Spielenachmittag in der Bibliothek Was Kinder heute spielen

Mönchengladbach · Es muss nicht immer digital sein, analog funktioniert auch noch bei Kindern. Die mobile Kindersozialarbeit in Rheydt bietet jeden Dienstag in der Stadtteilbücherei einen Spieletreff an.

 Keanu-Joel, Kornelia Rotzek, Iacin und der Leiter der Stadtteilbücherei Rheydt, Arno van Rijn, haben noch Spiele aus dem Fundus der Bibliothek geholt.

Keanu-Joel, Kornelia Rotzek, Iacin und der Leiter der Stadtteilbücherei Rheydt, Arno van Rijn, haben noch Spiele aus dem Fundus der Bibliothek geholt.

Foto: Markus Rick (rick)

Kornelia Rotzek hat noch nicht alle Spiele bereit gestellt, da steht Iacin schon da. „Iacin war in der vergangenen Woche das erste Mal dabei“, sagt die Sozialarbeiterin, die seit kurzem in der Rheydter Familienbibliothek regelmäßig einen Spieletreff für Kinder ab sechs Jahren anbietet. Das Angebot hat sich schnell etabliert: Es sind schon Stammspieler dabei, viele kommen häufig. Solche wie Keanu-Joel, der sich auch pünktlich um 16 Uhr am Spieletisch in der Kinderbibliothek einfindet. Was gespielt wird, bestimmen die Kinder. Meistens sind es die Klassiker: „Mensch ärgere dich nicht“, „Mau Mau“ oder auch der „Der kleine Drache Kokosnuss“.

Der kleine Drache macht auch diesmal das Rennen, und das Spiel wird aufgebaut. „Mir ist immer wichtig, dass wir nicht allzu lange aufbauen und Regeln erklären müssen“, sagt die Sozialarbeiterin. Schließlich stehen nur anderthalb Stunden zur Verfügung. Schnell sind die Figuren verteilt, und es wird gewürfelt. Keanu greift helfend ein, wenn der jüngere Iacin einen Fehler beim Weiterziehen macht. „Die Kinder gehen sehr fair miteinander um“, stellt Kornelia Rotzek fest. Und am Ende des Spiels wird die Figur der Oma (die hat die Sozialarbeiterin), die lange in Führung lag, noch von Iacin abgefangen. Freudig schiebt er seine Figur ins Ziel.

Die Sozialarbeiterin sieht in der Beschäftigung mit den Gesellschaftsspielen viele Vorzüge. „Die Kinder müssen eine Strategie entwickeln, aber sie zeigen auch Hilfsbereitschaft. Sie müssen sich in das Spiel hineindenken, gehen mit Sprache und mit Zahlen um und werden motorisch gefordert“, zählt sie auf.

 Aber es wird auch immer geredet beim Spielen. „Die Kinder erzählen viel und finden auch Freunde beim Spielen“, stellt Kornelia Rotzek fest. Auch im heimischen Bereich plädiert die Sozialarbeiterin fürs gemeinsame Spielen. „Die Kinder genießen die Zuwendung“, sagt sie. Die Klassiker unter den Familienspielen gehen immer. Die abgegriffene Spielesammlung in der Stadtbücherei legt davon ein überzeugendes Zeugnis ab.

Der Spieletreff in der Rheydter Stadtteilbücherei ist ein gemeinsames Angebot der Bibliothek und der Mobilen Kindersozialarbeit, die von der Awo seit rund einem halben Jahr im Rheydter Osten organisiert wird. „Wir haben uns mit der Stadtbücherei in Verbindung gesetzt und gemeinsam überlegt, was noch fehlt“, sagt Rotzek.

 Für viele andere Gruppen hat die Rheydter Bibliothek ein spannendes Angebot: Schüler treffen sich, um Gruppenarbeiten zu erledigen, andere recherchieren. Jugendliche spielen Computerspiele, Mütter und Väter sitzen mit kleinen Kindern in der Bilderbuchecke. Wieder andere haben sich zum gemütlichen Schmökern zurückgezogen. Viele Möglichkeiten also, aber noch keine Spielmöglichkeiten für die Jüngeren. Deshalb hat sich der Spieletreff auch schnell etabliert. Eltern liefern ihre Kinder ab und machen selbst Besorgungen. Oder sie bleiben in der Bibliothek und nutzen die anderthalb Stunden für sich selbst.

 Iacin, Kornelia Rotzek und Keanu-Joel spielen zum Aufwärmen „Der kleine Drache Kokosnuss“.

Iacin, Kornelia Rotzek und Keanu-Joel spielen zum Aufwärmen „Der kleine Drache Kokosnuss“.

Foto: Angela Rietdorf

 Die Kinder genießen sichtlich die Zeit, die sie mit den Brettspielen verbringen können. Heute wollen sie viel ausprobieren: ein Spiel, das eigentlich kleinere Kinder auf den Besuch beim Kinderarzt vorbereitet ebenso wie ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem kleine Drachen Funkelsteine sammeln müssen. Aber zum Schluss setzt sich dann doch noch Iacin mit seinem Wunsch durch: Er wollte schon von Anfang an „Mensch ärgere dich nicht“ spielen.

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