeltern bei Enkeln die Realität etwas erhöhen. Aber dies ist vor allem ein Plädoyer an alle Omas und Opas, ihre Talente, ihre Hobbys, ihre Vorlieben den Enkeln zu vermitteln. Ich kann keinen Motor zusammensetzen, kein Musikstück komponieren, keinen Pullover stricken, ich beherrsche Ronaldos Übersteiger nicht und kann nicht den Sternenhimmel beschreiben. Ich kann ein bisschen schreiben. Mehr nicht. Aber dieses kleine Talent nutze ich aus. Weidlich.

Deshalb habe ich meinen Enkelinnen mehrere Jahre immer aus dem Urlaub Geschichten zum Vorlesen gemailt. Vom „Kleinen Mann aus Kolumbrasilikum“, als sie an das Fantastische glaubten. Von „Susi Schreck“, als sie Fans von Bibi Blocksberg waren. Vom „Süderhof“, dem „Pony Svenja“ und einem quirligen Familienleben, als Reiten temporäres Hobby war. Daraus sind kleine Bücher entstanden – alles nur für den Hausgebrauch. Wenn ich Hannah damit nicht mehr erreichen kann, weil dies für sie Kinderkram ist, können Matilda und Elisa vom Lesestoff gebannt werden. So lautet jedenfalls die reine Lehre.

Jüngst habe ich die vorpubertierende Hannah auf andere, neue Weise erreichen können. Als ich sie zum Cello-Unterricht brachte, lief im Autoradio „Tears in Heaven“ von Eric Clapton. Ich habe ihr erzählt, dass Clapton den Song für seinen Sohn Conor komponiert hat, der im Alter von vier Jahren tödlich verunglückt ist. Das rührte Hannahs Gemüt. „Das Lied möchte ich unbedingt haben. Es ist sehr schön“, sagte sie.

Ich habe ihr eine CD gemacht mit 20 Stücken. Mit „Tears in Heaven“. Aber auch mit Songs, die in meinem Leben eine Rolle gespielt haben und deshalb immer für mich wichtig bleiben. Zu jedem Lied habe ich ihr ein paar Sätze geschrieben. Dass „The Long and Winding Road“ von den Beatles und „A Whiter Shade of Pale“ von Procol Harum bei mir in Dauerschleife liefen, als ich zweimal riesigen Liebeskummer hatte, interessierte sie besonders. Ich konnte ihr die alten Schallplatten zeigen, die bei diesen Stücken seit dieser Zeit tiefe Kratzer haben.

Auch Hannahs Schwester Matilda (5) ist für Liebesthemen bereits ziemlich empfänglich. Da gibt es noch keinen Gefühlsüberschwang, sie sieht das eher klar und pragmatisch. Als sie von meinem früheren Liebeskummer hörte, war ihr lapidarer Kommentar: „Ich bin auch verknallt. In Moritz und in Ben. Und in Marie – das geht auch. Dann bekommen wir beide Babys.“

Kolumnist Dieter Weber ist Opa von Hannah (9), Matilda (5) und Elisa (2). An dieser Stelle berichtet er regelmäßig vom aufregenden Opa-Leben. Foto: D. Ilgner

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